Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Schauriges Musiktheater

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Das Mystical "Bayerische Rauhnacht" gastiert in Fürstenfeldbruck

Von Kristina Kobl, Fürstenfeldbruck

Die Zeit zwischen den Jahren ist nicht nur besinnlich und romantisch. Früher war die Zeit um die Wintersonnwende als Zeit der Rauhnächte bekannt: Wenn die Tage dunkler wurden und sich alles ein bisschen mysteriöser anfühlte, glaubte man in Süddeutschland und Österreich, dass böse Wintergeister herrschten. Um sie zu vertreiben, wurde ein wildes Fest gefeiert. Daran wird noch immer mit einem "Mystical" erinnert.

Der Zaubertroll des hohen Nordens kommt pünktlich zum Wintereinbruch in den Münchner Westen: Am Sonntag, 15. Dezember, wird das Kult-Mystical "Bayerische Rauhnacht" mit der Band "Schariwari" und den Brucker Perchten und Rauhnachtsgsindl in Fürstenfeldbruck aufgeführt. Das Spektakel feierte bereits im Jahr 1996 seine Premiere. Nach zehn Wintern war erst einmal Schluss mit mystisch - bis sich die Mitglieder von Schariwari 2017 zum 40. Bandjubiläum wiedertrafen und in Erinnerungen schwelgten. Ein Jahr später erweckten sie das Musiktheater wieder zum Leben - und reagierten damit auch auf vielfaches Nachfragen von begeisterten Zuschauern.

Die Geschichten seinen seit der Uraufführung leicht verändert worden, doch der rote Faden sei der gleiche geblieben, erklärt Günther Lohmeier von Schariwari: Der Zaubertroll aus dem Norden besucht seinen Verwandten, das Holzmandl, um mehr über die bayerischen Bräuche zu erfahren. Der Zaubertroll wird von Maresa Sedlmeir gespielt, das Holzmandl von Hans Schuler. Das Schauspiel wird untermalt mit poetischer, bayerischer Folkrock-Musik der Kirchseeoner Band Schariwari. Für Lohmeier ist das Stück mittlerweile Kult. "Alle Gründungsmitglieder sind mit den Bräuchen aufgewachsen", sagt er. Die Gruppe sei die erste gewesen, die die Thematik auf die Bühne gebracht habe.

Vor der eigentlichen Aufführung wird es eine schaurig schöne Einführung der Brucker Perchten und "Rauhnachtsgsindl" geben. Der Brauchtumsverein werde die Besucher auf das Thema einstimmen, erklärt Klaus Trnka, der Vorsitzende des Vereins: "Damit Sie wissen, was eine Rauhnacht überhaupt ist und wie das damals abgelaufen ist, wenn die Perchten kommen." Neben Unterhaltung sei das Ziel der Veranstaltung, die Menschen an das Brauchtum zu erinnern.

Der Brauch sei es gewesen, dass die Perchten von Hof zu Hof ziehen, um die bösen Wintergeister zu vertreiben, erklärt Trnka. Wenn der Perchtenpass, also die Gruppe aus Perchten, die Fruchtbarkeit für die kommende Ernte durch Stampfen auf den Boden symbolisch geweckt habe, sei das eine hohe Auszeichnung für einen Bauernhof gewesen. Die Bräuche fanden hauptsächlich im bayerischen Alpenvorland statt. "Ob es das in Fürstenfeldbruck gegeben hat, weiß man nicht sicher", sagt Trnka: "Wir erinnern dennoch gerne daran."

Trnka selbst wird bei der Einführung als Kraxenträger erscheinen. Dieser hatte die Perchten begleitet und die Gaben getragen, außerdem die Leute begrüßt und ihnen Glückwunsche oder Segen überbracht. Das Mystical von Schariwari kennt Trnka noch nicht. So nah die Geschichten beinander liegen, so unabhängig sind die Künstler voneinander.

Etwa von 21. Dezember bis 6. Januar spricht man von der Zeit der Rauhnächte. Doch der Hauptgrund dafür, dass die meisten Aktionen des Brauchtumsvereins in der Adventszeit stattfinden, sei ein anderer, sagt Trnka: Man erreiche die meisten Menschen: "Wir wollen Brauchtum lebendig machen. Und Brauchtum kann dort leben, wo Menschen sind."

Die Aufführung "Bayerische Rauhnacht - Mystical mit Schariwari und Brucker Perchten und Rauhnachtsgsindl findet am Sonntag, 15. Dezember, im Stadtsaal im Veranstaltungsforum Fürstenfeld statt. Beginn ist um 18 Uhr, Einlass um 17.30 Uhr. Das Stück wird für Kinder ab acht Jahren und Erwachsene empfohlen. Karten im Vorverkauf gibt es unter Telefon 08141/66 65 444.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2019
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