Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Tagesmütter dringend gesucht

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Diese Woche soll eine Schulung für neue Anwärter starten. Mangels Interessenten ist allerdings offen, ob sie stattfindet

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Am kommenden Samstag soll wieder eine Schulung für Tagesmütter beginnen. Doch das Interesse ist gering. In der vergangenen Woche hatte der im Sozialdienst Germering angesiedelte Tageseltern-Service erst vier verbindliche Anmeldungen. Das Zustandekommen des Kurses ist noch fraglich. Dabei sind die Tagesmütter eine sinnvolle Ergänzung zum Angebot an Krippenplätzen. Und der Bedarf für diese Art der Kinderbetreuung steigt offenbar.

Kinderkrippen haben in der Regel feste Öffnungszeiten, oft korrespondieren die nicht mit den Arbeitszeiten der Eltern - auch wenn viele Einrichtungen im Landkreis versuchen, sich am Bedarf zu orientieren. Doch zum Beispiel für eine Verkäuferin, die in München arbeitet und manchmal erst gegen 21 Uhr ihr Kind abholen kann, wird es schwierig. Mit einer Tagesmutter hingegen könne man sich individuell absprechen, wie Martina Pfahl erläutert. Die Sozialpädagogin leitet den Tageseltern-Service in Germering. "Aber es ist auch mit einer Tagesmutter schwierig, wenn jemand um fünf nach Hause kommt". Speziell für Menschen mit sehr ausgefallenen Arbeitszeiten sei es nach wie vor problematisch, die Kinderbetreuung zu organisieren. Dabei hat Pfahl den Eindruck, dass die Nachfrage genau in diesem Bereich steigt. Ebenso wie in den östlichen Gemeinden des Landkreises, etwa in Eichenau, Puchheim, Gröbenzell und Germering. "Da ist die Nachfrage einfach höher als das Angebot". Oft müsse sie die Eltern dann abwimmeln, ohne ihnen weiterhelfen zu können.

Nach dem Sozialgesetzbuch ist es Aufgabe des Jugendamtes, Tageseltern als Ergänzung zum festen Betreuungsangebot aus Kindergärten und -krippen zu vermitteln. Doch die Behörde hat diese Aufgabe schon vor vielen Jahren an den Sozialdienst ausgelagert. Dieser hat den Tageseltern-Service aufgebaut. Der bringt nicht nur Eltern und Tagesmütter - wie Pfahl sagt, sind es zu 100 Prozent Frauen - zusammen. Sondern er bietet auch etwa einmal im Jahr eine Schulung an, um neue Tagesmütter zu qualifizieren. Nur so könne sie den immer bei rund 40 liegenden Bestand bewahren; zurzeit gibt es im Landkreis 43 Tagesmütter.

Die Schulung dauert 100 Stunden, die in der Regel an Wochenenden und Abenden angeboten werden. Wer eine pädagogische Fachausbildung habe, müsse sie nicht mehr machen, erläutert Pfahl. Alle anderen lernen dort pädagogisches Wissen in Theorie und Praxis. Die Ausbildung orientiere sich unter anderem am Lehrplan "Qualifizierung in der Kindertagespflege" des Deutschen Jugendinstituts, heißt es auf der Internetseite des Tageseltern-Service. Nur wer den Kurs absolviert, bekommt eine Pflegeerlaubnis. Die wiederum ist nötig, um als Tagesmutter tätig werden zu dürfen und mit dem Jugendamt abzurechnen. Denn wie Kinderkrippen und -gärten werden auch Tageseltern zum Teil vom Staat finanziert. Den anderen Teil, abhängig von ihrem Einkommen, müssen die Eltern bezahlen.

Pfahl ist optimistisch, dass sich doch noch ein paar Interessenten anmelden. Eine Entscheidung für die Tätigkeit als Tagesmutter falle oft kurzfristig - "das ist relativ normal". Ganz allgemein aber wünscht sie sich mehr Interessenten, "egal ob Männer oder Frauen".

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Quelle:
SZ vom 03.11.2014
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