Fürstenfeldbruck:Zwischenschritt im Netz und als App

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Auf der Homepage gibt es einen Überblick über den Schauplatz der gescheiterten Geiselbefreiung vor dem Tower. (Foto: Landratsamt/oh)

Das Landratsamt stellt den digitalen Erinnerungsort zum Olympia-Attentat vor und hofft darauf, einmal einen authentischen im Fliegerhorst schaffen zu können.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Es sind Zeitzeugen wie Axel Kaiser oder Andreas Zenglein, deren Schilderungen das Scheitern des Befreiungsversuchs der israelischen Geiseln am 5. September 1972 plastisch und glaubhaft machen. Zenglein war Mitglied des Bundesgrenzschutzes, Kaiser Sanitäter bei der Luftwaffe, und beide werden 50 Jahre nach dem Olympia-Attentat im digitalen Erinnerungsort aussagen. Am Jahrestag des Massakers hat das Landratsamt diesen digitalen Erinnerungsort vorgestellt - und hatte dafür nach dem Staatsakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog und Hinterbliebenen-Sprecherin Ankie Spitzer eine weltweite Verbreitung.

Die Entwicklung der Homepage und der App begann vor zwei Jahren, nachdem der Kreistag die Mittel dafür bereitgestellt hatte. Die digitale Variante soll die Lücke füllen, bis der alte Tower als authentischer Schauplatz für einen Erinnerungsort zur Verfügung steht. Das ist, wie man auch im Landratsamt weiß, sicher nicht vor 2026 der Fall. In dem Jahr will die Bundeswehr den Fliegerhorst verlassen, erst dann kann die zivile Nutzung des Geländes beginnen. Bislang ist aber noch völlig unklar, ob der Tower und das Umfeld zur Verfügung stehen werden. Wie wertvoll das Gebäude - nicht im finanziellen Sinne - ist, davon konnten sich gerade in diesem Jahr etliche Besucherinnen und Besucher bei Führungen oder Veranstaltungen überzeugen.

Homepage und App sollen die Geschehnisse vom 5. September 1972 detailliert aufarbeiten und beleuchten. "Der digitale Erinnerungsort rückt das Gedenken an die zwölf Opfer in den Mittelpunkt und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Geschehnisse und den Ort zu verschaffen, an dem das Attentat sein tragisches Ende nahm", hieß es bei der Präsentation.

Olympische Organisationen fördern das Projekt

Koordiniert hat das Projekt Silke Seiz mit Unterstützung von Sandra Moser, inhaltlich sind die Historiker Dominik Aufleger, Anna Greithanner und Robert Wolf verantwortlich, und die technische Umsetzung passierte bei Augmented Minds Ambrus & Lonau in München und bei der Agentur Le4f. Als Förderer werden das bayerische Kultusministerium, die BMW Group, das Internationale Olympische Komitee und der Deutsche Olympische Sportbund genannt.

Die Homepage gibt einen passablen Überblick über die bislang historisch belegbaren Fakten. Die App, erhältlich im Google Play Store und im App Store, verlangt von den mobilen Endgeräten, dass sie Augmented Reality darstellen können. Damit sind Einblendungen gemeint, die Zusatzinformationen an bestimmten Stellen des historischen Schauplatzes oder an der Gedenkstätte vor der Kaserne bereitstellen. Diese Funktion steht sowohl im sogenannten Zuhause-Modus als auch beim Besuch in Fürstenfeldbruck zur Verfügung. Die digitale Lösung biete die Chance, so das Landratsamt, dauerhaft ein regionales, nationales und internationales Publikum zu erreichen, für jüngere Generationen eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen und damit der anhaltenden historischen Bedeutung des Ereignisses gerecht zu werden.

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