Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Stände statt Standplätzen

Am Welt-Parking-Tag zeigen Brucker Vereine und Organisationen ihr Angebot. Die Resonanz ist gut

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

An der sonst von Verkehrslärm erfüllten Hauptstraße ist Vogelgezwitscher zu hören. Die Pieps-Laute kommen aus einem Pavillon, in den das "Aktionsbündnis Rothschwaiger Wald" zum Welt-Parking-Day ein Wäldchen drapiert hat. "Wir wollen Passanten gewinnen, sich gegen die Rodung eines Waldstücks für den Kiesabbau auszusprechen", erklärte Thomas Brückner.

Vor dem Hotel Post ziehen die Gästeführer die Besucher mit einer von Bettina Lampart-Heinemann künstlerisch gestalteten Aktionsfläche an. "Wir informieren über Führungsangebote und Kinder können sich durch eine kleine Rallye zur Stadtgeschichte einen Preis verdienen", sagt die Vorsitzende des Vereins. Das Ziel der Aktion, zu zeigen, dass man den öffentlichen Raum auch anders nutzen kann, komme den Gästeführern sehr gelegen, denn bei Führungen sei es manchmal schwer, zwischen den Autos einen geeigneten Platz für die Gruppe zu finden. Wie an allen Stationen gibt es auch hier einen Stempel für ein Los, mit dem man am Ende Preise gewinnen kann. Brucks Verkehrsplanerin und Organisatorin des Aktionstages, Montserrat Miramontes, zeigt sich überrascht über die gut gefüllte Lostrommel. "Ich bin sehr zufrieden, dass der zweite Parking Day gut ankommt", sagt sie. Bei einem Rundgang habe sie nur Positives vernommen. Auch Oberbürgermeister Erich Raff ist von den Stationen angetan und lobt die "einfallsreiche Umwandlung der Parkbuchten".

Das Landratsamt ist mit der Stabsstelle ÖPNV vertreten. Mit einem großen Stadtplan wirbt Jutta Remsing mit ihrem Team für die vielen Möglichkeiten, auch ohne Auto im Stadtbereich auszukommen. Elke Wieser macht zudem mit der Figur "Carla" auf das "Bustraining für Schüler" aufmerksam. Schlange stehen heißt es zeitweilig bei der Malschule Fürstenfeldbruck, bei der Jung und Alt dafür sorgen, dass das "längste Gemälde der Stadt" statt der 65 Meter im vergangenen Jahr heuer 100 Meter lang wird.

Für Spaß sorgen, Freude haben und Talente wecken, dafür biete der Parking Day laut Martin Becker gute Gelegenheit. Der Lese- und Theaterverein "Turmgeflüster" widmet seinen Parkplatz der Kinder- und Jugendbuchautorin Astrid Lindgren. Spiele wie Kästchenhüpfen oder Gummi-Twist werden gut angenommen und manches Kind lässt sich als "Pippi Langtrumpf" ablichten. "Kaum Zeit zum Verschnaufen" ist am Gemeinschaftsstand von "Slow Food" und Ernährungsrat, an dem Richard Bartels dreißig verschiedene Kartoffelsorten von goldgelb über rosa bis lila zeigt, die man bei Landwirten in Landkreis erwerben kann. "Wir brauchen keine Kartoffeln aus Ägypten", sagt er. Zudem gibt es Informationen zu anderen regional erzeugten saisonalen Lebensmitteln. Wer einmal eine Kartoffelsuppe aus der Sorte "Königsblau" gegessen habe, werde diese wegen der Farbe des besonderen Geschmacks nicht vergessen, glaubt er.

Auf dem ADFC-Platz musst man auf die Fahrradwaschanlage "wegen Verkehrsstau", etwas warten, bevor sie in Betrieb geht. Adi Stumper und seine Helfer haben aber auch mit dem Codieren von Rädern zu tun. Auf Interesse stößt das Bebauungsmodell, das die "Interessengemeinschaft Aumühlenpark" vorstellt und über "viele positive Gespräche" freut sich die Gruppe "Frauenpower4Klima", die mit Plastikmüll in einem Aquarium auf die Meeresbelastung hinweist. "Jeder kann täglich einen kleinen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten", so Michaela Nie- dermayr. Der Stadtjugendrat sammelt Vorschläge zur Stadtentwicklung und bei Ziel 21 drehe sich alles um Photovoltaik und Gebäudesanierung. Gezeigt werden auch die zwölf Siegerbilder eines Malwettbewerbes an Schulen zum Thema "Erneuerbare Energien". In einer grüne Oase informiert Ulrich Würstle von den Blumen- und Gartenfreuden über Pflanzen. Mehr Grün würde der Innenstadt gut tun, merkt der Gärtner an, der für den Aktionstag die "Rahmenpflanzen" zur Verfügung stellt.

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Quelle:
SZ vom 21.09.2020
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