Süddeutsche Zeitung

Sprit:Preise reizen zum Volltanken

Benzin und Diesel sind derzeit billig, das verändert das Verhalten der Autofahrer an der Zapfsäule. Finanzielle Vorteile erwarten Tankstellenpächter, Busunternehmer und Kommunen aber kaum.

Von Andreas Ostermeier

Über sehr günstige Diesel- und Benzinpreise freuen sich Autofahrer seit Wochen. Auch André Dirnberger von der Allguth-Tankstelle in Germering freut sich. Er tanke selbst Diesel und könne sich nicht erinnern, wann er früher einmal 1,079 Euro für den Liter gezahlt habe, wie das jetzt der Fall ist. Auch seine Kunden sind mit den billigen Preisen einverstanden. Das Tankverhalten habe sich durch die niedrigen Preise aber geändert, hat Dirnberger beobachtet.

Als die Preise hoch waren, tankten die Autofahrer nicht voll, in der Hoffnung, beim nächsten Mal würde der Spritpreis geringer sein. Nun tanken sie voll, denn der Preis könnte steigen. Für Dirnberger hat das aber einen Nachteil, denn die Autofahrer kommen nun seltener. Der Pächter einer Tankstelle aber lebt auch vom Shop, also vom Verkauf von Zeitungen, Illustrierten, Kaffee oder Snacks. Kommen die Kunden nun seltener, dann macht er weniger Geschäft mit dem Verkauf der Artikel, die er außer Benzin und Diesel anbietet.

Von den geringeren Treibstoffpreisen haben auch Busunternehmer wie die Firma Neumeyr in Dünzelbach wenig. Die Busse des Unternehmens werden nach Auskunft von Chefin Stefanie Neumeyr fast ausschließlich im öffentlichen Nahverkehr oder zur Beförderung von Schülern eingesetzt. Geregelt sind diese Einsätze in Verträgen mit dem MVV oder dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Demnach werden die Busunternehmen pro Kilometer bezahlt. Der vereinbarte Preis aber enthält eine Gleitklausel. Das bedeutet, steigt der Treibstoffpreis über längere Zeit, dann zahlen MVV oder der Landkreis etwas mehr für den Kilometer, sinkt der Dieselpreis, dann sinkt auch das Entgelt pro Kilometer, das ein Unternehmen bekommt. Von den gesunkenen Dieselpreisen können daher nur Busunternehmen profitieren, wenn sie ihre Fahrzeuge im Reiseverkehr einsetzen. Haben sie für eine Fahrt, die jetzt stattfindet, einen höheren Treibstoffpreis zugrunde gelegt, dann fällt ihr Gewinn höher aus. Neumeyr macht aber deutlich, dass ein Busunternehmen auch das Risiko trägt, wenn die Preise für den Treibstoff steigen und zum Zeitpunkt einer Fahrt über den kalkulierten liegen. Für das Dünzelbacher Unternehmen sind die Auswirkungen aber laut Neumeyr gering, denn es verfügt nur über drei Reisebusse.

Einsparungen durch die niedrigeren Preise für Benzin und Diesel können der Landkreis und die Kommunen erwarten - zumindest dann, wenn der Kraftstoff für die Fahrzeuge auch in Wochen oder gar Monaten noch so günstig ist. Etwa 67 000 Euro betrage der Ansatz für die Treibstoffkosten im laufenden Jahr für den Fuhrpark des Landkreises, sagt Pressesprecherin Ines Roellecke. Das entspricht den Ansätzen aus den beiden vergangenen Jahren für die sieben Autos der Verwaltung und die Fahrzeuge des Bauhofs. Mit dem Geld ist die Kreisbehörde gut hingekommen. Der Ansatz entspricht dem der Vorjahre, weil im vergangenen August - zu dieser Zeit geben die einzelnen Ämter ihren Finanzbedarf für den Haushalt des kommenden Jahres an - nicht absehbar gewesen ist, dass die Benzin- und Dieselpreise so sinken werden. Die Verwaltung rechnet laut Roellecke aber nur mit einer Einsparung bis zu 3000 Euro. Auch in der Stadt Fürstenfeldbruck gibt man sich zurückhaltend. Kämmerin Kerstin Heldeisen rechnet nur mit einer geringen Einsparung, zumal die Fahrzeuge der Stadt nicht nur an Tankstellen befüllt, sondern auch aus dem Vorrat des Bauhofs betankt werden.

Vom niedrigeren Dieselpreis kann aber profitieren, wer jetzt eine Express-Sendung aufgibt. DHL, TNT Express oder DPD verlangen momentan weniger Diesel- oder Kerosinzuschläge für eilige Transporte im Inland oder ins Ausland.

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Quelle:
SZ vom 13.01.2015
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