Fürstenfeldbruck:Terzen auf weichem Teppich

Alte Musik

Die Barocksolisten München präsentieren zum Saisonabschluss Musik von jenseits und diesseits der Alpen.

(Foto: Günther Reger)

Viel Applaus beim letzten Saison-Konzert der Alten Musik in Fürstenfeld

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Wenn sich Besucher am Ende eines Konzerts im Frühjahr bis zum Herbst voneinander verabschieden, dann wird deutlich, dass die Saison schon wieder zu Ende ist. Dafür sprach auch die Tatsache, dass am Einlass die Programmvorschau für das kommende Konzertjahr verteilt wurde. Die Reihe "Alte Musik in Fürstenfeld" hat nun sechs Jahre - oder ein doppeltes Dutzend an Veranstaltungen - hinter sich. Von Anfang an waren die 300 Plätze im Saal ausverkauft, und bis heute hat sich an diesem Zustand nichts verändert. Die Programme sind vielfältig, die Künstler musizieren auf hohem Niveau, und die Akustik ist ausgezeichnet.

Am Sonntag waren zum ersten Mal die Barocksolisten München zu Gast, ein variabel zusammengesetztes Ensemble, das in Fürstenfeld aus Dorothea Seel (Flöte und Leitung), Andreas Helm (Oboe), Katrin Lazar (Fagott), Elisabeth Wiesbauer (Violine), Anna Tausch (Violoncello) und Anne Marie Dragosits (Cembalo) bestand. Alle Künstler musizierten auf Instrumenten nach historischen Vorbildern.

Auf dem Programm standen drei Komponistennamen, nämlich Antonio Vivaldi aus Venedig, Georg Philipp Telemann aus Sachsen-Anhalt und Johann Friedrich Fasch aus Thüringen. Damit gab es Werke aus dem stilistischen Vorreiter Italien, aber auch solche aus den großen deutschen Einflusssphären nördlich der Alpen. Mit einem Concerto in F-Dur für Flöte, Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo von Antonio Vivaldi begann das Programm. Die solistische Besetzung der einzelnen Stimmen fokussierte den kammermusikalischen Charakter des Werks, was eine hohe Transparenz des Klangs zur Folge hatte. Führend blieb zwar stets die Flöte, die sich in einen Wettstreit mit dem Fagott begab, doch stellte sich am ganzen Abend wie selbstverständlich ein gut gemischter Gesamtklang ein: Dieser war von Wärme ebenso wie von Präzision geprägt, und jedes solistisch hervortretende Instrument fand den klanglichen Raum, den es benötigte. Dabei war oft kaum wahrnehmbar, dass die Partner zurücktraten, innerhalb des stimmigen Gesamteindrucks verschoben sich die Gewichte quasi automatisch. Das folgende Largo war nicht so komplex strukturiert, es stellte der Melodielinie der Flöte den Begleitpart in den anderen Instrumenten gegenüber.

Ein zweites Concerto von Vivaldi, in g-Moll und für die gleiche Besetzung, beschloss den Abend. Im pulsierenden Spiel voll Vitalität gab es wetteifernde Passagen zwischen allen möglichen Instrumentenkombinationen. Es entstand eine stupende Virtuosität, die man zwar bei einer Geige selbstverständlich annimmt, nicht aber bei einem auf den ersten Blick eher behäbigen Instrument wie dem Fagott.

Ein Trio in e-Moll aus Telemanns "Tafelmusik" legte noch eine andere Facette des konzertierenden Miteinanders frei: Im Affetuoso-Satz begegneten sich Flöte und Oboe wie zwei Schwestern, die ihre Gedanken austauschten, bevor sie in Terzen über einem weichen Teppich des Basso Continuo ausdrucksvoll zusammenfanden. Sorgsam geführte Töne in einleuchtender Phrasierung der Spannungsbögen trafen im Dolce-Satz aufeinander. Johann Friedrich Fasch setzte in einem Trio in F-Dur für Oboe, Violine, obligates Fagott und Continuo auf die Gegenüberstellung von Klangräumen: Den dunkel timbrierten Bassinstrumenten stellte er die Oberstimmen gegenüber. Beide Gruppen traten dadurch immer wieder in eine dialogisierende Korrespondenz ein.

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