Fürstenfeldbruck:Säule der Wirtschaft

Kreishandwerker

Kreishandwerksmeister Harald Volkwein begrüßt etwa 80 Gäste zum Sommerempfang.

(Foto: Günther Reger)

80 Gäste kommen zum Sommerempfang der Kreishandwerker

Aus Sicht der Handwerkskammer für München und Oberbayern (HWK) ist die wirtschaftliche Lage für das Handwerk allgemein "hervorragend". Wie HWK-Geschäftsführer Lothar Semper auf dem Sommerempfang der Kreishandwerkerschaft berichtete, ist mit etwa 17,4 Milliarden Euro der Umsatz im Vorjahr in Oberbayern um 4,4 Prozent gestiegen, und auch für 2017 sind die Auftragsbücher voll. Allerdings müsse man auch feststellen, dass die aktuellen Einnahmen nicht das Niveau der frühen Neunzigerjahre erreichten. Und man sollte sich darauf einstellen, dass die Hochkonjunktur absehbar einbrechen könnte. Etwa 80 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren der Einladung von Kreishandwerksmeister Harald Volkwein ins ehemalige Kloster Fürstenfeld gefolgt, um die Bedeutung der Handwerkerschaft für die Region zu unterstreichen.

Semper stellte das Handwerk als "wichtige Säule der Landkreis-Wirtschaft" heraus, die aber auch für die Landeshauptstadt von nicht zu unterschätzender Bedeutung sei. Das Handwerk in allen Branchen sei bodenständig, ein verlässlicher Nahversorger, biete Arbeitsplätze, bilde mehr Fachkräfte aus, als übernommen werden könnten und habe wesentlichen Anteil an der regionalen Wertschöpfung, lobte der HWK-Geschäftsführer. Sorgen macht Semper, dass München in den nächsten zehn bis 15 Jahren um 400 000 Einwohner wachsen soll. "Eigentlich müsste man sich darüber ja freuen, denn der Ausbau der Infrastruktur und von Wohnungen sichert für Jahrzehnte Arbeitsaufträge", sagte er. Es könne aber für Betriebe außerhalb der Metropole problematisch werden, wenn die Stadt Dieselfahrzeuge aussperren sollte.

Dies nur in Erwägung zu ziehen, dafür hat auch Volkwein nicht das geringste Verständnis, weil die Aussperrung manche Handwerker in den Ruin treiben könnte. "Wir sind angeblich Teil der Metropolregion München, tatsächlich aber sind wir die Region, die für die Metropole ausgenutzt wird", schimpfte der Kreishandwerksmeister mit Blick auf die unzureichende Verkehrsinfrastruktur und forderte wie Gastredner Semper, dass sich die Politik etwas anderes einfallen lassen müsse, um die Feinstaubbelastung zu senken. Es müsse zumindest eine lange Übergangsfrist eingeräumt werden, in der Handwerker ihre Betriebsfahrzeuge umrüsten könnten. Die Münchner sollten erkennen, dass sie auf die Waren und Dienstleitungen sowie auf die Fachkräfte, die täglich die Stadt am Leben erhielten, angewiesen seien.

Erfreulich ist laut Semper, dass immer mehr Eltern sich von der "Akademisierung" abwendeten und ihre Kinder einen Beruf erlernen ließen. Man habe offensichtlich erkannt, "dass unser Bildungssystem so durchlässig ist, das man auch als Handwerker studieren kann". Als "Baustelle" bezeichnete er, dass etwa 30 Prozent der Azubis im Handwerk den Betrieb oder gar den Beruf wechselten. Die Unternehmer sollten analysieren, woran dies liegen könnte und daraus Schlüsse ziehen. Als ständig begleitende Herausforderung für die Betriebe sieht Semper den "Digitalisierungsdruck". "Schon heute werden viele Teile im 3D-Drucker gefertigt, und die Entwicklung wird weitergehen und dem Handwerk ständig Anpassungen aufzwingen", so Sempers Prophezeiung.

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