Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Raketenbauer soll weichen

Brucker Initiative fordert, braune Straßennamen zu ändern

Die Initiative "Fürstenfeldbruck ist bunt nicht braun" hat den Brucker Stadtrat aufgefordert, Straßen, die Nationalsozialisten, Antisemiten und Rassisten gewidmet sind, umzubenennen. Seit drei Jahren debattieren Kommunalpolitiker über insgesamt 17 belastete Namen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Nächste Woche wird sich erneut ein Arbeitskreis mit dem heiklen Thema beschäftigen. Die Initiative nannte es erschreckend, dass solche Umbenennungen 70 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus noch immer keine Selbstverständlichkeit sind. Namen wie der des antisemitischen Bestsellerautors Julius Langbehn oder Wernher von Brauns, als Leiter des Raketenprogramms der Nationalsozialisten für den Tod von Tausenden von KZ-Häftlingen mitverantwortlich, passten nicht in eine Demokratie. Wer bloß den Raketenpionier würdige, müsse aufpassen, sich nicht mit denen gemein zu machen, die von Hitlers Autobahnen schwärmen, heißt es in der Stellungnahme. Das Bündnis lehnt auch den Vorschlag ab, die Straßennamen zu akzeptieren, aber um Infotafeln zu ergänzen. Solche könnten als Ehrung missverstanden oder missbraucht werden. Stattdessen sollte intensive Aufklärung betrieben werden über Leben und Werk der Namensgeber und darüber, wer diese warum ausgewählt hat. Eine solche sei nicht bloß an Schulen notwendig, wie Anwohnerversammlungen gezeigt hätten, in denen manche sogar Langbehns Rassismus verharmlosten. Halte der Stadtrat an den Namen fest, würden diese auf Briefumschlägen und Visitenkarten sowie im Internet prangen. Sie stünden "weltweit für eine Verbindung zwischen Fürstenfeldbruck und diesen Personen", warnt das Bündnis.

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SZ vom 22.10.2016 / bip
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