Fürstenfeldbruck:Schrumpfkur der Brucker Elternschule

Fürstenfeldbruck: Beim Elefantengeschichten-Vorlesetag im November greifen Kinder ab vier Jahre in der Elternschule West auch zu Malfarben und Papier.

Beim Elefantengeschichten-Vorlesetag im November greifen Kinder ab vier Jahre in der Elternschule West auch zu Malfarben und Papier.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Diakonie reagiert auf Kostendruck und will mit dem Mehrgenerationenhaus einen von zwei Standorten aufgeben. Kritisiert wird, dass damit ausgerechnet im Westen der Stadt das sozialpädagogische Angebot ausgedünnt würde

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Brucker Elternschule begleitet seit 40 Jahren Eltern und ihre Kinder von den ersten Lebenstagen bis zur Pubertät. Nun soll das Angebot reduziert und einer von zwei Standorten in der Kreisstadt aufgegeben werden. Die Diakonie als Träger begründet dies mit hohen Mieten und nicht ausgelasteten Kursen. Die Stadt hofft, die sozialpädagogisch wertvollen Angebote im Westen der Stadt erhalten zu können. Im Fall einer Schließung prophezeien Experten hohe soziale Folgekosten.

Alexander Härtlein, geschäftsführender Vorstand der Diakonie, widerspricht Gerüchten, die Elternschule werde komplett dicht gemacht. Er räumt aber ein, man werde auf einen Standort verzichten müssen - zurzeit deutet mehr auf die relativ große Nutzfläche im Mehrgenerationenhaus Am Sulzbogen hin als auf den zentrumsnahen Standort Stadelbergerstraße mit seiner günstigeren Miete. Bis das Kursangebot entsprechend "verdichtet" ist, werde es aber noch "mindestens ein halbes Jahr" dauern. Härtlein sagt: "Alle gebuchten Kurse sind gesichert". Eine Bestandsgarantie gibt es für populäre Seminare wie "Servus Mama", "Servus Papa", Vorkindergarten sowie Eltern-Kind-Gruppen. Zur Finanzierung dieser Kurse steuert die Stadt 70 000 Euro jährlich bei. Offen scheint noch die Bandbreite der weiteren Angebote zu sein: Pekip (Prager-Eltern-Kind-Programm für Eltern und Kinder im ersten Lebensjahr), Opstapje (Lern- und Spielprogramm für Kleinkinder), Nähstube sowie Familienstützpunkt als Anlaufstelle für alle Familienfragen. Man werde von der Stadt bei der Suche nach geeigneten Standorten unterstützt, sagt Härtlein. "Die sind dran und auch bemüht".

Eine Expertin, die im Landkreis selbst viele Jahre im Jugendbereich gearbeitet hat, aber nicht namentlich genannt werden will, sieht die Stadt ganz konkret in der Pflicht. Auch wenn niemand es so offen sagen wolle, sei der Westen mit seinem hohen Migrantenanteil doch ein sozialer Brennpunkt. "Die Elternschule hat da viel aufgefangen. Eine Schließung ausgerechnet dort würde sich auf die Jugendhilfe langfristig sehr negativ auswirken." Da zeige sich, "dass es für soziale Belange keine Lobby gibt."

Nadine Richter, die gemeinsam mit ihrer elf Monate alten Tochter den Pekip-Kurs besucht, ist ebenfalls verunsichert, zumal sie für die Anmeldung zur Mutter-Kind-Gruppe auf September vertröstet worden sei. Sie habe gehört, dass es Schwierigkeiten gebe, geeignetes Personal zu finden - nachdem auch die Leiterin der Standorts Mehrgenerationenhaus im Herbst gekündigt habe. Seien es nun zu hohe Kosten oder fehlendes Personal: Für sie wäre es "ein Armutszeugnis", wenn die Angebote im Brucker Westen gestrichen würden. Dass der Standort Stadelbergerstraße nun auch noch die Kurse der viel größeren Räumlichkeiten im Westen aufnehmen kann, ist für sie schwer vorstellbar.

Noch freilich scheint es Hoffnung zu geben. So bekennt sich Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) ausdrücklich zur Elternschule. Das Ende im Westen? "Ich fände es sehr schade. Die leisten gute Arbeit, das funktioniert". Amtsleiter Michael Maurer sieht es ähnlich. Er glaubt, dass in der Sache noch nichts entschieden ist. Die Elternschule müsse "aber auch sagen, was sie will". Noch in diesem Monat soll es ein Gespräch mit dem Jugendamt geben. Dann ist zudem zu klären, ob ein anderer Träger den Familienstützpunkt übernimmt. Maurer: "Da ist noch vieles offen."

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