Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Schulen für die Welt

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Der Landkreis will in die kommunale Entwicklungshilfe einsteigen und vor allem in Afrika dem Migrationsdruck mit Bildungsprojekten entgegenwirken

Von jamila christians, Fürstenfeldbruck

Um Fluchtursachen gezielt zu vermeiden, muss man Bildung fördern und Perspektiven vor Ort schaffen. Schulbildung bildet dabei die zentrale Grundlage, in die es zu investieren gilt. Darüber sind sich Landrat Thomas Karmasin und Kreisrätin Margret Kopp (beide CSU) einig. Aus diesem Grund suchen sie am Dienstag das Gespräch mit Stefan Rößle, dem Landratskollegen aus dem Donau-Ries-Kreis. Denn dieser Landkreis ist nach Einschätzung des Landratsamts bundesweit Vorbild in Sachen kommunaler Entwicklungshilfe. Rößle initiierte zusammen mit der Stiftung "Fly and Help" das Projekt "1000 Schulen für unsere Welt". Innerhalb eines Jahres hat er mit Hilfe von Spenden und der Stiftung zehn Schulen in Afrika gebaut. Bis 2020 seien 20 Schulen geplant, so Rößle. Für die gesamte Aktion werde kein Euro an Steuergeldern verwendet, sondern ausschließlich Spendengelder. Anfänglich sei er eher zurückhaltend gewesen, sagt Karmasin. Denn Margret Kopp leistet bereits seit vielen Jahren aktive Entwicklungshilfe in Togo und ist dort bestens vernetzt. Doch nun sieht er eine Chance, gemeinsam zu handeln, um noch mehr Bauprojekte zu ermöglichen. Der Togohilfe von Kopp fehlen nämlich noch knapp 600 000 Euro für die Fertigstellung von Schulhäusern. Eine Schule in Afrika zu bauen, kostet etwa 50 000 Euro. Rößle nennt zum Vergleich das aktuelle Schulprojekt im Ries-Kreis, das mehr als 50 Millionen Euro kostet. Es werde darauf geachtet, dass das Geld dort ankommt, wo es hingehört. Dörfer und Gemeinden in den jeweiligen Ländern müssen genug Lehrer und Grundstücke zur Verfügung stellen. Kopp schaut sich persönlich die Schulprojekte und Bedingungen vor Ort an. Ebenso wird die Errichtung je nach Baufortschritt bezahlt. Ihr Wunsch ist es, gemeinsam mit dem 1000-Schulen-Projekt zehn weitere Schulen in Togo zu bauen.

Der Landkreis Fürstenfeldbruck soll also dem Vorbild des Donau-Ries-Kreises folgen, soll gemeinsam mit den Landkreisbewohnern sinnvolle Entwicklungshilfe leisten. Die kommunale Entwicklungsarbeit, so die Überzeugung, kann einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Bildung leisten und die Zukunft der Kinder in Afrika sichern. Denn alle Kommunen hätten mittlerweile die Auswirkungen der Flüchtlingskrise erlebt und erkannt, wie wichtig es ist, den Menschen bereits in ihren Heimatländern eine Perspektive zu bieten, so Rößle. Die Gemeinschaftsinitiative arbeitet mit der Stiftung Fly and Help zusammen. Diese hat bereits 250 Schulbauprojekte weltweit realisiert. Rößle selbst besuchte 2016 eine Veranstaltung der Stiftung, die ihn überzeugte, selbst tätig zu werden. Kurzerhand verkaufte er seinen Porsche und finanzierte sein erstes Schulprojekt in Malawi. Nach und nach konnte er Gemeinden und Bürgermeister für die Aktion gewinnen. Der gesamte Landkreis spendete Geld und ermöglichte damit den Bau der Schulen in Afrika.

Mittlerweile hat sich das Projekt nicht nur auf kommunaler Ebene etabliert, sondern auch auf Bundesebene. So hat Entwicklungshilfeminister Gerd Müller die Schirmherrschaft für die Initiative "1000 Schulen für unsere Welt" übernommen. Zusätzliche Unterstützung bekommt das Projekt von drei kommunalen Spitzenverbänden: dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Landkreistag und dem Deutschen Städte- und Gemeindetag. Ziel dieser Initiative sei es ebenfalls, die Fluchtursachen in Afrika, Asien und Südamerika zu lindern, um den Migrationsdruck nach Europa zu reduzieren. Thomas Karmasin wird im Zuge der nächsten Sitzungen versuchen, Gemeinden im Landkreis Fürstenfeldbruck für das Projekt zu gewinnen, um einen aktiven Beitrag für die Schulprojekte der in Maisach ansässigen PiT-Togohilfe zu leisten.

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Quelle:
SZ vom 27.03.2019
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