Fürstenfeldbruck:Segen für Rösser und Reiter

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Die Leonhardifahrt folgt klaren Regeln. Manche Teilnehmer kennen sie gut, sind sie doch teilweise seit mehreren Jahrzehnten bei dem Fest in der Innenstadt dabei

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

"Gott segne die Rösser." Das Motto des Tages prangt groß an der Rückseite der Leonhardikirche an der Amperbrücke in Fürstenfeldbruck. Auf die Sekunde pünktlich um Viertel vor drei Uhr läuten die Glocken der Leonhardikirche und lassen die Leonhardifahrt beginnen. Schon eine Stunde vorher haben sich die Musikgruppen, Truhenwagen, Kutschen mit Fußgruppen und vor allem die viele Pferde mit ihren Reitern aufgestellt. Dafür haben die Organisatoren der Stadt die Aufstellnummern in großen Zahlen auf die Fürstenfelder und Münchner Straße gemalt. Auch ohne Sonnenschein stehen die Besucher in Dreierreihen an der Hauptstraße, um die Segnung von Pferden und Menschen mitzuerleben.

Traditionell wird die Brucker Leonhardifahrt vom Fanfarenzug Gernlinden angeführt. Die 30 Frauen und Männer mit ihren Naturtonfanfaren und Landsknechtstrommeln produzieren in ihren historischen rot-weißen Uniformen sofort einen derartig vollen Klang, der weit durch die Brucker Innenstadt dringt. Die Reihenfolge der vorbeiziehenden Teilnehmer hat ebenfalls Tradition. Vorne weg reitet Petra Bauer mit Reitern vom Reitzentrum Fürstenfeld in ihrer schicken dunkelblau-weißen Reiterkluft. Sie halten auf dem Pferd die Leonhard-Standarte hoch. Fünf Pferde reiten heute mit. Auch das Pony Nelli ist dabei. Es trägt pinkfarbene Fußstulpen und hat ein niedliches Blümchen in derselben Farbe auf dem Kopf. "Das ist unsere Herzensdame", sagt Petra Bauer und lacht.

An der Ecke zur Sparkasse gibt es den Segen von Dekan Albert Bauernfeind. Etwas Weihwasser regnet auch immer wieder auf die umstehenden Zuschauer herab. Der Dekan steht auf einem Podium zusammen mit den Ehrengästen und lokaler Politprominenz. Bürgermeister Erich Raff hatte zuvor eine kurze Ansprache gehalten und stellvertretend für alle Ehrengäste den erkrankten Oberbürgermeister Klaus Pleil und seine Ehefrau Claudia begrüßt. Auszumachen waren noch Alt-OB Sepp Kellerer, die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler, die Germeringer Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf und Kulturreferentin Birgitta Klemenz.

Hinter Petra Bauer reitet majestätisch aufrecht sitzend Helen Siglstetter in ihrem Barockkostüm mit ihrem 16 Jahre alten Friesenpferd "Bailey" aus Alling. Am Kopf wurden ihm zwölf rote Rosen eingeflochten, das wirkt sehr apart. Auch Max und Moritz schlendern in gewohnt langsamen Schritt durch die Straße. Max und Moritz sind zwei Ochsen, die den liebevoll geschmückten Kutschenwagen des Edigna-Vereins Puch ziehen. Die beiden gewaltigen Ochsen sind mit einem Viehanhänger aus Wielenbach im Landkreis Weilheim gekommen. Die französische Königstochter Edigna soll 1054, so die Erzählung, auch mit einem Ochsenkarren nach Puch gekommen sein. Sie sei damals geflohen, weil sie aus Staatszwecken verheiratet werden sollte. 1109 ist sie in Puch gestorben und wird seitdem dort verehrt. Auf dem Ochsenkarren darf die 15-jährige Julia Degel die Edigna darstellen. "Sie ist schon als kleines Mädchen mitmarschiert", sagt Edigna Kellermann, die Vorsitzende des Vereins. Zusammen mit 20 Vereinsmitgliedern läuft Kellermann in einfachen Gewändern neben den Ochsenkarren her.

Pferde aus verschiedenen Reitställen ziehen vorbei. Die zwei weißen Percheron-Rösser aus Dachau, die den Wagen des 241 Jahre alten Isodori-Vereins aus Maisach ziehen, stechen dennoch heraus. Kutscher ist Josef Gottschall, der seit 51 Jahren bei der Leonhardifahrt dabei ist. Isidor ist der Schutzheilige der Landwirte. Geprägt wird der Maisacher Verein von der Familie Siebenhütter. Der elfjährige Enkel Maxi Siebenhütter gibt auf dem Wagen den betenden Isidor und die zwölfjährige Karina Wimmer den Engel, der für ihn die Feldarbeit erledigt.

Zwischen den Reitern und Kutschen gehen die Musikzüge. Das Blasorchester Eichenau spielt auf der Hauptstraße "Mein Heimatland". Die Stadtkapelle Fürstenfeldbruck ist dabei, genauso wie die Blasmusik Schöngeising und die Schleißheimer Schlosspfeifer, die mit dem Verkauf von Schnaps für zwei Euro ihre Kasse etwas auffüllen. Am Ende steigen die Ehrengäste samt Dekan Bauernfeind in die Familienkutschen. Auch OB Pleil winkt den Besuchern am Straßenrand zu; die grüßen ihr Stadtoberhaupt zurück.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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