Fürstenfeldbruck:Streit über Deutschkurse

Integrationskurs für Ausländer in Gröbenzell, 2013

Bei Integrationskursen für Migranten geht es um die Sprache, aber auch um die ganz alltäglichen Dinge wie die Uhrzeit.

(Foto: Johannes Simon)

Das Brucker Forum soll ehrenamtliche Sprachpaten koordinieren. Jetzt fühlen sich sechs Volkshochschulen benachteiligt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Sprache ist der Schlüssel zur Integration, deshalb müssen Flüchtlinge so schnell wie möglich Deutsch lernen. Darüber sind sich alle einig. Mehr Deutschkurse sind dafür notwendig, doch wer darf welche anbieten? Und vor allem: Wer erhält dafür Geld vom Staat? Die Volkshochschulen aus Germering, Gröbenzell, Puchheim, Eichenau, Olching und Maisach haben sich nun darüber beschwert, dass sie nicht in den Genuss von Fördermitteln gekommen sind. In einem gemeinsamen Brief an Landrat Thomas Karmasin (CSU) fordern die Leiterinnen der sechs Bildungseinrichtungen Informationen über Ausschreibung und Vergabekriterien und eine Antwort auf die Frage, "warum der Kreisausschuss die Bereitstellung von Mitteln für Deutschkurse einem einzelnen Träger, dem Brucker Forum, zubilligt - und dies vermutlich ohne Ausschreibung".

Dahinter steckt die Sorge der VHS, durch eine geringere staatliche Förderung gegenüber konkurrierenden Anbietern ins Abseits zu geraten. Es fänden "Konkurrenzangebote" in den Städten und Gemeinden statt, heißt es in dem Schreiben, "die eine weitere Unterdeckung der Angebote der Volkshochschulen nach sich ziehen werden". Man fühle sich "stiefmütterlich behandelt", bekennt Beate Riemensperger-Abel, die Geschäftsführerin der VHS Gröbenzell, im Gespräch mit der SZ: "Warum geht das an uns vorbei?" Sie verweist darauf, dass die Volkshochschulen "als anerkannte Träger schon immer Sprach- und Deutschkurse anbieten" und dass es, seit zunehmend mehr Flüchtlinge in den Landkreis kämen, auch kostenfreie Kursplätze für Flüchtlinge bei der VHS gebe.

Das Brucker Forum hatte 40 000 Euro vom Landkreis für die Koordination ehrenamtlicher Sprachpaten zugebilligt bekommen. Aber "es geht hier nicht um Deutschkurse", stellt Christine Höppner, Geschäftsführerin des Brucker Forums, klar, sondern lediglich darum, dass eine hauptamtliche Kraft die in den Gemeinden ehrenamtlich aktiven Sprachpaten organisatorisch unterstützt. "Hier wurden Zahlen durcheinandergewirbelt", sagt Höppner, die auch für die CSU im Kreistag sitzt. Die Arbeit, die die Ehrenamtlichen bei der Sprachförderung leisten, nennt das Brucker Forum unverzichtbar, weil "die Neuankömmlinge eine sehr heterogene Gruppe darstellen - mit unterschiedlichen Vorkenntnissen vom Analphabeten bis zum Akademiker", heißt es in einer Unterlage, die den Kreisräten im September zur Entscheidungsfindung vorgelegt wurde. Landkreisweit leisten etwa 130 Sprachpaten Deutschunterricht für Flüchtlinge. Bei den Bildungseinrichtungen im Landkreis geben nach Angaben des Landratsamtes etwa 20 hauptamtliche Lehrer Deutschunterricht. Ein weiterer Fördertopf des Landkreises in Höhe von 50 000 Euro für Deutschkurse stehe indes allen Bildungseinrichtungen zur Verfügung, betont Landratsamtssprecherin Ines Roellecke. Dafür müsse man sich bewerben.

Nicht zu den Unterzeichnern des Briefs zählt die Brucker VHS. Deren Geschäftsführerin Silvia Reinschmiedt nennt die Ehrenamtskurse "sehr sinnvoll", denn Deutsch lernen sei nur über "Deutsch lernen und leben" möglich. Sie sieht in der Tätigkeit der Sprachpaten eine Art Vorstufe, denn die Volkshochschulen böten vor allem Deutschkurse an, die die Prüfung zum B1-Niveau zum Ziel hätten. Viel wichtiger ist ihr etwas anderes: den Verwaltungsaufwand rund um die Deutschkurse zu reduzieren.

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