Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Sternfahrt vom Fliegerhorst

Der Weg ist das Ziel bei der Radtour zugunsten der Isabell-Zachert-Stiftung: Bis Freitag sind etwa 60 Teilnehmer rund um Bruck unterwegs. Mit jedem gefahrenen Kilometer wächst der Spendenbetrag zugunsten krebskranker Kinder

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Fahrräder sind auf einem Fliegerhorst eher nicht das Transportmittel erster Wahl und auf dem Appellplatz eine seltene Spezies. Ganz anders am Montagmorgen. Da begrüßen Brigadegeneral Michael Traut, Oberbürgermeister Erich Raff und Roland Kerscher, Vizepräsident der Polizeidirektion Oberbayern-Nord, zahlreiche Radfahrer. Etwas später werden diese sich aufmachen nach Herrsching. Die erste Etappe der 350 Kilometer langen Radtour zugunsten der Isabell-Zachert-Stiftung misst gut 68 Kilometer.

62 Teilnehmer, darunter Vertreter aus Tschechien, Luxemburg und den Niederlanden, haben sich für die von der International Police Association organisierte neunte Auflage dieser Veranstaltung angemeldet. Bis zum Freitag werden die in drei Gruppen aufgeteilten Radfahrer Stationen wie den Münchner Olympiapark, das Gelände der in Dachau stationierten Bereitschaftspolizei oder auch das Gelände des Kaltenberger Ritterturniers ansteuern. Am Mittwoch um 10.30 Uhr werden alle drei Gruppen auf dem Geschwister-Scholl-Platz erwartet, von 11 bis 12 Uhr wird dort das Polizeiorchester ein Benefizkonzert geben. Bei der ganzen Tour ist der Weg das Ziel, denn mit jedem gefahrenen Kilometer fließen Spenden an die Isabell-Zachert-Stiftung, die in Bonn beheimatete Treuhandstiftung der deutschen Kinderkrebshilfe. Bereits vor dem Start zeigt das Spendenbarometer 33 000 Euro. Die 78 Jahre alte Christel Zachert fährt selbst auf einem E-Bike mit - pro gefahrenen Kilometer haben Spender und Sponsoren bereits weitere 16 Euro zugesagt. Das Geld fließt dem Waldpiratencamp in Heidelberg zu, in dem Kinder mit Tumoren gemeinsam mit Geschwistern unbeschwerte Ferientage verbringen können. Zacherts Tochter Isabell, deren Namen die Stiftung trägt, war Anfang der Achtzigerjahre im Alter von 16 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Das 1993 veröffentlichte Buch mit dem Titel "Wir treffen uns wieder in meinem Paradies" wurde mittlerweile in 32 Sprachen übersetzt. Christel Zachert hat es sich zur Aufgabe gemacht, betroffenen Kindern trotz ihrer gesundheitlichen Probleme dabei zu helfen, in dem Heidelberger Abenteuercamp "Lebensglück" zu finden.

Dem pensionierten Polizisten und Organisator Josef Schön zufolge wurde Bruck als Start- und Zielpunkt der Etappen ausgewählt, weil andere Standorte in Händen der Polizei absagen mussten und Traut sofort bereit gewesen sei einzuspringen - zumal Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Schirmherrschaft übernommen hat. Die Teilnehmer kehren also nach jeder Etappe in die Offizierschule zurück. Traut freut sich, dass die Bundeswehr eine Woche lang Gastgeber sein darf, im Sinne dieses "guten Zwecks" - und Raff, selbst pensionierter Polizist, wünscht fünf unfallfreie Tage und gutes Wetter. Mit dem Segenswünschen von Polizei- sowie Militärpfarrer im Gepäck macht sich der Pulk der Radfahrer dann auf den Weg - begleitet von einem Fahrzeug des Technischen Hilfswerks Fürstenfeldbruck. Denn auch mit den besten Absichten und der beste Kondition kann man sich einen Platten fahren.

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SZ vom 07.08.2018
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