Fürstenfeldbruck:Umfahrung ade

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Für die Umgehungsstraße der B2 sind acht Trassen im Gespräch. (Foto: N/A)

Sondierungsgespräche von OB Klaus Pleil über eine Verkehrsentlastung der Brucker Innenstadt sind gescheitert. Die Fraktionschefs lehnen es ab, ausgewählte Trassen eingehender prüfen zu lassen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Ohne Ergebnis ist am Montagabend eine interne Gesprächsrunde des Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeisters Klaus Pleil (BBV) mit den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen über acht mögliche Trassen für eine Umgehungsstraße der Bundesstraße 2 ausgegangen. Da sich die Teilnehmer nicht auf eine Prioritätenliste und auch nicht auf eine Vorauswahl festlegen konnten, soll der Stadtrat am 22. Juli in seiner Gesamtheit entscheiden. Letztlich geht es dabei um drei Grundsatzfragen: Will der Stadtrat nach einer Serie von Rückschlägen überhaupt noch eine neue Umfahrungsdiskussion anstoßen? Will der Stadtrat darauf drängen, das Umgehungsprojekt wieder in den Bundesverkehrswegeplan aufnehmen zu lassen? Will der Stadtrat die Hoheit über den Marktplatz erlangen, um den gesamten Verkehr im Zentrum neu zu ordnen, und wie soll das gegebenenfalls geschehen?

Der Oberbürgermeister zeigte sich nach der Sitzung nicht auskunftsfreudig. Er verwies nur auf die unterschiedlichen Positionen. Ein Teil sage, die Stadt brauche eine neue Trasse, ein Teil verneine das. Da bei einer Festlegung auf eine oder bis zu drei Varianten eine längere Prüfung der Straßenbaubehörden in Gang gesetzt würde, hält Peil nicht viel davon, noch einmal 20 Jahre oder länger auf eine Ortsumfahrung zu warten. Zumal nicht gewährleistet sei, dass diese Straße dann irgendwann gebaut werde. Nur eines stellt der OB im Vorfeld der Stadtratssitzung klar: "Ich will nicht die große Trassendiskussion beginnen", beteuert er. Das erklärt seine Vorgehensweise, das Thema zuerst nur in inneren politischen Zirkeln anzusprechen und nicht in der Öffentlichkeit zu behandeln. Laut einem Gesprächsteilnehmer steht die von Pleil im Kommunalwahlkampf favorisierte Trasse, die Variante F durch Naturschutzgebiete, nicht mehr zur Diskussion. Die weiträumigere Ostumfahrung verläuft nur über die Flur von Nachbargemeinden und stößt in Eichenau und in Emmering auf vehementen Widerstand.

Am Montagabend zeichnete sich eine Mehrheit von BBV, SPD und Grünen für den Vorschlag ab, die Umgehungsdebatte zu den Akten zu legen und die störende B 2 durch die Verlagerung der Strecke auf den Autobahn-Westring (A 99) und die Stuttgarter Autobahn (A 8) ganz aus der Stadt herauszubringen. Die Umgehungsdebatte hatte CSU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lohde mit einem Antrag angestoßen. Laut Lohde unterstützt die CSU die Variante E, also die Strecke, die nach der Bahnunterführung östlich am Schulzentrum Tulpenfeld vorbeigeführt und dann in einem einen Kilometer langen Tunnel bis kurz hinter der Einmündung der Dachauer Straße in die Emmeringer Hauptstraße auf den Zubringer zur B 471 geführt würde. Das wäre eine Tunnelvariante der früheren Hölzltrasse, die in den Neunzigerjahren mit einer Brücke über das Erholungsgebiet des Emmeringer Hölzls geführt werden sollte.

Lohde räumt ein, dass ungeklärt sei, ob diese Trasse gebaut werden könne. Der Sprecher der CSU-Fraktion hält es für wichtig, zumindest diese Alternative zu prüfen. Für diese Straßenführung spreche die Entlastung der gesamten Innenstadt einschließlich der Münchner Straße. Zudem sei eine direkte Anbindung des geplanten neuen Stadtteils auf dem Fliegerhorst an die Umgehung möglich. Lohde hofft auf die Unterstützung von Piraten und Freien Wählern, schließlich werde ein eindeutiges und klares Votum des Stadtrats gefordert. Nötig sei eine Zweidrittelmehrheit. Die Deichenstegtrasse (Variante D) vom Landratsamt über den Deichensteg zur Dachauer Straße ist für den CSU-Fraktionssprecher tabu, seit sich die Mehrheit der Fürstenfeldbrucker bei einem Bürgerentscheid dagegen ausgesprochen hatte .

Philipp Heimerl vertrat in der Runde die SPD-Fraktion. Er wirbt dafür, in Fürstenfeldbruck keine neue Umgehungsstraßendiskussion vom Zaun zu brechen. Er sagt: "Wir hoffen, dass die anderen Gruppierungen das ähnlich sehen wie wir." Laut Heimerl sind die Verkehrsprobleme nicht durch eine Verlegung des Verkehrs auf andere Straßen zu lösen. Die SPD favorisiert eine andere Lösung. Die von München kommende B 2 soll bei Germering über die A 99 und die Stuttgarter Autobahn über die Ausfahrt Fürstenfeldbruck/Dachau zur B 471 und dann westlich an der Kreisstadt vorbeigeführt werden. Löst sich die B 2 im Stadtgebiet auf diese Weise quasi in Luft auf, könnte der Stadtrat den Marktplatz überplanen.

Laut Lohde wird eine solche Umwidmung von Bundesstraßen jedoch nur genehmigt, wenn der Verkehr abgenommen hat. Das sei nicht der Fall. Zudem verweist er darauf, dass das Staatliche Bauamt Freising die B 2 in den vergangenen Jahren mit einem großen finanziellen Aufwand ausgebaut hat. Eine Behörde tue so etwas nicht, um die Straße kurz danach einfach zurückzustufen. Das wäre unsinnig, stellt Lohde fest.

BBV-Fraktionssprecher Hardy Baumann fordert, einen Schlussstrich unter die Umgehungsdebatten zu ziehen. Die BBV werde am 22. Juli für die von der SPD beantragte Umwidmung der B 2 stimmen. Das entspreche dem BBV-Wahlprogramm, das als kurzfristige Lösung diese Umwidmung anführt. Zudem habe die BBV bisher alle Trassen abgelehnt und Pleils langfristig Lösung, die weiträumige Ostumfahrung, habe sich wegen des Widerstands der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden "in Luft aufgelöst". Schon bisher lehnte die BBV alle innerstädtischen Umgehungstrassen ab, dieser Linie will sie treu bleiben. "Wir werden grundsätzlich jede Trasse ablehnen", sagt Jan Halbauer, neuer Stadtrat der Grünen. Laut Halbauer ist das hausgemachte Verkehrsproblem der Stadt nicht mit Trassen zu lösen, sondern mit Konzepten wie Einbahnstraßen und Kreiseln. Wegen der hohen Kosten und aus Gründen des Naturschutzes sei eine Ortsumfahrung abzulehnen. Auch wenn er die Realisierung für fraglich hält, will der Grüne für die Umwidmung der B 2 stimmen.

© SZ vom 17.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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