Fürstenfeldbruck:Rücklichter der Hoffnung

Fürstenfeldbruck: Das Interesse an den Vorstellungen war groß, der Volksfestplatz fast jeden Abend gut gefüllt mit den Autos der Kinofans.

Das Interesse an den Vorstellungen war groß, der Volksfestplatz fast jeden Abend gut gefüllt mit den Autos der Kinofans.

(Foto: Günther Reger)

Mit dem Autokino auf dem Brucker Volksfestplatz haben Markus Eisele und Tom Blum im vergangenen Mai eine der ersten Lockdown-konformen Kulturveranstaltungen organisiert. Die Nachfrage war enorm

Von Florian J. Haamann

Als der Lockdown vor einem Jahr das kulturelle Leben von einem auf den anderen Tag lahm gelegt hat, waren es die Kinomacher Markus Eisele und Tom Blum, die mit dem Autokino auf dem Brucker Volksfestplatz mit als erste im Landkreis zumindest wieder ein Stück Kulturgenuss möglich gemacht haben. Von Ende Mai bis Mitte Juli haben sie fast jeden Abend mit einem anderen Film die triste Betonwüste in ein lebendiges, coronakonformes Kulturareal verwandelt. Ergänzt wurde das Filmerlebnis durch ein Konzert und sogar einen Auto-Gottesdienst.

"Für uns war es eine tolle Erfahrung, auch weil wir eine quasi komplett vergessene Kulturform wieder aufleben lassen konnten", sagt Eisele, der neben dem Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck mehrere Kinos betreibt. "Die wenigen Autokinos, die es noch gibt, haben ein bestimmtes Klientel und funktionieren in einer Blase. Das geht an 99 Prozent der Bevölkerung vorbei." Deshalb sei es spannend gewesen, diese besondere Form für ein breiteres Publikum anzubieten. Dass die Vorstellungen immer gut besucht waren, obwohl die Menschen ja auch hätten zuhause sitzen und streamen können, zeigt, wie groß das Bedürfnis nach kulturellem Leben war und ist.

Geholfen habe dabei sicher auch der Eventcharakter, den der Besuch im Autokino hatte. "Es ist schon etwas Besonderes, wenn man mit dem Auto hinfährt, sich Chips einsteckt, vielleicht sogar eine Pizza. Ich habe auch Leute gesehen, die ihren Prosecco aus dem Kristallglas getrunken haben. Viele haben sich extra zurecht gemacht, andere sind mit ihren Oldtimern gekommen. Dieses ganze Drumherum hat eine besondere Atmosphäre geschaffen und ich habe viele leuchtende Augen gesehen", erzählt Eisele.

Trotz des Erfolgs des Autokinos ist die Situation für Kinobetreiber Eisele natürlich weiterhin angespannt. "Damals dachten wir noch, dass wir vielleicht im Herbst oder spätestens im Winter wieder im Kino spielen dürfen. Mittlerweile ist der Winter rum und wir sind im Frühling. Dass es so lange dauert, hätte keiner gedacht. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass wir bis zum kommenden Herbst wieder in einem Normalzustand sind", sagt Eisele. Die Frage, ob Kinos in diesem Winter wieder spielen können oder nicht, wird für viele Betreiber existenzentscheidend sein. Denn die Wintermonate sind die Haupteinnahmequelle, Frühling und Sommer eher vernachlässigbar. Und Eisele betont, dass es nicht nur darum geht, irgendwie öffnen zu dürfen. Nur wenn die Reihen voller besetzt werden dürften, als es bei der letzten Lockerung der Fall war, würde sich der Betrieb lohnen. "Gerade im Veranstaltungsbereich sind wir darauf angewiesen, halbwegs dicht platzieren zu können. Mit diesen Abständen können wir den Winter nicht überleben."

Er könne nicht verstehen, dass nach einem Jahr der Pandemie immer noch nicht differenziert entschieden werde. "Das ärgert mich schon. Das beste Beispiel sind die Autokinos. Ich verstehe, dass es allgemeine Beschränkungen gibt, ich kann es sogar bei normalen Kinos nachvollziehen. Aber Autokinos könnte man doch zulassen. Die Kollegen tun mir leid, diese Undifferenziertheit ist nicht gerecht." Allerdings müsse er auch sagen, dass mittlerweile die Förderungen recht verlässlich fließen und eine echte Hilfe seien. Mit der November- und Dezemberhilfe gebe es endlich "relevante Zahlen".

Das Thema Autokino hatte er eigentlich im vergangen Sommer abgehakt, die Aktion auf dem Volksfestplatz sollte etwas Einmaliges bleiben. Mittlerweile allerdings denken er und Blum über eine Neuauflage nach. "Ich glaube aber bei der aktuellen politischen Stimmung nicht einmal, dass das in diesem Jahr genehmigt wird. Sollte sich die Situation ändern, würden wir es aber schon in Betracht ziehen. Einfach weil es so ein tolles Projekt war." Wichtig sei, dass etwas passiere in der Stadt und die Leute die Möglichkeit bekämen, mal wieder raus zu gehen und etwas zu erleben.

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