Fürstenfeldbruck:Tabuthema im Mittelpunkt

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Brucker Forum und Landkreis organisieren den Fachtag Demenz. Er soll aufklären und zeigen, wie viele Angebote es gibt

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Wir werden immer älter. Die an sich gute Nachricht bringt auch negative Begleiterscheinungen mit sich, die vielen Menschen durchaus Angst machen. Beispielsweise nimmt die Zahl von Demenzerkrankungen mit steigendem Alter signifikant zu. Deshalb soll es Anfang Mai im Landratsamt den Fachtag Demenz geben. "Demenz ist etwas, was uns alle angeht aufgrund der Demografie." Mit dieser Aussage wirbt Landrat Thomas Karmasin für diesen Tag. Bei der gemeinschaftlichen Veranstaltung von Landkreis, dem Amt für Soziales (Fachstelle Seniorenpolitisches Gesamtkonzept) sowie dem Brucker Forum wollen die Organisatoren das Thema Demenz und alles, was damit zu tun hat, in die Öffentlichkeit bringen und enttabuisieren. Ferner soll die Tagung ein Schritt zum Aufbau eines Netzwerks sein.

Einige der Organisatoren, etwa die Referentin für Senioren und Demografie im Kreistag Sonja Thiele, haben sich mit dem Thema Demenz beschäftigt, weil sie in ihrem Umfeld mit der Erkrankung zu tun hatten. "Ich habe gemerkt, was es für die Angehörigen und Betroffenen heißt, wenn jemand dement wird", sagt die ehemalige Geschäftsführerin des Sozialdiensts Germering beim Pressegespräch zum Fachtag Demenz. Diese Erfahrung habe sie zu dem Schluss kommen lassen, dass das Seniorenpolitische Konzept von 2010 unbedingt fortgeschrieben und um das Thema Demenz erweitert werden müsse.

"Es ist ganz wichtig, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung gestärkt wird", bestätigt Roland Völk vom Landratsamt, mit dem Thiele eng kooperiert. Nach seiner Darstellung wurden der Demenz in dem Konzept von 2010 gerade einmal drei von insgesamt 260 Seiten gewidmet. Jüngst hat der Kreistag Thieles Antrag zur Fortschreibung einstimmig angenommen.

Beim Brucker Forum befasst man sich seit vergangenem Sommer intensiver mit dem Thema - nicht zuletzt auch aus persönlicher Betroffenheit. Deshalb hat der katholische Erwachsenenbildungsträger den Fachtag inhaltlich gestaltet. "Wir haben unheimlich breit eingeladen", berichtet die Referentin für Seniorenbildung, Annette Koller. Neben Medizinern, Betroffenen, Vertretern aus Politik, Kirchen, Behörden und Verbänden sei beispielsweise auch Tipi Germering eingeladen, ein Angebot des Sozialdienstes zur Betreuung von Demenzkranken in kleinen Gruppen in Privathaushalten, sowie ein ausgezeichnetes Projekt der "Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz" aus Nordrhein-Westfalen. Diese Projekte werden in Vorträgen vorgestellt. Darüber hinaus wird es unzählige Infostände geben, an denen sich die Besucher über verschiedene Angebote informieren können.

"Der Fachtag soll einen Impuls geben", verdeutlicht Koller. Demenz gehe eben alle in der Gesellschaft an, weil praktisch jeder in irgendwelchen Lebensbereichen mit dementen Menschen zu tun habe. Den dadurch entstehenden Anforderungen müsse man auf breiter Ebene begegnen. Vor allem aber wollen die Veranstalter, dass das Thema Demenz mehr in die Öffentlichkeit getragen und dadurch ein Stück weit enttabuisiert wird. Aus diesem Grund unterstützt die Manfred Funke-Hopfner-Stiftung München das Brucker Forum mit 7000 Euro bei der Organisation des Fachtages. Erwachsene würden sich dem Thema eher verschließen, hieß es bei dem Pressegespräch. Es folgte ein Bericht von den Gesundheitstagen, wo das Brucker Forum eine Black Box Demenz aufgestellt hatte: ein schwarzes Zelt in dessen Inneren Künstler Werke zur Demenz geschaffen hatten. Während sich viele Kinder für das Zelt interessierten, hätten sich die Erwachsenen sofort abgewendet, sobald sie lasen, worum es in dem Zelt geht.

Bei dem Fachtag am Freitag, 12. Mai, sollen die Besucher einen Überblick bekommen über die verschiedenen Angebote vor Ort. "Wir haben schon einiges im Landkreis, aber oft weiß man gar nicht, wo solche Stellen sind", betont Koller. Die Veranstaltung soll nun auch dazu beitragen, sich einen Überblick zu verschaffen. In der Folge soll ein Wegweiser Demenz entstehen, in dem alle Ansprechpartner und Angebote angeführt sind.

© SZ vom 05.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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