Fürstenfeldbruck:Systemfehler

Frank Astor

Als multitaskender Torben ist Frank Astor anfangs noch höchst unterhaltsam, dann flacht die Show ab.

(Foto: Günther Reger)

Mageres Zukunftskabarett mit Frank Astor

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Es beginnt vielversprechend: Frank Astor rollt auf modernen Rollschuhen flott-lässig in den Raum herein. Da ist er noch die Figur Torben von der Beratungsfirma "Future Now". Er bekommt einen Anruf von seinem Chef, als auch sein zweites Handy klingelt. Seine Ehefrau ist dran und teilt ihm mit, dass ihre Mutter zu Besuch kommt. Gleichzeitig meldet sich mehrmals sein Armband und ermahnt ihn: "Hallo Torben, dein Hydrospiegel ist gesunken, du musst trinken." Schließlich trinkt er also , wie von der Stimme am Handgelenk gefordert, sein Aqua Vital. Torben wirkt mit den drei parallelen Aktionen - dem Multitasking - spürbar überfordert. Nach dem witzigen Einstieg schaltet Astor jedoch schnell vom Comedy- in den Seminarmodus um, so dass sich fortan das Amüsement der 40 Besucher in Grenzen hält.

Astor erzählt etwas darüber, dass sich die Computerleistung alle 18 Monate verdoppelt und von technischen Entwicklungen, die das Leben angeblich vereinfachen. Sein Beamer wirft alle zurzeit möglichen Szenarien an die Wand, die die vernetzte Welt bietet. Da ist der intelligente Bierkrug, der mit dem Zapfhahn und der Geldbörse vernetzt ist und ein neues Bier ordert. Oder die App, die an den Hochzeitstag erinnert und sofort alle Blumenläden in der Nähe anbietet. Smarte Kontaktlinsen oder der moderne Operationssaal, der weltweit Zugriff auf die Daten des Patienten ermöglicht, so dass auch alle dazu berufenen Ärzte gleich mitoperieren können. Nicht zu vergessen die angeblichen Segnungen von Smart Home, inklusive dem digitalen Müllbeutel und dem intelligenten Bierkasten.

Die schier endlose Aufzählung der zukünftigen Auslieferung des Menschen an die Technik wirkte mit der Zeit etwas ermüdend. Astor versuchte die kopflastige Seminarstimmung, der er erzeugt hatte, mit Gesang aufzulockern und das gerade Erzählte musikalisch zusammenzufassen. "Das Singen könnte er lassen", murmelte ein Besucher, der dem Sprechgesang nichts abgewinnen vermochte, in der Pause.

Astor will in seinem Programm "Robo Sapiens" alles sein: Kabarettist, Lehrer, Coach, Schauspieler - am Ende ist er keines von allem. Auf einem halben Dutzend Internetseiten bietet er alle möglichen Dienstleistungen an. Er hält Motivations- und Glücksvorträge, wuselt als "Redner, Coach oder Entertainer" wohltätig auf "Firmenevents, Betriebsfeiern und Kundenveranstaltungen" herum, zwischen "Deutsche Bahn Regio AG", "Asklepios Fachklinikum" und "Alles Klar Partyservice". Und dazwischen macht er an der Bühnenstation in Fürstenfeldbruck halt.

Robo Sapiens soll eine Infotainment-Show zu den Trends der Zukunft, technologischen Innovationen, Digitalisierung und Robotics sein. Weniger wäre wie so oft mehr gewesen. Es bleibt unklar, als was Astor jeweils präsent ist. Ist es Astor, der uns da Bilder von beeindruckend-beängstigender Zukunft-im-Jetzt zeigt? Oder der fiktive Coach? Wo endet die fiktive Rolle, wo beginnt der Coach oder Berater, der möglicherweise Kunden wirbt? Doch so breit gefächert das Arbeitsfeld des Frank Astor auch sein mag, der Abend krankt an seiner Unentschiedenheit, denn "Bühne" hat andere Gesetze als die Glücksvortrags- und Coachingwelt.

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