Das Licht geht aus, wuchtige Filmmusik spielt. In stilvoller und moderner Aufmachung wird der neue Formel-1-Wagen von "Sonic Boom" in einem Präsentationsvideo vorgestellt. Von allen Seiten wird er in Szene gesetzt, die Sponsoren prominent hervorgehoben. Für einen kurzen Moment hat man vergessen, dass das vorgestellte Modell nicht auf einer echten Formel-1-Strecke zum Einsatz kommen wird, sondern auf dem Tisch eines Klassenzimmers steht. Fünf Schüler der 11. Klasse des Graf-Rasso-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck erzählen vor ihren Sponsoren euphorisch von ihrem handgroßen Modellauto.
Das Team "Sonic Boom" dankt an diesem Abend den Sponsoren aus dem Landkreis für die technische und finanzielle Unterstützung. Die brauchen sie, um konkurrenzfähig für den internationalen Technologie-Wettbewerb "Formel 1 für die Schule" zu sein. Alleine könnten sie die mehrere tausend Euro teure Produktion nicht stemmen. Der Bewerb wird von der "Formel 1 in der Schule GmbH" ausgerichtet mit dem Ziel, Freude an Naturwissenschaft und Technik zu fördern. Bei der bayerischen Landesmeisterschaft treten 2020 vier "Senior"-Teams und drei "Junior"-Teams an. Das können auch mehrere Teams von der gleichen Schule sein - sechs der sieben Teams kommen vom Graf-Rasso-Gymnasium. Schüler von elf bis 19 Jahren können teilnehmen. Eine Gruppe von drei bis sechs Personen muss ein Modellauto entwerfen und fertigen, das mithilfe einer CO2-Patrone möglichst schnell eine 20 Meter lange Bahn entlang rauschen soll. Gestartet werden die Autos per Knopfdruck, wenn das Startlicht ausgeht - wie in der echten Formel 1. Neben der Fahrzeit ist auch die Reaktionszeit entscheidend.
Als die Schüler ihren neuesten Wagen mit dem aus dem Vorjahr auf ihrer Fahrbahn ins Rennen schicken, erweist sich der Neue als voller Erfolg. "Schneller als das letzte Modell", sagt das Rennteam stolz. Bei der Meisterschaft geht es nicht nur um die Geschwindigkeit. Die Teilnehmer müssen auch einen Teamstand bauen, eine Präsentation vor einer Jury halten und ein Portfolio über den Arbeitsprozess und das Auto abgeben.
Die Schüler nehmen das vierte Mal an den Meisterschaften teil. Für den diesjährigen Wettbewerb arbeiten sie seit den Sommerferien. "Während andere in der Mittagspause was essen, arbeiten wir an unserem Modell", sagt Teammitglied Florian. Nur einen Bruchteil der Arbeit schaffen sie in der Schule, die restlichen Aufgaben werden zuhause erledigt. Dabei wird auch die ein oder andere Nacht durchgearbeitet.
Die Schüler haben mit viel Ehrgeiz entwickelt. Mit jedem Jahr hat sich der Wissensschatz erweitert. Sie verbesserten sich aus eigener Kraft, berichtet Florian. Erreichen sie den ersten Platz bei der bayerischen Meisterschaft am 20. und 21. März, ist die Deutsche Meisterschaft Anfang Mai die nächste Station. Von dort geht es im Herbst nach Singapur zur Weltmeisterschaft. An der WM-Teilnahme scheiterten die Schüler 2019 knapp. Das Rad ihres Autos war 0,1 Millimeter schmaler als vorgeschrieben, wofür sie einen Strafpunkt erhielten. Doch die Jungs haben sich weiter entwickelt und sind entschlossen, es diesmal bis zur Weltmeisterschaft zu schaffen.