Fürstenfeldbruck:Regeln für mehr Nachhaltigkeit

Bio kann Jeder

Agnes Streber erläutert in einer Veranstaltung bei Münchner Kindl Senf in Fürstenfeldbruck zum Thema Bio-Lebensmittel die Anforderung an ökologische Produktion.

(Foto: Günther Reger)

Im Rahmen der Informationskampagne "Bio kann jeder" klärt die Ernährungsberaterin Agnes Streber über bessere Produktionsbedingungen der Lebensmittel, Bio-Siegel und die Umweltbildung auf

Von Zoe Englmaier

Der Klimawandel und die Menschen bedrohen die Fundamente der Welternährung. Das sagt Agnes Streber, Geschäftsleiterin des Ernährungsinstituts Kinder-Leicht. So sei mehr als die Hälfte des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens bereits verloren. "Gründe dafür sind zum Beispiel die Waldbrände in Kalifornien", sagt Streber. Auch seien schon 50 Prozent des Grundwassers versiegt, und die rote Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten umfasse mittlerweile 41 415 Arten. "Die Lösung sehe ich im ökologischen Landbau", erklärt Streber an ihrem Workshop im Rahmen der Infokampagne "Bio kann jeder".

Das Ziel sei, dass die ökologischen Landbaumethoden als möglichst geschlossener, betrieblicher Nährstoffkreislauf angewendet werden. So gehe es bei der Tierhaltung darum, den Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, indem man Mindeststallgrößen und Mindestauslaufflächen einhalte und bei der Fütterung überwiegend auf Futtermittel aus dem eigenen Betrieb zurückgreife. Im Pflanzenbau gehe es darum, die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Dafür hilfreich sind laut Streber die Erhaltung der Biodiversität, die Auswahl standortangepasster Arten und eine vielseitige Fruchtfolge.

Man bekomme so wertvolle Lebensmittel, die weder Gentechnik und synthetische Düngemittel, noch chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel benötigen. "Optimal ist eine Triade aus Regionalität, bio und fair", so die Expertin.

"Für 13 Prozent der in Deutschland emittierten Treibhausgase ist die Landwirtschaft verantwortlich. Auf 62 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden Futtermittel angebaut. Wir werfen ein Drittel unserer Lebensmittel einfach weg. Es werden immer mehr Menschen. So stellt sich die Frage: Wie werden wir gut satt?", fragt Streber. Die Lösung sieht sie zum Beispiel in der Vermeidung von allen unnötigen Nahrungsmittelabfällen, sodass zum Beispiel pro Jahr nur noch 50 Kilogramm Abfall pro Person anfalle. Auch der Fleischverzehr solle auf einem gesunden Niveau erfolgen. Ihr Richtwert liegt bei 600 Gramm Fleisch in der Woche pro Person. Damit spare man nutzbare Fläche ein und wirke dem Klimawandel entgegen. "Dafür müssen wir aber unseren Ernährungsstil verändern" lautet ihre Forderung.

Auch verweist die Expertin auf verschiedene Biosiegel. Das EU-Siegel sei absolut vertrauenswürdig, da es den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau unterliege. So kontrolliere man zum Beispiel vom Ackerbau bis hin zum Händler und zur Buchhaltung alle Stationen, die die Ware durchläuft. Zudem gebe es jährliche Kontrollen mit zusätzlichen Stichproben. Bei Verstößen kann es entweder zu einer Geldstrafe oder Vermarktungsverbot bis hin zu einer Haftstrafe kommen. Auch das Bayern-Bio-Siegel setzt auf Regionalität. So müssen unter anderem die Rohstoffe aus Bayern kommen und alle Erzeugungs- und Verarbeitungsschritte in Bayern erfolgen.

Achten sollte man laut Streber auf Wortlaute, wie "bio" und "öko", da diese gesetzlich geschützt seien. Zu Vorsicht rät sie bei Begriffen, wie "naturnah", "kontrolliert", "unbehandelt" und "umweltschonend". "Das hat nichts mit Bio zu tun", betont Streber. Auch auf den hohen Preis von Biolebensmitteln kommt sie zu sprechen. Ihre Antwort: Qualität habe eben seinen Preis, denn der Arbeitsaufwand und die Kontrollauflagen seien höher, es werden keine Billigfuttermittel verwendet und man verzichte auf Zusatz- und Hilfsstoffe. Zusammengefasst: Bioware ist weit weniger belastet und schmeckt besser.

Besonders die Kinder sollten zu Hause und auch in öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, mit biologischen Lebensmitteln in Kontakt kommen, denn die "Geschmacksbildung erfolgt in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren", so Streber.

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