Aktion Stadtradeln:Keine Verkehrswende in Sicht

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Sich an der Aktion Stadtradeln - hier in Puchheim - zu beteiligen, ist natürlich aller Ehren wert. Es ändert aber nichts daran, dass auf den Straßen auch weiterhin das Auto dominiert. (Foto: Günther Reger/Günther Reger)

Kommentar von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Es ist schön, dass sich viele Menschen im Landkreis an der Aktion Stadtradeln beteiligen und damit für das Fahrrad als umweltfreundliches Transportmittel werben. In Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz hat die Aktion jedoch allenfalls ideellen Wert, den materiellen Beitrag kann man vergessen. Rein rechnerisch haben die Radler in drei Wochen etwa 120 Tonnen Kohlendioxid eingespart mit 776 000 Kilometern. Diese Gesamtstrecke entspricht der durchschnittlichen Jahresfahrleistung von etwa 60 Pkw in der Bundesrepublik. Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres wurden in der Kfz-Zulassungsstelle des Landratsamtes mehr als 2100 Pkw neu zugelassen.

Die Zahl aller registrierten Fahrzeuge im Landkreis steigt permanent und liegt aktuell bei rund 172 000 Fahrzeugen bei mehr als 219 000 Einwohnern, Busse und Anhänger sind eingerechnet. Dieses Wachstum wiederum hängt damit zusammen, dass immer mehr Menschen im Landkreis leben, die Zuwanderer kommen nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Allerdings konterkariert allein diese Entwicklung alle Bemühungen, den Autoverkehr einzudämmen und die Zahl der Autos zu reduzieren, was aus Gründen des Umweltschutzes dringend geboten wäre.

Eine Verkehrswende scheitert ebenso wie die Energiewende am Wachstum. Als der Kreistag diese Energiewende für 2030 beschloss, war in dem Szenario unterstellt, der Verbrauch ließe sich halbieren. Davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Diese zerstörerischen Entwicklungen sind auf kommunaler Ebene kaum aufzuhalten, an den Stellschrauben müsste die große Politik drehen, die aber in erster Linie großen Unternehmen dient, wie der aktuelle Tankstellenrabatt zeigt, der auf eine Subvention der Mineralölkonzerne hinausläuft. Das Elektroauto ist auch keine Lösung, sondern Fortsetzung einer Sackgassen-Mobilität mit anderen Mitteln. Es verbraucht genauso viel Fläche wie Benzin- und Dieselfahrzeuge und wird nicht aus Luft und Liebe gebaut, sondern mit Rohstoffen wie Kobalt, Lithium und seltenen Erden, deren Abbau die Umwelt zerstört.

In diesem Kontext betrachtet ist die Aktion Stadtradeln eine von vielen Alibiveranstaltung auf dem Weg in die Umweltkatastrophen. Aber prinzipiell bleibt Radeln gut für die Umwelt und ist gesund, und man kann sich den Frust darüber, was alles falsch läuft, von der Seele strampeln.

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