Fürstenfeldbruck:Steffens-Kündigung vor Gericht

Fürstenfeldbruck: Ein Bild aus guten Zeiten: Aufsichtsratschef und OB Erich Raff (links) und Enno Steffens im Jahr 2017.

Ein Bild aus guten Zeiten: Aufsichtsratschef und OB Erich Raff (links) und Enno Steffens im Jahr 2017.

(Foto: Stadtwerke)

Vor einem Jahr entlassen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck ihren Geschäftsführer. Der bestreitet, private Termine über die Firma abgerechnet zu haben. An diesem Donnerstag beginnt die Verhandlung über seine Klage

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Enno W. Steffens hat offenbar nichts zu verlieren. Auf Facebook ist das Motto des früheren Chefs der Fürstenfeldbrucker Stadtwerke: "I never lose. I either win or learn - ich verliere niemals, entweder ich gewinne oder ich lerne". An diesem Donnerstag hofft der 45-Jährige, dass er nicht nur dazulernen darf. Dann wird vor dem Landgericht München II öffentlich über seine im Juni eingereichte Klage verhandelt. Es geht darum, ob die Beurlaubung als Geschäftsführer im November 2018 sowie die spätere Abberufung durch den Aufsichtsrat der Stadtwerke rechtmäßig war.

Steffens hatte im Sommer 2014 Karl Heinz Schönenborn an der Spitze des städtischen Tochterunternehmens abgelöst. Schönenborn hatte dieses 13 Jahre lang geführt und ging mit 62 Jahren in den Ruhestand. Auf Steffens ruhten die Hoffnungen, den regionalen Versorger fit zu machen für die neuen Herausforderungen auf den Energiemärkten. Der Ingenieur brachte einen Abschluss als Master of Business Administration mit und Berufserfahrung: Von einem Energieversorger in Offenbach war er auf den Chefposten des Regionalwerks Bodensee gewechselt. Bei den Brucker Stadtwerken wollte er dem eigenen Bekunden nach flachere Hierarchien einführen. Zudem schob er zwei Projekte weiter an, die bereits angelaufen waren: den Betrieb zweier Windräder und den Bau der neuen Zentrale an der Cerveteristraße im Westen der Stadt. Mit Stadtspitze und Stadtrat geriet Steffens spätestens über Kreuz, als er einen Teil des alten Firmenareals an der Bullachstraße öffentlich ausschrieb. Denn in den politischen Gremien war es abgemachte Sache, dass man die Grundstücke selbst kaufen wollte, um das Heft bei der Bebauung nicht aus der Hand zu geben. Durch die öffentliche Offerte über das Immobilienportal der Sparkasse fühlten sich Aufsichtsräte und Stadträte unter Druck gesetzt. SZ-Informationen zufolge sollen zudem einige Stadtwerkemitarbeiter große Probleme mit den Führungsstil des jung, dynamisch und extrovertiert wirkenden Chefs gehabt haben. Der damaligen Verlautbarung der Stadt zufolge gab es auch inhaltliche Differenzen, beispielsweise über die langfristige strategische Ausrichtung der Stadtwerke.

Am Donnerstag geht es um konkretere Vorwürfe, mit denen sich die Auflösung eines Arbeitsvertrags rechtfertigen ließen. So soll sich Steffens mehrmals nicht an seiner Arbeitsstelle eingefunden und Besuche von privaten Veranstaltungen und Mittagessen über die Firma abgerechnet haben. Zudem hat er angeblich hohe Kosten durch individuelle Umbauten des Geschäftsführerbereichs an der Cerveteristraße verursacht. Maßnahmen, denen der Aufsichtsrat zuvor explizit widersprochen haben soll. Steffens, der vor Gericht als Kläger auftritt, bestreitet Verfehlungen nachdrücklich. Bei der Verhandlung sind Zeugen geladen, darunter Mitarbeiter der Stadtwerke sowie Stadtjurist Christian Kieser.

Dass Steffens, der sich bislang nicht öffentlich geäußert hat, die Kündigung für unrechtmäßig hält, wird deutlich durch Einträge in den sozialen Medien. Dort bezeichnet er sich bis heute als "CEO bei Stadtwerke Fürstenfeldbruck". Er engagiert sich seit seiner Freistellung ehrenamtlich für den Klima- und Umweltschutz und hält als "Climate Reality Leader" Vorträge.

Seit dem Ausscheiden Steffens führt Bernd Romeike aus Olching den Energieversorger, zum Jahreswechsel soll er abgelöst werden von Jan Hoppenstedt, für den sich der Aufsichtsrat nach einer öffentlichen Ausschreibung entschieden hat.

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