Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Schüler demonstrieren für ihre Lehrer

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An der FOS/BOS fordern die Schüler bei einer Kundgebung, dass Vertretungslehrkräfte im Schuldienst bleiben dürfen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Beziehung zwischen Schülern und Lehrern ist bisweilen keine einfache. Dass sich Lehrkräfte für ihre Schüler einsetzen, wird berufsbedingt von ihnen erwartet, dass aber Schüler für ihre Lehrer auf die Barrikaden gehen, ist ein eher seltenes Phänomen. Die Schüler der Fürstenfeldbrucker Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) opferten am Mittwochvormittag ihre zweite Pause, um sich bei einer Kundgebung vor allem mit jenen Junglehrern solidarisch zu erklären, die lediglich befristete Anstellungsverträge erhalten und die Schule alsbald wieder verlassen müssen.

Um kurz vor halb zwölf versammelten sich die FOS/BOS-Schülerinnen und Schüler dazu auf dem großen Gelände des Fürstenfeldbrucker Schulzentrums nahe der Bundesstraße 2 und skandierten: "Unsere Lehrer sind frustriert/denn sie haben umsonst studiert!". Dazu hielten sie selbst geschriebene Plakate in die Höhe, auf denen stand: "Wir fordern für jeden Lehrer eine Anstellung", "Wir könnten jetzt für unser Abi lernen, aber wir stehen lieber hier für unsere Lehrer" oder "Bildung darf keine Geldfrage sein".

Max Kunze, einer von sechs Schülersprechern, hatte zwar kein Megafon bei sich, drang mit seiner Stimme aber doch durch, um seine Schulkameraden zum lautstarken Wiederholen ihrer Botschaft aufzufordern. Die Schüler kritisierten, dass Lehrkräfte, "von denen wir total begeistert sind", wie Schülersprecherin Marina Wokurka der SZ sagt, die Schule verlassen müssen, weil ihre befristeten Verträge auslaufen und nach dreimaliger Befristung nicht mehr verlängert werden können. Darauf hatten die Arbeitsgerichte hingewirkt und sogenannte Kettenverträge, also die unendliche Aneinanderreihung befristeter Arbeitsverhältnisse, für nicht zulässig erklärt. Dennoch hat sich an der Praxis, zahlreiche Lehrkräfte als Aushilfs- oder Vertretungslehrer befristet anzustellen, nichts geändert. Auch an der Brucker FOS/BOS, an der insgesamt etwa 110 Lehrer unterrichten - die meisten davon als Beamte -, müssen Vertretungen pro Schuljahr etwa zehn Schwangerschaften des durchweg jungen Kollegiums auffangen, erläutert Schulleiter Otto Kolbe der SZ. Sieben Vertretungslehrer müssten nun die Schule wieder verlassen, erzählt Schülersprecher Daniel Weiser: "Aber es sind gute Lehrer, die kennen sich top aus." Das bestätigt auch seine Kollegin Marina Wokurka: "Wir sind zufrieden mit ihnen." Ohnehin gestalte sich das Schüler-Lehrer-Verhältnis an der Fach- und Berufsoberschule anders als an anderen Schulformen, "weil wir als Schüler älter sind". FOS und BOS beginnen jeweils mit der elften Klasse. Die Schüler haben bereits die Mittlere Reife, wenn sie an die sogenannte berufliche Oberschule kommen.

Die befristeten Arbeitsverträge werden zunächst für ein Schuljahr geschlossen. Neben finanziellen Einbußen macht den Junglehrern dabei vor allem die fehlende berufliche Planungssicherheit zu schaffen. Die Schüler können wegen der hohen Fluktuation kaum eine stabile Beziehung zu ihren Lehrern aufbauen und die Schule selbst muss "dauernd neue Lehrer anlernen", wie Oberstudiendirektor Kolbe sagt. Deshalb findet er es "toll, wie sich die Schüler für ihre Lehrer einsetzen".

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Quelle:
SZ vom 15.05.2015
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