Die jahrelange Raumnot in der Pestalozzi-Förderschule in Fürstenfeldbruck hat ein Ende. Am vergangenen Freitag wurde der Erweiterungsbau eingeweiht. Damit hat die Ganztagsschule wieder ausreichend Platz für alle ihre Angebote. Nach einer Ideensammlung, an der sich alle Schüler beteiligen konnten, wurde der Neubau „Lozzino“ getauft, in Anspielung auf den Namensgeber der Schule.
Das Kollegium habe sich vor fast 20 Jahren für die gebundene Ganztagsschule entschieden, weil diese Form den Lehrern am besten geeignet erschien, um die Kinder und Jugendlichen zu fördern, erinnerte Rektorin Petra Schneider bei der Einweihungsfeier. Sie ermögliche eine Rhythmisierung des Schultages, in dem sich Phasen der intensiven Förderung mit solchen der Entspannung und des Spiels abwechseln. Dafür bedürfe es aber nicht nur eines Konzepts und geschulten Personals, sondern auch einer „besonderen Gestaltung des Lebensraums Schule“.
Einige Zeit wurde das Erdgeschoss der alten Landwirtschaftsschule nebenan genutzt. Allerdings musste dieser Gebäudeteil in Folge eines Wasserschadens, der die Statik beeinträchtigte, 2022 gesperrt werden. Der Kreistag beschloss im Frühjahr 2023, die alte Landwirtschaftsschule abreißen zu lassen. Die Pestalozzi-Schule verlor dadurch etwa ein Viertel ihrer Räume.
Die Aula wird zum Multifunktionsraum
Seitdem habe man eng zusammenrücken müssen, berichtete Schneider. Die Sozialpädagoginnen bezogen drei kleine Baucontainer, die neunte Klasse musste abgekoppelt werden und die Schülerübungsfirmen, die der Berufsvorbereitung dienen, wurden dezimiert. Die Aula wurde zum Mittelpunkt für Freizeit, Pause, Mittagessen, Konferenzen, Fortbildungen, Infoabende und Besprechungen. „Manchmal waren mehrere Umbauten am Tag nötig, um den unterschiedlichen Erfordernissen gerecht zu werden. Der Lärmpegel war immens“, sagte die Rektorin.
Im Februar wurden die Versorgungsleitungen für den neuen Modulbau verlegt und die Bodenplatte gefertigt, im März die Holzelemente des Gebäudes montiert, anschließend erfolgte der Innenausbau bis Ende August. Das Gebäude erhielt eine vorvergraute Holzfassade und auf dem Dach eine Photovoltaikanlage für den Eigenbedarf. Der zweistöckige Holzbau bietet eine Fläche von 800 Quadratmeter für den Ganztagsbetrieb, darunter eine große Mensa im Erdgeschoss sowie Räume für die Logopädinnen und Sozialpädagoginnen der Beratung der Jugendsozialarbeit und der Hilfe zum Berufseinstieg. Die Kosten für das Provisorium, das zehn Jahre betrieben werden soll, belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro.
„Mit dem räumlichen Angebot des Lozzino steht und fehlt unsere Konzeption. Unsere zentrale Schiene der schulischen Berufsvorbereitung kann ihre Arbeit wieder aufnehmen“, sagte die Schulleiterin. Dazu gehören die neun Schülerübungsfirmen. So könne die Übungsfirma „Flotte Klamotte“ wieder Second-Hand-Kleidung sortieren, reinigen, bügeln und verkaufen.
Schneider erinnerte daran, dass ursprünglich ein Containerbau geplant war, aber trotz vieler bürokratischer Hürden und Verzögerungen „etwas viel Tolleres“ entstand, nämlich ein Gebäude in hochwertiger Holzständerbauweise mit lichten Räumen sowie einem innen liegenden Treppenhaus. Im nächsten Jahr soll der Pausenhof erweitert und neu gestaltet werden.
Die Rektorin dankte den Kreisräten für die politische Entscheidung und den Mitarbeitern im Bau- und Schulreferat des Landratsamtes für ihre Unterstützung. Auch Landrat Thomas Karmasin (CSU) betonte, dass bei der Pestalozzi-Schule nicht der übliche Containerbau hingestellt wurde, sondern „etwas Besonderes“, ein „schöner Modulbau“, der hoffentlich einige Jahre seinen Zweck erfüllen werde.
Auch ein Provisorium sei ein Gebäude, in dem gelebt werden soll, sagte Architekt Stefan Dinkel. Er berichtete von der Einweihungsfeier für Schüler und Eltern am Vormittag. Die Frage, ob die Kinder und Jugendlichen gern in den Neubau gehen, wurde so beantwortet, dass einige Kinder fragten, ob sie dort übernachten dürften. „Das ist das größte Kompliment für uns Architekten“, sagte Dinkel.