Fürstenfeldbruck:Tauziehen um den Fliegerhorst

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Die Verhandlungen über die Ansiedlung einer privaten Fachhochschule im Südwesten der Kaserne ziehen sich in die Länge und könnten scheitern. Dafür gibt es möglicherweise Interessenten für die Gebäude der Offizierschule.

Gerhard Eisenkolb und Stefan Salger

An diesem Mittwoch findet im Brucker Rathaus ein Krisengespräch zur Ansiedlung der privaten Fachhochschule für angewandtes Management im Fliegerhorst statt. Einigen sich die Stadt und die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) nicht in den nächsten Wochen mit dem Interessenten auf einen passenden Verkaufspreis, könnte das Vorhaben scheitern. Obwohl der Lehrbetrieb auf einer Fläche im südwestlichen Teil der Kaserne bereits im September aufgenommen werden sollte, fehlen für das Wertgutachten, das im Auftrag der Stadt erarbeitet wird, wichtige Unterlagen des Interessenten.

Hochschule im Blauen Palais? Die Stadt Fürstenfeldbruck arbeitet an einem Plan B. (Foto: Günther Reger)

Laut Oberbürgermeister Sepp Kellerer hätte die Erdinger Fachhochschule darstellen sollen, welche Umbauten vorgesehen sind und wie viel Geld investiert werden soll. Ohne diese Angaben hänge der Experte in der Luft, der im Auftrag der Stadt ein Preisgutachten erstellen soll. Kellerer hofft, die fehlenden Daten an diesem Mittwoch vom Präsidenten der Fachhochschule nachgeliefert zu bekommen.

Die Stadt, die das Gelände zurzeit überplant, würde das künftige, rund 17 Hektar große Hochschulgelände von der Bima erwerben und dann umgehend wieder veräußern. Als Kaufinteressent trete der Hochschulpräsident auf, der im nordrhein-westfälischen Unna in ähnlicher Form Konversionsflächen der Bundeswehr entwickelt habe. Die erste Euphorie, mit der Kellerer die Ansiedlungspläne verfolgte, ist inzwischen einer gewissen Skepsis gewichen. Mancher Brucker Kommunalpolitiker hegt längst Zweifel am ernsthaften Kaufinteresse der FH.

Hans-Peter Fehr vom Münchner Bima-Büro blieb am Dienstag dabei, alle Beteiligten arbeiteten weiterhin "intensiv an einem zeitnahen Abschluss der Verhandlungen". Aber die Zeit drängt. Fällt bis Ende Mai keine Entscheidung, dann dürfte die Ansiedlung der FH ins Wasser fallen. Spätestens dann stünde die Kreisstadt vor einem Scherbenhaufen. Denn der erklärte Wille von Stadtspitze und Stadtrat ist es, zum Wissenschaftsstandort zu werden. Bereits im Juni 2012 aber hatte es einen ersten Dämpfer gegeben: Da hatte der Eichenauer Musikunternehmer Rüdiger J. Veith seine Pläne verworfen, eine Dependance seiner privaten Hochschule der populären Künste auf einem Grundstück an der Lände zu gründen.

Es sieht so aus, als bräuchte Fürstenfeldbruck einen langen Atem. Denn als nächste Option und damit als Plan B bliebe, in den Räumen der Offizierschule eine Hochschule anzusiedeln. Ein richtig großer Brocken wäre das. Ein mehrere hundert Personen fassender Hörsaal, Unterkünfte für fast 1000 Studierende. Das erste Manko: Das sogenannte Blaue Palais soll erst 2019 frei werden. Frühestens - denn noch ist nicht klar, ob die neue Offizierschule in Roth termingerecht fertig wird.

Zweites Manko: Bislang gibt es widersprüchliche Berichte über den baulichen Zustand. Lohnt sich der Erhalt der Schule oder muss der schlecht gedämmte Siebzigerjahre-Bau ohnehin abgerissen werden? Brigadegeneral Bernhardt Schlaak, der für die Abwicklung des Fliegerhorsts zuständig ist, bringt mehr Licht in die Angelegenheit: Ja, das Gebäude sei in einem baulich recht guten Zustand. Und ja, es sei gut geeignet für eine Nutzung durch eine wissenschaftliche Einrichtung. Damit erhalten auch die Gerüchte neue Nahrung, es gebe bereits Interessenten aus dem Kreis der Münchner Universitäten. Der Landtagsabgeordnete und ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Goppel hatte im Herbst 2011 die beiden Unis ins Gespräch gebracht.

Ein Vertreter der TU, der laut Schlaak bereits das Blaue Palais in Augenschein genommen hat, stellte sich nach SZ-Recherchen freilich als ein Wissenschaftler heraus, der im Auftrag der Stadt mögliche Nachfolgenutzungen für das gesamte Gelände untersucht: Mark Michaeli, Städtebauer und Architekt. "Wir waren in der Offizierschule und haben uns alles angeschaut", so Michaeli am Dienstag - allerdings nicht als Interessent. Gleichwohl bestätigt der TU-Professor, dass die Offizierschule mit ihrem "unglaublich hohen Baubestand" in einem guten Zustand ist. Der Sanierungsbedarf an der Fassade halte sich in Grenzen: "Das ist kein minderwertiger Bau." Dass die TU nach Freising und Garching hier einen dritten Campus eröffnet, hält Michaeli für unwahrscheinlich, eher schon sei der Standort für die Ansiedlung einzelner Forschungslabors interessant. Offiziell ließen TU und LMU am Dienstag prompt verlauten, sie hätten kein Interesse.

© SZ vom 10.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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