Fürstenfeldbruck:Pin-up-Girl neben dem Glockenturm

Fürstenfeldbruck: Blondine mit Wespentaille und ausladender Oberweite, dazu der Slogan "Gut gebaut": Die Sanierungsfirma des Turms von Sankt Bernhard in Bruck sorgt mit dieser Werbung für Aufregung.

Blondine mit Wespentaille und ausladender Oberweite, dazu der Slogan "Gut gebaut": Die Sanierungsfirma des Turms von Sankt Bernhard in Bruck sorgt mit dieser Werbung für Aufregung.

(Foto: Voxbrunner Carmen)

Werbung einer Trockenbaufirma handelt sich in Bruck Vorwurf des Sexismus ein

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Für Aufregung in den sozialen Medien sorgt ein Pin-up-Girl, das derzeit bei der Kirche Sankt Bernhard in Bruck zu sehen ist. Das Motiv im Stil der Wirtschaftswunderepoche prangt auf einem Silo für Trockenbaustoffe der Firma Ganser aus Brunnthal, die mit der Sanierung des Glockenturms beschäftigt ist. Der frühere Stadtrat Axel Lämmle wirft dem Unternehmen auf seiner persönlichen Facebook-Seite Sexismus vor. Ein solcher liege vor, wenn Firmen ohne jeden Bezug zu ihrer Tätigkeit explizit mit den sexuellen Attributen von Frauen werben würden. Wenn die Firma Ganser also meine, ihre Tätigkeit wäre "stets gut gebaut", wie der Schriftzug auf der Maschine lautet, und dazu eine extrem überzeichnete Comic-Figur mit Wespentaille, langen dünnen Beinen und ausladender Oberweite zeige, sei dieser Tatbestand erfüllt, rügt Lämmle.

Besonders pikant findet er, dass das sexistische Motiv neben einer katholischen Kirche zu finden ist. "Es ist uns aufgefallen, aber wir können nichts machen", sagt Pfarrer Otto Gäng dazu. Er findet die Aufregung zwar berechtigt und würde selber ein anderes Motiv favorisieren, verweist aber darauf, dass es sich um ein historisches Motiv handelt. Der Retrostyle ist unverkennbar, er passte zu einer Zeit, als Frauen nicht mal alleine ein Konto eröffnen durften.

Die Firma Ganser hat für dieses Motiv bereits im Juli den Negativ-Preis "Schwarze Petra" der bayerischen Gewerkschaftsfrauen abgeräumt. "Diese Art von Sexismus im öffentlichen Raum berührt Fragen von Gleichheit und Freiheit ebenso wie die Grundrechte. Das zugrunde liegende Frauenbild der Ganser Gruppe zeigt die antiquierte und stupide Machokultur des Unternehmens in aller Deutlichkeit", heißt es in der Begründung der Jury. In Kombination mit dem Slogan "Gut gebaut" würden Frauen auf herabwürdigende Weise mit Objekten gleichgesetzt. Die DGB-Frauen verleihen den "Un-Gleichstellungspreis", der eine Kaminkehrerin zeigt, seit 2016.

"Das Motiv kommt aus früheren Zeiten, wo sich niemand darüber aufgeregt hat", sagte Anna Both, die kaufmännische Leiterin der Firma Ganser. Man verwende das Pin-up-Girl seit mindestens 30 Jahren, aber erst seit etwa drei Jahre gebe es Ärger, was sie nicht nachvollziehen kann, denn solche Werbung sei überall zu finden. Allerdings betonte Both, man wolle niemanden brüskieren und werde das Motiv "auslaufen" lassen. Aber die alten Silos könne man nicht einfach wegwerfen.

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