Fürstenfeldbruck:Shoppen am Tag der Arbeit

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Die Stadt Fürstenfeldbruck will am 1. Mai einen Marktsonntag veranstalten und die Geschäfte öffnen lassen. Die Gewerkschaften reagieren empört.

Stefan Salger

Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit und seit Jahrzehnten gesetzlicher Feiertag. Gewerkschaftsfahnen werden in Fürstenfeldbruck schon lange nicht mehr geschwungen. Das könnte sich heuer ändern. Denn die Stadt hat just am 1. Mai einen verkaufsoffenen Marktsonntag angesetzt und damit den Zorn des DGB und von Verdi auf sich gezogen.

Von einen "unheimlichen Hohn gegenüber den abhängig Beschäftigten" spricht Verdi-Gewerkschaftssekretär Orhan Akman. "Da soll ein traditioneller Kampftag der Arbeiterklasse mit Kommerz niedergemacht werden". Akman, der auch der Linken-Fraktion im Münchner Stadtrat angehört, schließt nicht aus, dass es Protestaktionen in Bruck geben wird. Auch der für den Landkreis zuständige DGB-Regionalvorsitzende Christoph Frey bescheinigt den Brucker Verantwortlichen ein "historisches und gesellschaftliches Unverständnis" und will die Sache juristisch prüfen lassen.

OB Sepp Kellerer (CSU) bestätigte auf Nachfrage der SZ den Termin. Dieser sei aber keineswegs gewählt worden, um Gewerkschaften oder Arbeitnehmer zu ärgern. Kellerer kann die Aufregung nicht verstehen, weil es in den vergangenen Jahren kaum noch größere Kundgebungen der Gewerkschaften gegeben habe. Das bestätigt Walter Schwarz von der SPD, dessen Vater früher Gewerkschaftssekretär in Fürstenfeldbruck war. Die großen Maikundgebungen seien Vergangenheit-auch wenn dies mit Blick auf Leiharbeit und Niedriglöhner eigentlich bedauerlich sei.

Schwarz sieht ebenso wenig wie Kellerer einen wichtigen Grund, die Terminwahl für den Marktsonntag in Frage zu stellen. Joachim Huber, der bei der Stadt für die Märkte zuständig ist, erläutert diese: Traditionell werden die Brucker Marktsonntage immer an den letzten Wochenenden im April und Oktober veranstaltet.

Der letzte Sonntag im April aber fällt auf den Ostersonntag, der 17. April auf den Palmsonntag und am 8. Mai findet der Olchinger Marktsonntag statt, dem man nicht ins Gehege kommen will. Die Verwaltung habe sich gemeinsam mit dem Gewerbeverband Gedanken über alle möglichen Termine gemacht, so Huber. Letztlich aber sei nur der 1. Mai geblieben.

"Wir waren auch nicht hellauf begeistert", räumt Huber ein. Er hofft, dass der Marktsonntag am 1. Mai so problemlos verläuft wie jener am letztjährigen 31. Oktober. Das war der Reformationstag, ein Feiertag der evangelischen Christen. Damals habe ein Pfarrer der Erlöserkircheaber auf Nachfrage keine Bedenken geäußert.

Akman ärgert freilich vor allem, dass die Stadt die Gewerkschaften gar nicht erst angehört hat. Eine solche Entscheidung dürfe nicht einfach von der Stadtverwaltung getroffen werden. Es müsse im Stadtrat eingehend diskutiert werden, im Anschluss an eine Anhörung von Verbänden und Kirchen. Auf einen kürzlich abgeschickten Brief, in dem sich der Verdi-Vertreter bei OB Kellerer erkundigt, ob wirklich am 1.Mai die Geschäfte geöffnet haben sollen, bekam er bislang keine Antwort.

Grundsätzlich dürfen die Kommunen über die Termine verkaufsoffener Sonntage selbst entscheiden, bestätigt das Sozialministerium auf Nachfrage der SZ. Lediglich an "stillen Tagen" wie Karfreitag oder Totensonntag ist es grundsätzlich untersagt, Läden zu öffnen. Zusätzlich zu den beiden Marktsonntagen dürfen die Läden in Bruck am Sonntag, 24.Juli, zum Altstadtfest, öffnen. Der Termin für den vierten verkaufsoffenen Sonntag steht noch nicht fest. Sicher ist bereits, dass der erste Marktsonntag 2012 auf den 29. April fällt.

© SZ vom 18.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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