Fürstenfeldbruck:Ringen um bezahlbaren Wohnraum

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Die Bürgermeister von Gröbenzell, Olching und Puchheim prüfen die Gründung einer eigenen kommunalen Gesellschaft. Entschieden ist nichts, aber das Ziel ist klar: Es sollen erschwingliche Mietobjekte entstehen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Seit Jahren lehnen die konservative Kreistagsmehrheit und Landrat Thomas Karmasin (CSU) die Beteiligung des Landkreises an einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft hartnäckig ab - und verweisen dabei auf die fehlende Zuständigkeit. Wohnungen zu bauen, sei Aufgabe der Gemeinden lautete die immer gleiche Begründung. Die Bürgermeister von Puchheim, Olching und Gröbenzell wollen sich angesichts des steigenden Bedarfs nach erschwinglichen Mietwohnungen nicht mehr länger hinhalten lassen. Sie haben sich vorgenommen, gemeinsam eine eigenen Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. Entscheidungen sind jedoch noch keine gefallen. Die drei Rathauschefs sind noch dabei Informationen zu sammeln und damit eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Der Wille tätig zu werden, ist jedoch da.

Andreas Magg (SPD), dem Bürgermeister der Stadt Olching geht es, ebenso wie seinem Gröbenzeller Kollegen Martin Schäfer (UWG) und dem Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) darum, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Herausforderung lautet für den unteren Mittelstand, der keinerlei staatliche Förderung bekommt, Mietobjekte zu errichten, die sich eine Pflegekraft, eine Krankenschwester, eine Angestellte eines Supermarktes oder ein Mitarbeiter einer Gemeindeverwaltung noch leisten kann. Es geht also darum, etwas anzubieten, was zwar immer stärker nachgefragt wird, was der frei finanzierte Wohnungsmarkt aber nicht mehr anbietet.

Die Gemeinde Gröbenzell verfügt in der Bahnhofstraße über mehrere Grundstücke mit relativ hohem Baurecht, auf denen neben Läden im Erdgeschoss auch Wohnungen gebaut werden sollen. In Gröbenzell wird auch überlegt, auf einem größeren gemeindlichen Grundstück an der Lena-Christ-Straße, dem sogenannten Züblingelände, Sozialwohnungen und Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen. Zudem verfügen alle drei Gemeinden über einen gewissen Bestand an kommunalen Wohnungen. So vermietet allein die Stadt Olching 250 Einheiten. Im Stadtrat von Puchheim besteht schon seit längerer Zeit Konsens darüber, in einem größeren Maß städtische Wohnungen zu bauen. Was bisher fehlt, sind konkrete Vorhaben.

Laut Seidl geht es bei den Vorüberlegungen um drei Fragen: Wer verwaltet den Wohnungsbestand? Wie lässt sich der Bestand aufstocken? Und wie und wo ist es möglich, einer kommunalen Gesellschaft ein Neubaugebiet zuzuführen. Auch für den Olchinger Bürgermeister Magg gibt es noch mehr offene Fragen als Antworten. Beispielsweise die, ob es besser ist, wenn die Stadtverwaltung den Wohnungsbestand selbst betreut oder ob diese Aufgabe von einer externen Firma besser gemanagt werden kann. Eine Frage ist laut Magg in Olching bereits geklärt: 250 Wohnungen reichen nicht aus, um damit eine eigene Gesellschaft zu gründen. Beteiligen sich jedoch mehrere Kommunen, seien die Synergieeffekte wesentlich größer. Außer Zweifel steht für den Olchinger Rathauschef, dass es immer das Ziel einer kommunalen Gesellschaft sein müsse, selbst Wohnungen zu bauen. In keiner Landkreiskommune sind in den vergangenen Jahren so viele Wohnungen gebaut worden wie in Olching. Da mit dem größeren Angebot das Interesse und damit die Preise anstiegen, hält Magg eine kommunale Baugesellschaft für unverzichtbar. Laut Norbert Seidl besteht das ernsthafte Bemühen, eine solche Gesellschaft zu gründen. "Wenn es sich rentiert, machen wir das gerne", sagt der Puchheimer Bürgermeister.

SPD-Kreisrat Michael Schrodi hat einen neuen Vorstoß unternommen, den Landkreis in den Wohnungsbau einzubinden. Er orientier sich bei einem Antrag am Ebersberger Modell. Nach diesem bauen die Kommunen, wie von Karmasin gefordert selbst und eigenständig, allerdings mit finanzieller Unterstützung des Landkreises. Schrodi möchte mit dem Kompromissangebot, das er als Entgegenkommen und goldene Brücke bezeichnet, Gräben zuschütten.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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