Fürstenfeldbruck:Toben im Sitzungssaal

Wo sonst Kreispolitik gemacht wird, dürfen Kinder auf Hüpfburg und Trampolin herumtollen. Das Landratsamt wird beim "Spieletag" zum vergnüglichen Eldorado für die Kleinen und deren Eltern

Von Fabiana Braunstorfer, Fürstenfeldbruck

Kinder statt Anzugträger: Das Landratsamt zeigte sich an diesem Sonntag mal von einer ganz unbürokratischen Seite. Da wurde es nämlich Schauplatz des "Spieletages": Kinder unterschiedlichen Alters tollten in der Hüpfburg, übten ihre Geschicklichkeit oder grübelten über strategischen Spielzügen. Die Eltern waren dabei häufig mittendrin.

Die Sozialpädagogin Brigitte Maier hat den Spieletag organisiert. Das Motto lautet: "einfach toben und spielen". Sie hoffe, dass es für viele ein toller Familiennachmittag werde - "auch mal ohne Bildschirme". Das Landratsamt, sonst eine Behörde mit Akten und Anträgen, sei heute ganz den Kindern gewidmet.

Dabei ist viel geboten: die Spiele-Stationen sind verteilt auf zwei Sitzungssäle, Galerie und Empfangshalle. Unten in der Empfangshalle steht ein Tischkicker und spannt sich eine Slackline. Und es gibt eine "Süßi-Schleuder", eine Art Katapult, an der sich die Kleinen mit Süßigkeiten abwerfen können. "Cheese": Dieses kleine Wort bekommen sie für das Bild kaum heraus, so sehr müssen die Eltern und Kinder lachen. Die fünfköpfige Familie hat Partybrillen aufgesetzt, um sich in einer Fotobox ablichten zu lassen. Ein Vater balanciert daneben einen Stapel Brettspiele. Oben gewinnt eine Tochter ein Wettrennen gegen ihren Papa, bei dem sie mit Löffeln hart gekochte Eier balancieren. Auf der Galerie sitzen Großeltern, Eltern und Kinder in unterschiedlichen Brettspielwelten vertieft. Es gibt an die 50 verschiedene Brettspiele - gebrauchte und noch neu eingeschweißte. Die Nachfrage ist groß. "Wir mussten sogar auf der Galerie anbauen", so Maier.

Tag des Spiels

Beim "Spieletag" im Landratsamt können Eltern mit ihren Kindern vieles ausprobieren.

(Foto: Günther Reger)

Gegenüber von Spielehändler Martin Leszczynski sitzt der elfjährige Jakob. Die beiden sind Kontrahenten im Strategiespiel "A Song of Ice and Fire". Ihre Figuren, Ritter und Magier müssen sich in Schlachten bewähren. Zuhause haben Jakob und seine Schwestern Lioba, 13, und Julia, 15, auch viele Brett- und Kartenspiele sowie einen Kicker und eine Tischtennisplatte. Lioba und Julia haben gerade ihre Geschicklichkeit geprobt, etwa beim Türmebauen aus Schaschlik-Spießen.

Im kleinen Sitzungssaal geht es überraschend ruhig zu - heute ist er den Kleinkindern gewidmet. Die wälzen sich durch einen Kriechtunnel oder klettern auf eine kleine Rutsche. Hier trifft man Monika Prommer. Sie ist die Leiterin von Opstapje, einem Germeringer Spieleprogramm zur schrittweisen Unterstützung von Eltern und Kindern. Denn Spielen ist wichtig, auch für die Kleinkinder. Prommer rät Eltern "selbst ausprobieren, unterschiedliches Material anbieten und den Kleinen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken". Sie hat den Raum mitorganisiert, etwa eine Babyoase mit Kissenturm oder eine Feinmotorikwand gebaut. Die vierjährige Angelina hat im kleinen Saal schon Bällebad, Rabenspiel und Rutsche getestet. Ihr Urteil lautet eindeutig, der Tunnel war am besten.

Tag des Spiels

Landrat Thomas Karmasin begrüßt die Besucher.

(Foto: Günther Reger)

Bei seinen Kindern sei die Hüpfburg im großen Saal gut angekommen, sagt ein Vater. Sohn und Tochter sind drei und vier Jahre alt - zu schüchtern noch, um Statements abzugeben, aber bereits alt genug für die ersten Brettspiele, beispielsweise den "Obstgarten". Für Hüpfburg und Trampolin mussten im großen Sitzungssaal Tische und Stühle weichen. Der Fürstenfeldbrucker Kreisjugendring hat unter anderem die Hüpfburg mitgebracht und kleine Minutenspiele organisiert, sagt Veronika Aneder vom Team. Sie ist erfreut darüber, dass die Kinder heute mal laut sein dürfen. Die müssten sonst immerzu leise sein, bemängelt sie.

Der Spieletag kommt gut an. Brigitte Maier schätzt, zwischen 80 und 100 Familien seien bereits in den ersten Stunden gekommen. Um das Landratsamt in das Spieleparadies zu verwandeln, haben laut Maier viele zusammengearbeitet. Gleich am nächsten Tag müssen die Hausmeister wieder alle Tische und Stühle in die Sitzungssäle räumen. Denn am Montag tagten wieder die Kreispolitiker.

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