Fürstenfeldbruck:Psychoterror gegen Klinikpersonal

Bruck: STADELBERGSTRASSE / Parkplatz-Situation vor Psychiatrie

Begehrte Parkplätze am Straßenrand: die Stadelberger Straße in Fürstenfeldbruck

(Foto: Johannes Simon)

Seit Eröffnung der Psychiatrie beschädigen und beschmieren Unbekannte Autos der Mitarbeiter. Die Polizei spricht lediglich von einem Parkplatzstreit

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Parkplätze an öffentlichen Straßen kann man nicht reservieren. Ein solcher Platz gehört, sofern er frei wird, immer demjenigen, der ihn mit seinem Auto zuerst erreicht. Auch ein Gewohnheitsparkrecht gibt es hier nicht. Mit dieser Regel wollten sich ein oder mehrere Anwohner der im Oktober eröffneten psychiatrischen Fachklinik des Bezirks Oberbayern in der Stadelberger Straße in Fürstenfeldbruck partout nicht abfinden. War es in dem Wohngebiet nämlich bis zur Eröffnung der für Landkreisbewohner wichtigen Klinik noch kein Problem gewesen, in der Nähe der eigenen Haustür einen öffentlichen Parkplatz zu finden, ging das plötzlich nicht mehr. Weshalb es zu einem monatelangen Parkplatzstreit zwischen einem oder mehreren unbekannten Anwohnern und solchen Klinikmitarbeitern kam, die mit Autos zu ihrem neuen Arbeitsplatz fuhren.

Die ungleiche Auseinandersetzung wurde vor allem mit dem Einsatz von viel Ketchup und Mayonnaise geführt. Mit solchen Soßen, die im Winter festfroren, wurden die unerwünschten Fahrzeuge wiederholt beschmiert. Der Kampf um den öffentlichen Parkraum zog aber auch eine Reihe von Anzeigen nach sich, die von der Sachbeschädigung bis zur Verkehrsgefährdung reichen. Wobei nur das Auftragen von Mayonnaise noch nicht als Sachbeschädigung gilt. Ruhiger wurde es erst, als Polizeibeamte ermittelten und mit denjenigen unter den Anwohnern ernsthafte Gespräche führten, die möglicherweise als Verursacher in Frage kamen.

"Beweisen kann man nichts", sagt Michael Fischer, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck, und weist darauf hin, dass die Arbeit der Beamten gefruchtet habe. "Seit den Gesprächen sind die Vorfälle deutlich zurückgegangen", beteuert Fischer, der von zehn bis zwölf Anzeigen von Klinikmitarbeitern berichtet. Er verweist aber auch darauf, dass es einige der Betroffenen strikt ablehnten, sich an die Polizei zu wenden. Es gibt also eine gewisse Dunkelziffer.

Im schlimmsten Fall, der Fischer zu Ohren kam, ging es um eine Schraube, die unter einem Vorderrad platziert worden war. Nur weil der Betroffene rückwärts ausparkte, sei es zu keinem Schaden am Reifen und damit auch zu keinem Unfall gekommen. Eine solche Verkehrsgefährdung habe mit Spaß oder einem kleinen Denkzettel nichts mehr zu tun, merkt der stellvertretende Inspektionsleiter an. Das könne sich ganz schnell zu einem schweren Straftatbestand ausweiten.

Dass auch einmal Radmuttern gelockert worden sein sollen, wie der SZ-Redaktion aus dem Klinikumfeld berichtet worden war, bestätigte Fischer nicht. Einmal steckte ein Nagel in einem Reifen. Da jedoch noch bis zum Frühjahr Bauarbeiter in der Klinik tätig waren, ist in diesem Fall ein Zusammenhang zum Parkplatzstreit nicht nachzuweisen. Und Fischer weist auch auf einen Zwiespalt hin, in dem sich das Klinikpersonal befindet. Um die Situation mit den Anwohnern nicht zu verschärfen, sei man darauf bedacht gewesen, den Konflikt nicht an die Öffentlichkeit zu tragen. Fischer bewertet die Vorfälle als "ganz banalen Parkplatzstreit". Der Polizeibeamte ist sich sicher, dass die Aktionen überhaupt nichts mit Vorbehalten gegen die anfangs in Teilen der Bevölkerung unerwünschte psychiatrische Einrichtung zu tun haben.

Von der Klinikleitung oder von Betroffenen selbst ist keine Stellungnahme zu erhalten. Stattdessen äußert sich Henner Lüttecke, Pressesprecher beim kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar, zu dem auch die neue Brucker Klinik gehört. Gerne, das ist Lüttecke anzumerken, spricht er nicht über die Probleme mit Anwohnern, die sich, wie er meint, seit einigen Wochen gelegt hätten. Zumindest seien keine Vorfälle mehr gemeldet worden.

Die Polizei fahre nun regelmäßig mit Streifenwagen durchs Wohngebiet. Andererseits habe sich die Parksituation seit Fertigstellung der Tiefgarage mit etwa 80 Plätzen deutlich entspannt. Da in der Fachklinik in drei Schichten gearbeitet wird, sind hier an Werktagen bis zu hundert Personen tätig. Zudem sind laut Lüttecke die Bauarbeiten bis auf die Gestaltung der Grünanlagen abgeschlossen und die letzten noch tätigen Gärtner stellten ihre Fahrzeuge in der Tiefgarage ab. "Insgesamt fühlen wir uns gut aufgenommen", beteuert Lüttecke, der vermeiden will, dass aus dem Streit falsche Rückschlüsse gezogen werden. So habe ein Tag der offenen Tür mit etwa 500 Besuchern im Februar gezeigt, dass zur Bevölkerung ein sehr gutes Verhältnis bestehe. Anwohnern sei erläutert worden,dass sich die Situation mit Fertigstellung der Tiefgarage verbessern werde. Allerdings sagt er auch, dass es inzwischen fast normal sei, dass bei jeder Klinik Senf oder Ketchup auf die Autos von Mitarbeitern geschmiert werden.

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