Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Sanitäter kontra Notarzt

Honorarfrage entzweit die im Gesundheitswesen Tätigen

Es sei Jammern auf hohem Niveau, was die Notärzte momentan machen, heißt es von Seiten einiger Rettungsassistenten. Für die Notärzte aber ist eine Grenze erreicht. Seit einer Honorarumstellung Anfang 2015 verdienen sie bis zu 15 Prozent weniger pro Schicht. Deshalb blieb vor Kurzem zum ersten Mal eine Schicht in der Rettungswache Gröbenzell unbesetzt. Die Umstrukturierung der Vergütung sollte ursprünglich zu einer besseren Bezahlung für Notärzte auf dem Land führen. Die Notärzte in einsatzreichen, städtischen Gebieten haben das Nachsehen.

Thomas Salcher, Dritter Bürgermeister von Puchheim, der selbst seit Jahren als Rettungsassistent arbeitet und die Rettungswache in München-Pasing leitet, ist der Meinung, die Notärzte hätten jahrelang außerordentlich gut verdient. Er wolle keine Sozialneiddebatte führen, sagte er im SZ-Interview, sondern fordere eine vernünftige Versorgung der Patienten ein. Auch für das neue Honorar könne man als Arzt noch gut arbeiten, sagt Salcher. Mediziner wie Richard Spitz, der Sprecher des Notarztteams Fürstenfeldbruck, sehen das anders. "Wir sind hier im Ballungsraum München noch gut versorgt", sagt Spitz, aber die Leistung der Ärzte müsse auch angemessen bezahlt werden. Denn wenn der Arzt zu einem Notfall gerufen werde, könne er nicht gleichzeitig in seiner Praxis tätig sein. Spitz wirft der Politik und den Kostenträgern vor, die Kosten zu drücken und gleichzeitig an das Gewissen der im Gesundheitswesen Tätigen zu appellieren, damit diese die Kürzungen einfach so hinnehmen. Spitz erläutert im SZ-Interview, das er mit Salcher führte, was die Honorarumstellung im Detail für die Ärzte bedeutet.

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SZ vom 11.07.2015 / berj
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