Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Über Bruck in den Urlaub

Der einzige Wohnmobilstandplatz seiner Art im Landkreis erntet viel Lob. Die Gäste aus ganz Europa freuen sich über Wasser-, Strom- und Internetanschluss und den Vertrauensvorschuss beim Bezahlen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Kreisstadt ist so etwas wie ein Geheimtipp für Durchreisende. Bis zu sieben Nächste können Wohnmobilisten auf dem eigens eingerichteten Parkplatz an der Amperoase nächtigen. Fast nur Lob gibt es dafür. Nur das Dixie-Klo und die Bälle, die über den Zaun des benachbarten SCF-Fußballplatzes fliegen, trüben ein klein wenig das Bild.

Sieben Wohnmobile stehen am Sonntag auf dem Parkplatz, der über Strom-, Wasser- und Internetanschluss ebenso verfügt wie über Entsorgungsmöglichkeiten fürs bordeigene Chemieklo. In der einen Ecke steht ein Kleinbus, in der anderen ein zehn Meter langer Gigaliner, in dem man getrost die Welt umrunden könnte. Anhand der Kennzeichen lässt sich erkennen, wo die Wohnmobile zugelassen sind: Minden-Lübbecke, Rhein-Sieg-Kreis, Odenwaldkreis, Euskirchen. Der Gigaliner ist in München zugelassen.

Das "NK" am Alkoven-Wohnmobil der Schabbachs führt in die saarländischen Ort Schiffweiler. Wie kommt man da auf die Idee, ausgerechnet in Fürstenfeldbruck seine Stühle in die Sonne zu stellen? Michael Schabbach lacht. Ziemlich regelmäßig besucht die Familie die Partnergemeinde, das österreichische Greifenburg. Die gut 700 Kilometer am Stück zu fahren wäre denn doch des Guten zu viel. Deswegen wurde vor zwei Jahren erstmals die App eines Wohnmobilmagazins konsultiert. Und siehe da, liegt doch da ein bestens ausgestatteter Wohnmobilstellplatz auf halber Strecke. Natürlich gäbe es auch den Campingplatz in Olching. Aber der liegt für eine Nacht zu weit vom Schuss. Bruck dagegen liegt verkehrsgünstig - und der Stellplatz nur zehn Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Nebenan in der Amperoase könnte man sogar Baden gehen, jenseits der Fußgängerbrücke liegt Fürstenfeld mit seinem Restaurant.

Dass die Kreisstadt so einen Vertrauensvorschuss gewährt bei der Bezahlung, findet Silvia Schabbach toll. Auf blauen Kuverts, die zwischen Infotafeln unter einem Brieftresor hängen, tragen die Gäste Kfz-Kennzeichen, Tag der Ankunft und die Zahl der Übernachtungen ein. Fünf Euro kostet der Stellplatz pro Nacht, 50 Cent werden für zehn Liter Frischwasser fällig, zwei Euro für die Wasserentsorgung, zwei bis fünf Euro für Strom. Das Geld kommt ins Kuvert, das dann eingeworfen wird.

Das noch unter Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) 2015 umgesetzte Konzept wurde mittlerweile nachjustiert. Im Verkehrsausschuss berichtete die für den Fremdenverkehr zuständige Claudia Metzner, die sich augenzwinkernd als "Platzwart" des Wohnmobilstellplatzes bezeichnete, jüngst über die bisherigen Erfahrungen. Weil einige der neun Stellplätze schon mal durch Dauercamper aus dem Landkreis belegt waren, wurde die maximal zulässige Aufenthaltsdauer von ursprünglich vier auf eine Woche reduziert. Neun von zehn Wohnmobilen kommen aus Deutschland, der Rest aus europäischen Ländern. Vor allem durch Mundpropaganda, aber auch durch Fachmagazine werden diese aufmerksam auf den Platz. Etwa 40 Euro geben die Gäste durchschnittlich aus, wenn sie in Bruck beispielsweise zum Essen oder zum Einkaufen gehen. Durch die Gebühren, die von den Gästen in der Regel ehrlich entrichtet werden, sind die Kosten der Stadt mehr als gedeckt. Die Überschüsse könnten nun in ein Wunschprojekt fließen: Das Dixie-Klo soll endlich ersetzt werden durch eine stationäre WC-Anlage.

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Quelle:
SZ vom 12.07.2019
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