Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Thomas Lutzeier scheitert

Lesezeit: 3 min

Während Elisabeth Staffler genügend Unterschriften sammelt, darf der frühere Grünen-Stadtrat nicht zur OB-Wahl antreten. Im Rathaus kommt es am Montag zum Eklat mit einem bereits als Kandidat feststehenden Mitbewerber

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Elisabeth Staffler hat für die große Überraschung gesorgt: Die 50 Jahre alte Management-Trainerin und Unternehmensberaterin entschloss sich erst vor drei Wochen, sich um das Amt des Brucker Oberbürgermeisters zu bewerben. Die Hürde von mindestens 215 Unterschriften schaffte sie dann in eindrucksvoller Weise. 246 Brucker trugen sich bis zum Fristende am Montag auf ihrer Liste von "Leben in Bruck" ein, 16 mehr als in die von Florian Weber von "Die Partei", der die Hürde bereits am Donnerstagabend genommen hatte. Gescheitert ist Thomas Lutzeier von der Initiative "Mehr für Bruck". Damit treten am 7. Mai sechs Kandidaten an.

Am Montagnachmittag ist Elisabeth Staffler schon wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen und schildert ganz sachlich, wie sie die letzten Stunden ihres Endspurts erlebt hat. "Eine ganz neue Dynamik" habe die Sache bekommen, nachdem die Zahl der Unterschriften bereits am Donnerstag buchstäblich hochgeschnellt war - von 56 am Morgen auf 130 am Abend um 20 Uhr. Vorausgegangen waren "tolle Begegnungen" und viele Gespräche auf dem Grünen Markt. Die geborene Mammendorferin, die seit ihrer Kindheit in Fürstenfeldbruck lebt, hatte offenbar schnell zur gleichen Wellenlänge mit vielen Bruckern gefunden. Und wohl auch mit vielen Bruckerinnen - ist sie doch die einzige Frau unter den Kandidaten.

Was am Montag vor drei Wochen begann, als sie im Freundeskreis nachfragte, ob ihr Plan "eine durchgeknallte Schnapsidee" sei oder nicht, nahm danach endgültig Fahrt auf. Ihre Bekannten hätten sie bestärkt, sich nicht von der fehlenden lokalpolitischen Erfahrung abschrecken zu lassen. "Vier Tage habe ich noch mit mir gekämpft, schließlich ist es das höchste Amt in der Stadt und ich bin mir der Verantwortung bewusst." Nun aber stehe sie voll und ganz zu der Kandidatur. Eine Einschätzung über ihre Mitbewerber, mit denen sie am Sonntag erstmals gemeinsam an einer Podiumsdiskussion teilnahm, möchte sie nicht geben. Sie wolle niemanden angreifen, sagt sie, sondern auch im bevorstehenden Wahlkampf ihren Kurs beibehalten und den Kontakt zu den Wählern auf der Straße suchen. Gleichwohl gibt sie sich sehr selbstbewusst: "Ich glaube, dass ich die beste Option bin."

So weit möchte Thomas Lutzeier nicht gehen. Staffler habe ihn aber durchaus beeindruckt, sagt der 56-jährige IT-Experte. "Ich habe persönlich einen guten Eindruck von ihr." Eine Wahlempfehlung will Lutzeier aber nicht geben, auch wenn er durchblicken lässt, dass Philipp Heimerl von der SPD zwar noch nicht über viel Lebenserfahrung verfügt, aber dem ersten Eindruck nach "ein super Typ" zu sein scheine.

Bei ihm selbst überwiegt kurz nach 12 Uhr an diesem letzten Tag, an dem die Unterschriftenlisten im Rathaus auslagen, naturgemäß die Enttäuschung. Die Schuld für die Niederlage gibt er ausschließlich sich selbst. Es bringe ja auch nichts, noch nachzutarocken. Im Gegensatz zu Staffler und Florian Weber habe er einfach nicht genug Zeit gehabt, vor dem Rathaus Passanten aktiv um deren Stimme zu bitten. "Ich habe auch versucht, auf Inhalte zu setzen. Aber ich habe erkennen müssen, dass so etwas beim Unterschriftensammeln nicht zählt." Auch mit der Homepage oder dem relativ aufwendig produzierten Videoclip konnte er kaum punkten.

Hohe Wellen geschlagen hatte in den letzten Tagen noch der über die sozialen Medien geführte Zwist zwischen Lutzeier und Weber, den Lutzeier am Montag aber für beigelegt erklärt. Einer aus Webers Team soll Passanten erklärt haben, Lutzeier habe bereits aufgegeben und man könne seine Stimme deshalb getrost dem 30-jährigen Weber geben. Dass Lutzeier Weber am Montag aus dem Rathaus werfen lassen wollte, wie dies SPD-Stadtrat Axel Lämmle mutmaßt, will Lutzeier so nicht stehen lassen. Er selbst sei vom Stadtjuristen am Freitag darauf hingewiesen worden, dass Bewerber sich nicht im Rathaus aufhalten dürfen. Am Montag habe er deshalb den Bürgerbüro-Chef darauf aufmerksam gemacht, dass auch Weber und sein Team das Rathaus zu verlassen haben. Diese nämlich hätten versucht, Besucher, die für Lutzeier unterschreiben wollten, umzustimmen und für Staffler geworben.

Noch müssen die Listen mit den Unterschriften geprüft werden, die Zahlen sind also noch nicht endgültig. Stephan Zenk vom Bürgerbüro rechnet aber nicht mit großen Änderungen. Am Dienstagnachmittag wird der Wahlausschuss zusammentreten, am Mittwoch soll die Bekanntmachung der zugelassenen Wahlvorschläge veröffentlicht werden. Am Freitag folgt die Erstellung des Wählerverzeichnisses, anschließend kann der Druck der Wahlbenachrichtigungskarten in Auftrag gegeben werden. Bei den Kommunalwahlen 2014 haben etwa 6000 der gut 27 000 stimmberechtigten Bruckern von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch gemacht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3438725
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.03.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.