Fürstenfeldbruck/Puchheim:Turnhallen-Trick

Damit die Kosten 18 Millionen Euro nicht übersteigen, werden Posten ausgelagert

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck/Puchheim

Die beiden neuen Turnhallen am Schulzentrum in Puchheim sollen nicht mehr als 18 Millionen Euro kosten. So wollen es die Kreispolitiker. Um das Ziel zu erreichen, griffen sie zu einem Trick und lagerten gut eine Million Kosten einfach aus.

Die SPD-Kreisräte wollten die von der CSU vor einigen Wochen beantragte Deckelung der Ausgaben für die Drei- und Zweifachhalle ohnehin nie mittragen. Sie empörten sich in der Sitzung des Kreiskulturausschusses am Montag über die Lösung. Von einem "Hütchenspiel" sprach Peter Falk, "Taschenspielertricks". Über "unseriöse Haushaltspolitik" schimpfte Michael Schrodi und murrte auch am Ende der Sitzung noch vor sich hin, so sehr regte er sich auf, dass die Ausschusskollegen mehrheitlich dafür stimmten, gut eine Million Euro aus dem Baukostenbudget auszulagern und gleichzeitig davon zu sprechen, dass die geforderte Kostenobergrenze von 18 Millionen Euro erfüllt sei.

Dass die Kreisräte Korrekturvorgaben an die Verwaltung anmeldeten, sei "ein normaler Vorgang und nicht sonderlich seltsam", versuchte Landrat Thomas Karmasin (CSU) die Einsparungsdebatte nachträglich zu rechtfertigen. Auch Manuela Kreuzmair (CSU) verteidigte das Gebaren ihrer Fraktion als "äußerst seriös" mit dem Hinweis: "Da sind ja Einsparungen drin." Allerdings nur in Höhe von gut 720 000 Euro und damit deutlich weniger als jene 1,8 Millionen Euro, die die von der Bauverwaltung geschätzte Gesamtsumme über jenen 18 Millionen Euro lag, die eine Mehrheit der Kreisräte auszugeben bereit war.

Wegfallen sollen aus der ursprünglichen Planung die Überdachung von Fahrradabstellplätzen und Müllhaus sowie Ausstattungsdetails wie neue Bühnenelemente, Bestuhlung, fest installierte Leinwand, Beamer, Wlan-Router, Whiteboards, elektrische Handtrockner. Weiteres Einsparpotenzial soll eine Umplanung im Bereich Tragwerk und Stützen bringen - "ich gehe davon aus, bei gleich bleibender Sicherheit", warf Karmasin ein und blickte zu Hochbauchef Axel Schuhn hinüber. Manche Dinge wie neue Möbel könne man auch später anschaffen, ergänzte Schuhn.

Nicht verzichten wollen die Kreisräte indes auf die Anmietung einer Traglufthalle als Interimslösung für den Schulsport während der Bauphase. Die Kosten von 527 000 Euro wurden deshalb kurzerhand aus dem 18-Millionen-Topf ausgelagert. Man müsse sie nicht als Baukosten sehen, denn ohne die Traglufthalle müssten die Schüler auf umliegende Turnhalle ausweichen, argumentierte Schuhn. Um keine Einbußen bei der Qualität hinnehmen zu müssen, werden weitere 332 000 Euro - die zuvor unter Einsparmöglichkeiten geführt wurden - "zusätzlich zum vorhandenen Budget" investiert.

Auch die Photovoltaikanlage auf dem Turnhallendach, deren Einsparpotenzial die Verwaltung mit knapp 200 000 Euro angegeben hatte, wollen die Kreisräte unbedingt bauen, auch diese Kosten werden zusätzlich eingeplant. Für den Agenda-"Musterlandkreis" hatte Karmasin Bedenken angemeldet, ausgerechnet auf diese Maßnahme zu verzichten. Jakob Drexler (UBV) sagte, es wäre "ein verheerendes Signal an die Bürger", wenn der Landkreis hier seiner Vorbildfunktion nicht nachkommen würde. Die Photovoltaikanlage sei überdies "der einzige Posten, der rentierlich ist" und dessen Kosten sich nach zwölf Jahren amortisierten. Sie soll vor allem Strom für den Eigenverbrauch der Schule produzieren. Einen Investor damit betrauen, wie von Klaus Wollenberg (FDP) vorgeschlagen, wollten die Ausschussmitglieder indes nicht.

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