Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Schattenmann auf Abruf

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Als Ehrenpräsident hat Hans Hahn beim SCF Politik gemacht. Nun ist er beleidigt und gibt sein Amt zurück

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Insolvenzfachleute hatten den Verfahrensweg für den in seiner Existenz bedrohten Sportclub Fürstenfeldbruck ausführlich dargelegt und eigentlich keine Fragen aus dem Auditorium zulassen wollen, da steht Hans Hahn auf. Er sitzt zumeist ganz hinten in der Ecke der SCF-Sportgaststätte bei den Leuten von der Abteilung Alte Liga. Nun geht der 74-Jährige Richtung Tresen, lehnt sich dort an und versucht, sich den öffentlichen Infoabend zunutze zu machen. Albrecht Huber und er als die beiden Ehrenpräsidenten des Vereins würden darauf drängen, den Betriebsprüfungsbericht einsehen zu dürfen. "Welche Fehler wirft uns das Finanzamt vor?", wolle er wissen und als Steuerberater traue er sich zu, zu beurteilen, wenn man dagegen vorgehen müsse. Warum ihm denn dann Vereinspräsident Jakob Ettner die Einsicht verweigere?, fragt Hahn und beginnt, persönlich zu werden: Man habe hier einen Präsidenten, der mit seinen Ehrenpräsidenten nicht umgehen könne - "der mit keinem umgehen kann". Ettners Stellvertreterin Ursula Valier, wie Hahn von Beruf Steuerberaterin, weist ihn darauf hin, dass man zur Verschwiegenheit verpflichtet sei, auch gegenüber im Prüfbericht genannten Namen. Oliver Schartl, der vorläufige Insolvenzverwalter, lässt es am Ende einer bis dato sachlich verlaufenen Veranstaltung nicht an Schärfe fehlen, als er Hahn daran erinnert, dass er "nicht in Organstellung" sei und somit kein Einsichtsrecht habe: "Das müssen Sie jetzt einfach so hinnehmen!"

So viel Widerspruch ist Hahn nicht gewohnt. In den vergangenen Jahrzehnten lief das immer anders, wenn er sich zu Wort meldete. Seine Aussagen hatten Gewicht im Verein, man folgte seinen Vorschlägen. Mehrmals wird Hahn, der schon Jugendleiter und Präsident (1988 bis 1992) des SCF war, als Retter gefeiert. Immer wenn es brenzlig wird - und das wurde es des öfteren -, ist Hahn zur Stelle, zuletzt mit einem Darlehen über 70 000 Euro, das der Verein unter Ettner dann nicht mehr bediente. Hahn holte sich das Geld zurück. Er hatte Bürgen dafür - allesamt ehemalige Präsidiumsmitglieder. Nein, er mische sich nicht in die Vereinspolitik ein, sagt er dann gerne. Wenn der Rat der Ehrenpräsidenten nicht gewünscht sei, dann lasse man das eben.

Im Vorfeld der Jahreshauptversammlung 2014, auf der Jakob Ettner zum Vereinschef gewählt wurde, hatte Hahn dafür plädiert, zwei ehemalige Präsidenten nicht zu entlasten. Dann die überraschende Wende: Man habe die Unterlagen geprüft und keine Unregelmäßigkeiten für das Jahr 2012 festgestellt, erläuterte Hahn damals in der öffentlichen Versammlung. Deshalb solle Präsident Siegfried Müller nun doch die Entlastung erteilt werden. Hahns Begründung für die Mitglieder: Müller habe sehr viel Geld für den Verein gegeben, und andernfalls könnte man dessen Firma vielleicht nicht mehr als Sponsor gewinnen.

Die beiden Ehrenpräsidenten Albrecht Huber und Hans Hahn - der dritte Ehrenpräsident Herbert Haja verstarb vor knapp drei Jahren - nehmen sich das Mitspracherecht im Verein, weil sie wie Präsident, Stellvertreter, Abteilungsleiter, Geschäftsführer, Schatzmeister und Beisitzer laut Vereinssatzung zum Vorstand gehören, gewählt werden sie im Gegensatz zu den anderen allerdings nicht. Sie sind einfach da. Andernorts ist die Ehrenwürde mehr eine Auszeichnung für Geleistetes in der Vergangenheit denn Aufforderung, die Gegenwart mitzugestalten. Manche sagen deshalb, die Ehrenpräsidenten seien so etwas wie die Schattenmänner im Verein. Hahn holte einst den Präsidenten Ulrich Bergmann zum SCF und stürzte ihn dann. Selbiges passierte dem ehemaligen Jugendleiter Horst Heuring. Auch die Wahl von Jakob Ettner unterstützte Hahn zunächst. Nun hat er, wie er beim Infoabend schließlich demonstrativ ankündigt ("Das sollten die Mitglieder wissen!"), sein Amt als Ehrenpräsident zurückgegeben - "aus Erfahrung und Enttäuschung heraus".

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Quelle:
SZ vom 16.12.2017
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