Fürstenfeldbruck:Tierschützer zeigen Schlachthof an

Fürstenfeldbruck: Der Schlachthof im Fürstenfeldbrucker Gewerbebetrieb Hasenheide besteht seit 1998.

Der Schlachthof im Fürstenfeldbrucker Gewerbebetrieb Hasenheide besteht seit 1998.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In der Fürstenfeldbrucker Einrichtung werde gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, sagen sie. Die Kontrollbehörden hatten bereits bauliche Änderungen angemahnt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Wegen angeblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und die Tierschutzschlachtverordnung ist der Fürstenfeldbrucker Schlachthof angezeigt worden. Der Verein Soko Tierschutz wirft der Einrichtung vor, dass dort mutwillig Gewalt gegen Schweine und Rinder ausgeübt und Elektroschocker verwendet worden seien, um die Tiere in die Schlachtboxen zu treiben, dass Tiere, die mehr als sechs Stunden im Wartebereich zubringen mussten, keinen Zugang zu Futter und teilweise auch keinen Zugang zu Wasser gehabt hätten und dass Schweine bisweilen nicht richtig betäubt worden seien.

Der SZ liegen Filmsequenzen vor, die zwischen Juli 2016 und April 2017 entstanden sind und die Vorwürfe dokumentieren sollen. Schlachthof-Betriebsleiter Alexander Hill und sein langjähriger Vorgänger Max Keil mochten nicht bestätigen, dass es sich bei den Bildern um Fürstenfeldbruck handelt. Gesichter und Perspektive seien nicht erkennbar, sagt Keil, und Hill ergänzt: "So etwas gibt es tausendfach im Internet." Die Vorwürfe nehme man dennoch ernst, sagt Hill.

Wöchentlich werden etwa 150 Schweine, 30 Rinder und 15 Schafe in der Einrichtung im Fürstenfeldbrucker Gewerbegebiet Hasenheide geschlachtet, zwischen 50 und 60 Prozent davon stammen aus Ökobetrieben. Auf seiner Internetseite wirbt der Schlachthof als kleine, regionale Einrichtung mit kurzen Wegen für den Transport der Tiere und damit, dass "sachkundige Metzger eine ethisch vertretbare und hochwertige Schlachtung" garantierten. Auch mit einem Tag der offenen Tür hatte der Schlachthof seine Räume in der Vergangenheit an einem schlachtfreien Tag einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.

Landrat Thomas Karmasin (CSU) kündigt an, den Vorwürfen nachzugehen und mit den Beteiligten zu sprechen. Der Landkreis Fürstenfeldbruck hält eine stille Beteiligung am Schlachthof. Das sei damals "eine Art Anschubfinanzierung" gewesen, sagt Karmasin. Ihm zufolge wird der Schlachthof regelmäßig kontrolliert. Die fleischhygienerechtlichen Vorschriften und den Tierschutz überwacht die Hygiene- und Prüf-GmbH aus Vierkirchen. Sie unternahm im vorigen November eine sogenannte tierschutzrechtliche Vollkontrolle durch, im Februar 2016 hatte das Brucker Veterinäramt die selbe Maßnahme durchgeführt. Im September 2016 überprüfte ein "Audit zum Tierschutz bei der Schlachtung" mit Vertretern von Schlachthof, Veterinäramt, Regierung von Oberbayern und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Standards im Schlachthof. Dabei wurden zahlreiche Mängel festgestellt, die durch Umbauten behoben werden sollen. Die Forderungen umfassen viele Details: So muss zum Beispiel die Entladerampe überdacht werden, damit die angelieferten Tiere bei Schnee und Glatteis nicht ausrutschen können. Im Wartebereich sollen die Abtrennungen zwischen den einzelnen Boxen, in denen die Tiere stehen, und zwischen Boxen und dem sogenannten Treibgang bis zu einer Höhe von 140 Zentimetern "blickdicht" gestaltet werden. Außerdem soll der Übergang vom Wartestall in die Schlachthalle baulich verändert werden, damit sich die Tiere dort an der Schiebetür nicht mehr verletzen können. In jeder Box des Wartestalls müssen außerdem zwei Nippeltränken für Schweine angebracht werden, damit alle Tiere Zugang zu Trinkwasser haben. Eine weitere Forderung lautet, dass Tiere, die sich dort länger als sechs Stunden aufhalten, Zugang zu Futter erhalten müssen. Auch an Stellen, wo sich die Rinder verletzen könnten, etwa beim Eintrittstor oder an einem Spalt im Boden, fordern die Behörden Nachbesserungen.

Landrat Karmasin zufolge werden die notwendigen Baumaßnahmen derzeit umgesetzt. Hill sagt, ohnehin würde laufend nachbessert. So sei etwa die geforderte Hebeschwinge an der Rohrbahn, wo die Schweine nach der Betäubung weitertransportiert werden, bereits eingebaut. Auch die Betäubungsgeräte würden laufend erneuert. Veterinäramt und Regierung von Oberbayern hatten laut Karmasin bei ihren Kontrollen festgestellt, dass bei Schweinen, bei denen der Tierschutzbeauftragte des Betriebs die elektrische Betäubung als fraglich oder nicht ausreichend eingeschätzt hatte, unmittelbar nachbetäubt worden sei: "Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass alle Schweine ausreichend betäubt waren."

Karmasin merkte noch an, dass "ich als Landrat einen hohen Argwohn habe gegenüber angeblichen Beweismitteln, die aus Straftaten vorgenommen werden". Hätte die Polizei "illegale Aufnahmen" gemacht, würden diese vor Gericht nicht zugelassen. Hill sagt, "einfach so" komme man in einen Schlachtbetrieb gar nicht hinein.

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