Fürstenfeldbruck:Polit-Plausch mit Blackout

Fünf Bezirkstagskandidaten stellen sich im Livestudio der Brucker Brücke vor. Einmal klingelt ein Handy, einmal bricht die Internetverbindung zusammen. Und dann folgt auch noch ein überraschendes Bekenntnis der AfD-Bewerberin

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Diskussions-Runde

Außergewöhnliche Tischgemeinschaft im Kamerasucher und auf dem Bildschirm (von links): Jan Halbauer, Josef Loy, Gerhard Eisenkolb, Heike Themel, Andreas Ströhle und Martin Eberl.

(Foto: Günther Reger)

Das sind sie, die Schattenseiten der modernen Medien. Wird die Verbindung zum Internet unterbrochen, sehen die Zuschauer nur noch Schwarz. So war das auch bei der Premiere der Brucker Brücke. Am Sonntagabend hatte Harald Buwert von der Sozialinitiative eingeladen zur ersten live übertragenen Politik-Gesprächsrunde. Am Tisch sitzen fünf Kandidaten, die sich am 14. Oktober gerne in den Bezirkstag wählen lassen würden. Um 17.45 Uhr passiert dann das, was bei einer Podiumsdiskussion im Wirtshaus nie passieren könnte.

Nach zehn Minuten ist die Verbindung zwischen Politiker und Zuschauer dann aber wieder hergestellt. Die Teilnehmer der kleinen Runde, die auf Stühlen zwischen Bücherregalen am großen Holztisch des Seminarraums sitzen, haben derweil die Zeit für einen kleinen Plausch untereinander oder mit Moderator Gerhard Eisenkolb genutzt. Das ist letztlich auch die Erkenntnis, die der Zuschauer von der Livedebatte mitnimmt (um die hundert Menschen hatten sich zugeschaltet): Die Kandidaten gehen pfleglich miteinander um, der Bezirkstag ist nicht so geeignet als große Bühne der Eitelkeiten wie Landtag oder Bundestag. Hier geht es, wie auch Eisenkolb, der langjährige Redaktionsleiter der Fürstenfeldbrucker SZ, klar macht, um Themen, die bisweilen nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben - um die psychiatrische Versorgung etwa oder die Kulturförderung.

Fürstenfeldbruck: SZ-Grafik

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Eingeladen hat die Brucker Brücke die "Platzhirsche" Josef Loy (CSU), Martin Eberl (SPD) und Jan Halbauer (Grüne), die allesamt bereits dem Bezirkstag angehören und deshalb einen gewissen Vorsprung haben. Vervollständigt wird die illustre Runde durch zwei "Newcomer", denen man offenbar gute Chancen für den Einzug in den Bezirkstag einräumt. Andreas Ströhle, 40, von der BBV, der für die Freie Liste Oberbayern (FLO) antritt, sowie Heike Themel, die für die Alternative für Deutschland (AfD) kandidiert.

Themel, 47, wartet denn auch gleich mit der nächsten Überraschung auf. Sie lässt sich weder vom klingelnden Loy-Handy noch vom kurzzeitigen Zusammenbruch der Internetverbindung bremsen und punktet bei den anderen Kandidaten immerhin mit dem Bekenntnis, nicht gar zu sehr auf der offiziellen AfD-Parteilinie zu liegen. "Unsere Partei hat durchaus Schwächen", räumt sie unumwunden ein. Themel will sich für die Interessen von Kindern einsetzen, findet im Gegensatz zur AfD auch die Kulturförderung wichtig und liegt beim Umweltschutz nicht allzu weit entfernt von ihren Mitbewerbern. Ihre Vision, der Bezirk möge Geburtshäuser und Arztpraxen auf dem Land fördern, will der Eresinger Bürgermeister und CSU-Fraktionsvorsitzende Josef Loy, 64, dann aber nicht unwidersprochen lassen. Er rät Themel süffisant, sich doch lieber für den Landtag zu bewerben, der sei dafür zuständig. Mit der Verlegung der Kinder-Psychiatrie nach Landsberg und der Psychiatrie nach Fürstenfeldbruck habe der Bezirk gezeigt, dass er sich sehr wohl für eine Dezentralisierung stark mache. "Wir können aber auch nicht eine Klinik nach der anderen bauen", so Loy, finanzierbare Alternativen sind seiner Ansicht nach Pflegestützpunkte sowie eine aufsuchende Versorgung. Auf eine ortsnahe Versorgung setzt auch Martin Eberl, 44. Der Eichenauer SPD-Politiker hat sich als sein Wunschthema die möglichst auch kleinteilige Kultur- und Brauchtumsförderung ausgesucht. Da stimmt ihm Andreas Ströhle zu, der passenderweise in der Lederhose da ist. Ströhle stimmt auch Jan Halbauer, 34, zu, der vor allem die Inklusion weiter ausbauen will. Ein Thema, das neben dem Ausbau der Bürgerbeteiligung Andreas Ströhle auch deshalb sehr am Herzen liegt, weil seine Frau als Sonderschullehrerin arbeitet. Da kann der Brucker Stadtrat auch ohne lange Bezirkstagserfahrung mitreden.

Die Debatte kann auf Youtube noch angesehen werden unter https://youtu.be/MpDjN7iwrNg

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