Fürstenfeldbruck:Sprayer bringen Farbe in den Alltag

Fürstenfeldbruck: Alles so bunt hier: die bemalte Unterführung am Bahnhof Fürstenfeldbruck.

Alles so bunt hier: die bemalte Unterführung am Bahnhof Fürstenfeldbruck.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf Initiative des Stadtjugendrats wird momentan die Unterführung beim Bahnhof Fürstenfeldbruck mit Graffiti gestaltet. "Unter der Amper" lautet das Motto der jungen Künstler

Von Dorothea Gottschall, Fürstenfeldbruck

Wer dieser Tage die Unterführung beim Brucker S-Bahnhof passiert, hat vermutlich schon einen Blick auf die neuen Bilder und Schriftzüge an den Wänden werfen können. Was in der Unterführung bei der Dachauer Straße vor etwa einem Monat seinen Anfang nahm, stellt hier das zweite geplante Graffiti-Projekt des Stadtjugendrates (SJR) Fürstenfeldbruck dar. Die Initiative soll dazu dienen, öffentliche Bereiche farblich aufzuwerten und junge lokale Künstler in deren Gestaltung einzubinden. Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen worden, bis Sonntag, 22. August, drei Begriffsvorschläge einzusenden und somit Einfluss auf die Themen der Neugestaltung am Bahnhof zu nehmen. Beim Versuch, das Sammelsurium eingesandter Wörter zu ordnen, zeichnete sich mit "Strand", "Palme" oder "Meer" im übergeordneten Sinn der Urlaub ab, vorerst der thematische Favorit. Nach längeren Gesprächen sei jedoch ein Bezug zur heimatlichen Natur und der Frage, was Bruck im Wesentlichen ausmache, in den Fokus gerückt, sagt Lena Sabokat vom SJR. Sie habe den Anspruch, die Einsendungen möglichst fair und vielfältig zu repräsentieren. Zudem könne man die Unterführung als Projektionsfläche nutzen, um auch ein etwas politischeres Statement zu setzen und die Weltoffenheit der Kreisstadt zu unterstreichen. Die begriffliche Umorientierung begrüßte auch die achtköpfige Künstlergruppe, die größtenteils schon beim ersten Graffitiprojekt des Stadtjugendrats im August vertreten war.

Seit Sonntag ist sie nun inmitten Dutzender Spraydosen kreativ am S-Bahnhof tätig und interpretiert die eingesandten Begriffe "Vielfalt", "Lachen", "Respekt" und "Wir" in Form von Lettering, einer Aneinanderreihung von Buchstaben im Graffiti-Stil. Ein paar Urlaubsgefühle dürften die Wände dennoch versprühen: "Wir hatten die Idee, diesen Bereich wie eine Unterwasserwelt zu gestalten," erzählt einer der Künstler. "Unter der Amper" laute das selbstgesetzte Motto und solle die Betrachter unter die Oberfläche des hiesigen Flusses eintauchen lassen. "Da drüben wird morgen der Oktopus beendet, der sich in einem Autowrack versteckt", berichtet ein anderer Street-Artist und zeigt auf die gegenüberliegende Seite, während er sich an einem U-Boot-Motiv probiert. Auch das Abbild eines Anglerfischs knüpfe an die neu erschaffene Atmosphäre an.

Fraglich ist nun, wie lange diese Unterwasserwelt unverändert anzutreffen sein wird. Sabokat und weitere Mitglieder des SJR bedauern die jüngsten Überschmierungen der Arbeiten an der Dachauer Straße. Auch die Organisatoren äußern Unverständnis: "Es ist schade. Früher oder später hätten wir damit gerechnet, aber dass es so schnell passiert?" Vor allem Jugendliche sollten mit der Umgestaltung angesprochen werden. Sabokat gibt an, dass sie sich mehr Respekt von der vermeintlichen Zielgruppe erhofft hätte, eine offizielle Bestätigung der Tatverdächtigen bleibt allerdings bislang aus.

Die Künstler selbst gaben sich im Gespräch gelassen. Kunst im öffentlichen Raum sei schließlich vergänglich und ständiger Veränderung ausgesetzt. "Wir erheben keinen Anspruch auf Verewigung", fährt einer aus der Gruppe fort. Trotz alledem reagiert die Stadt nun mit einer transparenten Beschichtung auf den Wänden der S-Bahn-Unterführung, auf der neu hinzugefügte Graffiti und andere Schriftzeichen leichter entfernbar sein sollen. Passanten jedenfalls lobten schon jetzt die Arbeiten der Gruppe. Eine offizielle Einweihung der neu gestalteten Unterführung findet bereits am Donnerstag, 16. September, statt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: