Fürstenfeldbruck:Tonne mit Tücken

Verkaufsverpackungen und Gegenstände aus Kunststoff und Metall sollen künftig zu Hause in einem neuen Wertstoffbehälter gesammelt und dann abgeholt werden. Nun gibt es Schwierigkeiten

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Seit mehr als zwanzig Jahren trennen und sortieren die Bewohner im Landkreis Fürstenfeldbruck ihren Müll und bringen die vielen wiederverwertbaren Bestandteile regelmäßig zu den Wertstoffhöfen. Künftig könnte eine neue Tonne Erleichterung in ihren Sortieralltag bringen. Von September an wird es eine eigene Wertstofftonne geben, die jeder Haushalt im Landkreis bei sich zu Hause aufstellen kann, aber nicht muss.

Darin gesammelt werden sollen sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen aus Kunststoff und Metall wie Plastikschüsseln, Plastikeimer, Kinderspielzeug aus Kunststoff, Kleiderbügel oder Bratpfannen, sowie sogenannte Leichtverpackungen. Das sind jene Verkaufsverpackungen aus Plastik, Verbundstoffen, Aluminium oder Weißblech, die sich nach jedem Einkauf im Supermarkt häufen: Joghurt- und Sahnebecher, Shampoo- und Putzmittelflaschen, Cremedosen aus Kunststoff, Spraydosen, Getränkedosen. Bislang müssen all diese Fraktionen getrennt zu Hause gesammelt und anschließend zu den großen Wertstoffhöfen oder Kunststoffsammelstellen gebracht werden. Bis sie dort einzeln in die jeweiligen Sammelbehälter einsortiert sind, kann das schon mal einige Zeit dauern. Mitarbeiter helfen dabei, die richtigen Sortierbehälter zu finden, allerdings sind die großen Wertstoffhöfe und Kunststoffsammelstellen nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.

Bereits vor zwei Jahren hatte der Kreistag Fürstenfeldbruck, der über das Müllsystem im Landkreis entscheidet, der Einführung einer Wertstofftonne zugestimmt, in seiner Sitzung an diesem Donnerstag soll sein vorberatender Werkausschuss die neue Abfallwirtschafts- und -gebührensatzung verabschieden. Doch zwischenzeitlich sind unerwartete Schwierigkeiten aufgetreten: Für die Sammlung und Verwertung der Leichtverpackungen sind die Dualen Systeme zuständig. Für den Landkreis Fürstenfeldbruck ist das vertraglich bis Ende 2015 die Firma Reclay aus Köln, und die hat einer gemeinsamen Erfassung von Leichtverpackungen in der Wertstofftonne nicht zugestimmt. "Wir bezahlen hier bereits hohe Mitbenutzungsentgelte für die Wertstoffhöfe und beauftragen die Entsorger. Wenn der Landkreis Änderungen an seinem Erfassungssystem wünscht, kann es nicht so sein, dass das bestehende System beibehalten und ein zusätzliches implementiert wird", sagt der zuständige Reclay-Regionalleiter Andreas Henn. Daraus ist nun die groteske Situation entstanden, dass offiziell keine Leichtverpackungen in der neuen Wertstofftonnen gesammelt werden dürfen und der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWB) auch nicht dazu aufrufen darf. Wer es dennoch macht, handle allerdings nicht rechtswidrig, erläutert AWB-Leiter Herbert Britzelmair: "Das Material ist gleich".

Olching: Plastikmuell im Wertstoffhof

Wohin mit dem Plastikmüll? Bislang wird er an den großen Wertstoffhöfen gesammelt, künftig soll es auch eine Wertstofftonne für Zuhause geben.

(Foto: Johannes Simon)

Ähnlich verfährt zum Beispiel der Landkreis Böblingen, mit dem Britzelmair Kontakt aufgenommen hat. "Auch wenn die in jeder Kreisgemeinde vorhandenen Wertstoffhöfe die offizielle Annahmestelle für Verpackungen wie Joghurtbecher oder Kunststoffflaschen bleiben, handelt jeder Bürger rechtmäßig, der die Wertstofftonne als Ersatz für den Besuch auf dem Wertstoffhof nutzt und diese Verpackungen aus Kunststoff und Metall einwirft", heißt es dort ganz offensiv auf der Internetseite.

Wer die neue Tonne vom 1. September an nutzen möchte, muss sie beim AWB bestellen und im Gegensatz zur kostenfreien Papiertonne eine zusätzliche Müllgebühr entrichten. Ein Vier-Personen-Haushalt kommt laut Britzelmair mit einer 80-Liter-Wertstofftonne aus. Sie wird türkisfarben sein, alle vier Wochen geleert werden und jährlich 34 Euro kosten. Dass die Wertstofftonne eingeführt wird, war bei der Beschlussfassung im Kreistag vor allem mit der Befürchtung begründet worden, dass andernfalls gewerbliche Abfallsammler tätig würden. Nur wenn der Landkreis ein eigenes Angebot vorhält, kann er Privatfirmen ein entsprechendes Tun untersagen. Auch die Papiertonne war 2009 erst eingeführt worden, nachdem Privatunternehmen den Markt für sich entdeckt hatten.

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