Fürstenfeldbruck:Schweigen als Mahnung

mahnwache

Ein Statement gegen Hass und für Toleranz setzen etwa 150 Menschen am Freitagabend am kleinen Stachus in Germering.

(Foto: privat)

In Germering und Puchheim versammeln sich Menschen zum Gedenken an die Ermordeten von Hanau

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

In Germering und Puchheim sind am Freitagabend spontan jeweils zwischen 100 und 150 Menschen zu Mahnwachen nach dem Anschlag von Hanau zusammengekommen. Zum Gedenken an die Ermordeten wurden in Germering Kerzen angezündet. Der Germeringer Imam sprach ein Gebet. "Dieses deutliche Zeichen für Toleranz und eine gute Nachbarschaft in Germering macht uns allen Hoffnung, dass ein friedliches Miteinander möglich ist", sagen Grünen-Stadträtin Barbara Hagmann und Ralph Rückerl, Sprecher des Grünen-Ortsverbandes.

Sie lebe gerne in Germering, "weil es hier so viele nette Menschen gibt", sagte eine türkischstämmige Germeringerin bei der Mahnwache am kleinen Stachus. Sie glaube an Demokratie und Vielfalt: "Ich will nicht sehen, wie sich die Geschichte wiederholt."

In Puchheim hatte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) eine Mahnwache angeregt und sie unter das Motto "zusammen dagegen" gestellt. Etwa hundert Bürgerinnen und Bürger versammelten sich um 18 Uhr am Puchheimer Bahnhof. Es sei jetzt ein kritischer Punkt erreicht, der Anlass zur Sorge gebe, sagte Seidl der SZ. Es sei deshalb sinnvoll, wenn die Menschen zusammenkämen, um gemeinsam ein Statement dagegen abzugeben. Einige Anwesende traten in die Mitte der Runde und erzählten von ihren Erfahrungen. Dabei wurde deutlich, dass es viele für erforderlich hielten, sich über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und die Entstehung des nationalsozialistischen Regimes zu informieren. Eine Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum in München bietet dazu Gelegenheit.

Schon am Donnerstagabend hatten sich in Fürstenfeldbruck etwa 30 Menschen am Rathaus zu einer spontanen Mahnwache versammelt und schweigend und mit Kerzen der Toten gedacht. Am vergangenen Mittwoch hatte ein 43-jähriger Deutscher vor zwei Shisha-Bars in der hessischen Stadt Hanau sieben Männer und zwei Frauen, alle mit Migrationshintergrund, erschossen, später auch seine Mutter und sich selbst.

Auch der Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach zusammen mit dem Bündnis "Fürstenfeldbruck ist bunt, nicht braun" den hinterbliebenen Familien und Freunden sein Beileid aus und kündigte an, sich weiterhin gegen jede Form von Hass, Hetze, Rassismus und Intoleranz einzusetzen.

Die Tat selbst mache ebenso fassungslos wie die Relativierungsversuche rechter Akteure, die dies als Aktion eines Verwirrten herunterspielten und dem Täter eine aggressive rechtsnationalistische Gesinnung absprechen würden, schreibt die GEW-Kreisvorsitzende Margot Simoneit in einer Pressemitteilung: "Damit kaschieren sie ihre Mitverantwortung an einem sich aufheizenden aggressiv-menschenfeindlichen politischen Klima, das Taten wie die in Hanau verharmlost und wahrscheinlicher macht." Die GEW wolle sich deshalb "weiterhin und energisch" für mehr politische Bildung und Demokratieerziehung an den Schulen einsetzen. Simoneit: "Wir lassen nichts unversucht, menschenverachtende Positionen zu entlarven und zu bekämpfen."

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