Fürstenfeldbruck:Rendite ist nicht alles

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Politiker treten Zweifeln am Malchinger Windrad entgegen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das bei Malching geplante Windrad der Stadtwerke wird nach Überzeugung vieler Stadträte kein Defizit erwirtschaften. Bei einer Informationsveranstaltung im Pucher Gemeinschaftshaus wurde am Donnerstagabend aber klar, dass ein wirtschaftliches Restrisiko bleibt. Das betonte auch Werner Zauser, Energiereferent der Gemeinde Mammendorf und Windkraftexperte von Ziel 21.

Im Zuge der von etwa 40 Bürgern und Stadträten besuchten Veranstaltung gelang es den Experten, einen Teil der Zweifel auszuräumen. Die Vertreter einer windkraftkritischen Gruppierung, die sich an gleicher Stelle bei der Bürgerversammlung in Puch bereits zu Wort gemeldet hatten, ließen sich aber auch durch die Erklärungen des Gutachters Josef Guttenberger nicht überzeugen. Sie bezweifeln weiterhin, dass die in der Gemeinde Maisach geplante Anlage rentabel arbeitet und glauben, dass die Kunden der Stadtwerke und die Brucker Steuerzahler die Zeche zahlen könnten. Wortführerin war vor allem Ulrike Buttner, die sehr detailliert die Messmethoden Guttenbergers bei der Erstellung des Windgutachtens hinterfragte. Guttenberger blieb bei seiner bereits in der SZ geäußerten Überzeugung, alles habe wissenschaftlichen Standards entsprochen - für seine im Auftrag der Stadtwerke verfasste Expertise habe er lang genug und in ausreichender Höhe Windmessungen vorgenommen. Die Verfahren würden auch von Banken anerkannt. Dies ist wichtig, weil auch die Malchinger Anlage mit Hilfe von Bankkrediten finanziert werden soll.

Ulrike Buttner und ihre Mitstreiter zweifeln am Sinn der Windräder in der bayerischen "Schwachwindregion" und glauben nicht an prognostizierte Windgeschwindigkeiten von 5,8 Metern pro Sekunde. Guttenberger und Günter Beermann, der Landesvorstand des Bundesverbandes Windenergie, räumten durchaus ein, dass es im Jahresverlauf und auch im Verlauf vieler Jahre zu großen Schwankungen kommt. Dies sei aber im Ertragsgutachten ebenso berücksichtigt wie mögliche Beeinträchtigungen der Laufleistung beispielsweise durch Verschmutzung oder Ausfallzeiten durch Wartungsarbeiten.

Das Fazit von OB Klaus Pleil: "Hier wurde ordentlich gearbeitet." Selbst wenn die Rendite gering ausfallen sollte, werde es "keine Katastrophe" geben. Ähnlich äußerten sich Karin Geißler, Alexa Zierl (beide Grüne) und Ulrich Schmetz (SPD). Angesichts einer noch vom früheren Stadtwerkechef Karl Heinz Schönenborn sehr vorsichtig kalkulierten Rendite von vier Prozent halten sie das Risiko für überschaubar. "Das größte Risiko ist der Klimawandel", so Zierl. Schmetz warnte davor, sich "aus der Verantwortung zu stehlen". Es gehe nicht an, allein den Bewohnern des windreicheren Nordens der Republik die angeblichen Negativeinrichtungen zuzumuten: "Wir müssen unseren Beitrag leisten und vor Ort Strom erzeugen." Stadtwerkechef Enno Steffens erinnerte daran, dass die Atomkraftwerke der Gesellschaft im Vergleich zu Windrädern deutlich höhere Risiken und Folgekosten bescheren.

Dem Appell einer Windkraftkritikerin konnten sich am Ende freilich alle Zuhörer anschließen: Am besten sei es, Strom gleich einzusparen.

© SZ vom 12.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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