KulturZwischen Battle-Rap und veganem Käse

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Seinen Konflikt zwischen „Assi, der im Ghetto groß geworden ist“ und „Pseudointellektuellem“ trägt Özgür Cebe in Form eines Rap-Battles aus.
Seinen Konflikt zwischen „Assi, der im Ghetto groß geworden ist“ und „Pseudointellektuellem“ trägt Özgür Cebe in Form eines Rap-Battles aus. (Foto: Johannes Simon)

Beim Finale des Kabarett-Wettbewerbs Paulaner Solo Plus sichert sich Özgür Cebe sowohl den Preis der Jury als auch den des Publikums.

Von Nils Malta, Fürstenfeldbruck

Mit einem Rap-Battle zwischen seinen Alter Egos „MC Ghetto“ und „Doktor Faust“ krönt Özgür Cebe seinen Auftritt beim Finale des Kabarettwettbewerbs Paulaner Solo Plus vor 550 Gästen im Stadtsaal des Brucker Veranstaltungsforums. Zu einem basslastigen Beat rappt er über seinen persönlichen Konflikt zwischen „Assi, der im Ghetto groß geworden ist“ und „Pseudointellektuellem“. Von großem Applaus und Lachen des Publikums begleitet, spricht der 50-Jährige über aktuelle Themen wie Chat-GPT, der ihm keine Ausländerwitze schreiben will, aber auch die Identifikation mit einem Geschlecht, Religion und Vorurteile, wie dem „Deutschen mit Birkenstock“ der doch eine „eindeutige Bio-Kartoffel“ sei. Zum Ende gibt es dann einen kurzen Abriss, wie der Kaffee nach Deutschland gekommen ist. Beginnend 1683, als seine Vorfahren, die Osmanen, vor den Toren Wiens standen. Im Jahr 2024 seien sie immer noch hier. „Kaffee war der Tausch, für immer bleiben wir hier, gehören nun zu euch, trinken euer Bier“, sagt Cebe, der sowohl armenische, türkische als auch kurdische Wurzeln hat. „Das sind ganze drei Feinde in einem Körper“, sagt Cebe. Das merke er schon am Morgen: Besonders der Armenier wolle sich immer rasieren, der Türke sich einen Schnurrbart wachsen lassen und der Kurde vertraut den beiden kein Rasiermesser an. Daher habe er sich auf den Bart geeinigt. Auf den darauffolgenden Applaus reagiert er mit: „Danke für den Applaus dadurch verlängert ihr meine Aufenthaltsgenehmigung.“

Den ersten Preis, verbunden mit einem Preisgeld von 2500 Euro, gewinnt Özgür Cebe.
Den ersten Preis, verbunden mit einem Preisgeld von 2500 Euro, gewinnt Özgür Cebe. (Foto: Johannes Simon)

Für seine Performance aus „politischer Comedy und kultureller Vielfalt“ erhält er den ersten Preis der fünfköpfigen Jury. Außerdem wird er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Per Stimmzettel darf nämlich auch das Publikum über seinen Lieblingskünstler entscheiden. Der Wettbewerb findet heuer zum 28. Mal statt, moderiert von einem ehemaligen Teilnehmer, Christian Springer, bekannt durch seine BR-Sendung „Schlachthof“ und als Träger des Bayerischen Kabarett-Preises. Er leitet das Publikum, das an mehr als 60 Biertischen Platz genommen hat, durch das Finale.

Der zweitplatzierte Sven Garrecht überzeugt mit Poesie und Musik.
Der zweitplatzierte Sven Garrecht überzeugt mit Poesie und Musik. (Foto: Johannes Simon)

Den zweiten Platz der Jury räumt Sven Garrecht ab, der mit seinem musikalischen Talent am Flügel und Poesie überzeugt. So singt er über eine romantische Erfahrung mit Rosa-Ambiente-Beleuchtung, die sich letztendlich als Musterung herausstellt. Überdies trägt er eine Auswahl an kurzen Gedichten in Limerick-Form vor. Darin bezieht er Märchen wie Hänsel und Gretel auf aktuelle Themen. Zum Schluss singt er noch das Liebeslied „Das wird teuer“, in dem er von seiner Liebe zu einer Polizistin singt. „Sie waren großartig und ich Sven Garrecht“, verabschiedet er sich vom Publikum, das zuvor noch den Refrain mitgesungen hat.

Lennard Rosar belegt den dritten Platz.
Lennard Rosar belegt den dritten Platz. (Foto: Johannes Simon)

Den dritten Platz belegt Lennard Rosar. Er erzählt von sich und wie seine äußerliche Erscheinung, die einem tätowierten, bärtigen Wikinger mit langen Haaren ähnelt, eigentlich gar nicht zu seiner femininen Art passe. „Da fällt ihnen wahrscheinlich jetzt der Leberkäse aus dem Mund“, sagt der Kölner, nachdem er sich als Veganer outet. Eine Ausnahme mache er aber bei veganem Käse, dessen Eigenschaften er mit Olaf Scholz vergleicht. Er appelliert an mehr gesellschaftlichen Konsens, man solle aufeinander zugehen, weg vom „Schubladendenken“.

Die ausgebildete Opernsängerin Corline Bungeroth singt sich auf den vierten Platz.
Die ausgebildete Opernsängerin Corline Bungeroth singt sich auf den vierten Platz. (Foto: Johannes Simon)

Den vierten Platz belegt Caroline Bungeroth. Die ausgebildete Opernsängerin verbindet geschickt Musik, Kabarett und Comedy. Insgesamt hat sie fünf Lieder dabei, beginnend mit einem kurzen Abriss darüber, wie sie auf der Suche nach einem kühlen Bier letztendlich im Veranstaltungsforum Fürstenfeld gelandet ist. „Jeder Scheiß kann eine Chance sein“ singt die Berlinerin, aus Mist könne ja auch noch etwas Gutes werden: Biogas. Außerdem singt sie über ihre Fernbeziehung und den damit verbundenen Fernverkehr zwischen ihrer Heimat Berlin und Bern – und die Deutsche Bahn. Sie bindet dabei immer wieder auch das Publikum ein, das dann Teile des Refrains mitsingt. „I like to move it, move it“ beim Treten in die Pedale ist ihre Antwort auf gestiegene Benzinpreise und „Let it be“ die Antwort auf Besserwisserei, die sie öfter auch selbst miterleben dürfe.

Christian Springer, einst selbst Sieger des Paulaner-Solo-Wettbewerbs, moderiert den Abend.
Christian Springer, einst selbst Sieger des Paulaner-Solo-Wettbewerbs, moderiert den Abend. (Foto: Johannes Simon)

Moderator Christian Springer berichtet, der Paulaner-Solo-Wettbewerb sei eine einzigartige Veranstaltung und könne als Sprungbrett gesehen werden. Gerade für die Bekanntheit im Münchner Raum. Obendrein empfindet er die Kategorie des Publikumspreises als großzügig, es gebe nicht viele Veranstaltungen, bei denen Künstlerinnen und Künstler so viele Möglichkeiten haben, etwas gewinnen zu können bei denen die Stimme des Publikums eine wichtige Rolle spielt. Auch seien auch viele Gewinner bis heute gut in der Szene etabliert, wie beispielsweise Eckart von Hirschhausen, Django Asül oder auch Maxi Schafroth.

Die Teilnehmer und Termine für das Paulaner Solo+ 2025 stehen fest: 1. Runde am Sonntag, 16. März 2025, 19 Uhr, Kleiner Saal, Veranstaltungsforum Fürstenfeld mit Jan Bätz, Monsieur Momo, Christoph Rummel und Bermuda Zweieck, Moderation: Markus Kapp. 2. Runde am Sonntag, 15. Juni 2025, 19 Uhr, Kleiner Saal, Veranstaltungsforum Fürstenfeld mit Bewie Bauer, Tobias Gnacke, Adrian de Greef und Christine Schütze Moderation: Markus Kapp. Finale 2025 mit den vier Siegern der beiden Vorrunden; Moderation: Michael Altinger; Sonntag, 26. Oktober 2025, 19 Uhr, Stadtsaal, Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Karten sind ab sofort erhältlich beim Kartenservice Fürstenfeld, Tel. 08141/66 65 444 sowie online unter www.fuerstenfeld.reservix.de.

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