Fürstenfeldbruck:Sparopfer Luftwaffendivision

Der Brucker Führungsstab der Bundeswehr wird aufgelöst. Das verunsichert Soldaten und bereitet OB Sepp Kellerer Sorgen.

Gerhard Eisenkolb

Neun Jahre nach der Verlegung der Ersten Luftwaffendivision von Karlsruhe in den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck sind die Tage des Führungsstabs mit rund 130 Dienstposten gezählt. Seit Mai steht fest, dass in der Luftwaffe die bisherige Struktur mit drei Divisionen mit der Bundeswehrreform ganz aufgelöst wird. Damit ist auch ein Verlust an Stabsstellen verbunden. Da ungeklärt ist, wie sich das neue Kommando der Nachfolgeeinheit zusammensetzen und wo es stationiert wird, ist bei den betroffenen Soldaten in Fliegerhorst die Verunsicherung groß.

Der Brucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer hat sich schon damit abgefunden, dass die Kreisstadt eine wichtige Einheit verliert. Er stellt pessimistisch fest: "Jetzt ist wohl alles möglich." Der OB macht sich "große Sorgen" und will nicht mehr ausschließen, dass inzwischen der ganze Luftwaffenstandort Fürstenfeldbruck gefährdet ist.

Früher sei er sich absolut sicher gewesen, dass die Brucker Kaserne als "Wiege der Luftwaffe" für die Bundeswehr eine zu große Bedeutung habe, als dass das Militär eine Schließung des Traditionsstandorts hinnehmen würde. Inzwischen hat der OB seine Ansicht geändert.

Konkret nennt Kellerer für den Meinungsumschwung zwei Gründe. Zum einen seien die Überlegungen nicht von der Hand zu weisen, dass im boomenden Großraum München die Schließung einer Kaserne wirtschaftlich leichter zu verkraften ist als in den strukturschwachen Regionen.

Dazu kommt ein weiteres Problem. Die in den 70er Jahren errichten Gebäude der Offizierschule müssen für rund 60 Millionen Euro generalsaniert werden. Diese Ausgabe kann sich der Verteidigungsminister sparen, wenn die Brucker Kaderschmiede in eine andere, frei werdende Kaserne verlegt oder die Offizierschule der Luftwaffe gleich mit der des Heeres in Dresden zusammengelegt wird. Wie berichtet, gibt es solche Überlegungen schon seit längerem .

In der Gründungsphase der Bundeswehr war die Erste Luftwaffendivision im Fliegerhorst stationiert. Die Rückverlegung des Divisionsstabes von Karlsruhe in die Kreisstadt 2002 war bereits eine Folge einer Strukturreform der Bundeswehr. Die Verlegung wurde mit der Auflösung des Luftwaffenkommandos Süd verknüpft, dessen Aufgaben die damals um 30 Mitarbeiter verstärkte neue Brucker Einheit übernahm. Die Hoffnungen von Kommunalpolitikern und Soldaten, dass die Division wieder die Verlegung einer fliegenden Einheit in die Kreisstadt nach sich ziehe würde, erfüllten sich damals nicht.

Die Brucker Wahlkreisabgeordnete und Vorsitzende der CSU-Landesgruppe in Berlin, Gerda Hasselfeldt, erklärte am Montag, sie werde sich weiter für den Erhalt des Fliegerhorstes einsetzen. Sie sagte, sie stehe in engem Kontakt mit dem Verteidigungsminister und hoffe, dass die Offizierschule als Kern des Standortes bleibe. OB Kellerer verwies darauf, dass sich der Stadtrat in der Sitzung am Dienstag, 28.Juni, mit der Zukunft des Standorts beschäftigen wird. Es sei wichtig, in der Öffentlichkeit klar für dessen Erhalt Stellung zu beziehen.

Dies wird auch im Fliegerhorst mit Verweis auf die Aktivitäten der Pro-Lechfeld-Kampagne in der Nachbarschaft von in Bruck stationierten Soldaten erwartet. In der Kaserne wird nicht ausgeschlossen, dass die Nachfolgeeinheit der Division doch hier bleiben könnte. Der Verlust des Flugfeldes gilt als Standortnachteil. Wie es heißt, sei es jedoch ein Vorteil, in der Nähe von München über eine rund 250 Hektar große Liegenschaft zu verfügen. Optimisten sagen, in Bruck ließen sich künftig in München stationierte Einheiten bündeln.

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