Fürstenfeldbruck:Plakette und Euro-Norm

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Auch nach dem Diesel-Gipfel in Berlin ist unklar, ob Autofahrer, die einen Arbeitsplatz in München haben, künftig mit Fahrverboten für die Landeshauptstadt rechnen müssen oder nicht. Unklar ist auch, wer von einem Fahrverbot betroffen sein könnte. Geregelt ist bisher mithilfe der roten, gelben und grünen Plaketten nur, wer in eine Umweltzone einfahren darf. Die Plaketten beziehen sich auf den Feinstaubausstoß eines Fahrzeuges, über den Ausstoß an Stickstoffoxiden sagen sie nichts aus. Das bedeutet, dass man auch als Fahrer eines Dieselautos mit grüner Plakette nicht sicher sein kann, künftig vom Fahrverbot ausgenommen zu sein.

Was den Ausstoß an Schadstoffen und Klimagasen anbetrifft, sollten die Euro-Normen Aufschluss geben. Neuwagen, egal ob mit Diesel oder Benzin betrieben, erhalten momentan die Euro-Norm 6. Sie schreibt vor, dass ein Auto nur noch 80 Milligramm Stickstoffoxide pro Kilometer ausstoßen darf. Bei der Euro-Norm 5, nach der noch bis Ende August 2016 Fahrzeuge zugelassen werden konnten, beträgt dieser Grenzwert 180 Milligramm. Dieselfahrzeuge dieser beiden Klassen kamen ins Gespräch, weil sich herausgestellt hat, dass die vorgeschriebenen Grenzwerte nur auf dem Prüfstand in der Fabrik, jedoch nicht im Normalbetrieb auf der Straße eingehalten werden. Eine Studie des Umweltbundesamts, die im April veröffentlicht wurde, geht sogar von erheblichen Überschreitungen der Grenzwerte des Schadstoffausstoßes im alltäglichen Straßenverkehr aus. Deshalb wird jetzt die Einführung einer blauen Plakette gefordert. Die soll - einfach erklärt - eine grüne Plakette plus Stickstoffoxid-Grenzwert sein. Freilich müsste vor der Ausgabe sicher sein, dass Dieselfahrzeuge eine blaue Plakette nur bekommen, wenn sie die Grenzwerte auch im Alltagsverkehr erfüllen.

Doch selbst, wenn all die Dieselautos der Euro-Normen 5 und 6 so sauber würden, wie sie es eigentlich sein sollten, das Stickoxidproblem würde dadurch nur geringer, verschwinden würde es nicht. Das zeigen schon die Zahlen des Landkreises Fürstenfeldbruck. In dem entsprechen knapp 44 Prozent der Dieselautos nur der Euro-Norm 4 oder älter. Diese Autos erreichen im besten Fall einen Grenzwert von 250 Milligramm, also einen Wert, der fast dem gemeinsamen Stickstoffoxidausstoß eines Fahrzeugs der Klasse 5 und eines der Klasse 6 entspricht. Und an eine Nachrüstung der 4-er-Diesel ist bislang nicht gedacht. Lediglich BMW hat angekündigt, Käufern eines Neuwagens eine Prämie anzubieten, wenn sie dafür einen Diesel Euro 4 oder älter zurückgeben.

Das alles betrifft jedoch nur diejenigen, die mit ihrem Dieselauto nach München fahren möchten. In den Landkreisen um München ist ein Fahrverbot kein Thema. Das wird auch so bleiben. Voraussetzung, über ein Fahrverbot überhaupt nachdenken zu können, sind nämlich Messungen der Luftschadstoffe. Solche Messungen sind im Landkreis Fürstenfeldbruck gar nicht möglich, denn es gibt keine Messstelle. Die nächsten derartigen Anlagen stehen in Augsburg, in München und in Andechs am Ammersee.

© SZ vom 05.08.2017 / ano - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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