Fürstenfeldbruck:Ohne Benefizveranstaltungen kein Geld

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Ersatzlos gestrichen: Das Bild von 2018 zeigt den Brucker Stadtlauf, dessen Erlös normalerweise an die Bürgerstiftung fließt. (Foto: Bürgerstiftung)

Wohltätigkeitsverbände und Hilfsorganisationen im Landkreis müssen mit geringeren Mitteln auskommen und andere Finanzquellen erschließen. Die Spendenbereitschaft ist jedoch ungebrochen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Corona-Pandemie stürzt auch die Wohltätigkeit in die Krise, denn es gilt: ohne Benefizveranstaltungen weniger Geld. Einrichtungen im Landkreis wie die Bürgerstiftung, der Lions Club oder die Togo-Hilfe verzeichnen sinkende Einnahmen, was sich auf ihre Arbeit auswirkt. Sie versuchen, den Einbruch durch Spenden ihrer Mitglieder und Förderer oder aus anderen Quellen auszugleichen. Die Togo-Hilfe in Maisach etwa bekommt vom zuständigen Bundesministerium 1,5 Millionen Euro, um die Menschen in dem westafrikanischen Staat im Kampf gegen das Virus zu unterstützen.

Die Bürgerstiftung unterhält vier Tafeln im Landkreis, in denen Bedürftige Lebensmittel günstig erstehen können. Sie mussten im Lockdown für zwei Wochen ersatzlos geschlossen werden, bis ein Notfallplan entwickelt und umgesetzt war. Junge Helfer verpackten die Produkte in Tüten, die ausgegeben und teilweise ausgefahren wurden. "Wir haben viele Sach- und Geldspenden dafür bekommen", erzählt Sprecherin Katrin Rizzi. Ausgefallen sei aber der Brucker Stadtlauf des Fitnesscenters Hardy's, das die Bürgerstiftung dabei stets "begünstigt" habe. Rizzi schätzt, dass der Einrichtung etwa 11 000 Euro fehlen. Allerdings hat der Ausfall keine Projekte beeinträchtigt.

Der Fürstenfeldbrucker Lionsclub verzeichnet ein Minus in ähnlicher Größenordnung, weil alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten - darunter ein Golfturnier, die Brucker Kirta sowie eine Lebensmittelspendenaktion. Präsident Cosmin Mihali geht davon aus, dass es auch keinen Stand auf dem Christkindlmarkt geben wird. Auch die Geselligkeit hat gelitten. Gemeinsame Treffen, Ausflüge und Reisen mussten und müssen ausfallen, ebenso wohl die Weihnachtsfeier. Allerdings setzt Mihali darauf, dass die Teilnehmer stattdessen den Beitrag in Höhe von 100 Euro spenden. Er betont, dass der Lions Club nicht nur Geld gibt, sondern es geht auch um das Zusammensein, etwa bei der alljährlichen Weihnachtsfeier zusammen mit Schwerstdementen in Marthashofen.

Das Motto von Rotaract, dem Jugendverband der Rotarier, heißt "Helfen, lernen, feiern". Aber das Clubleben sei infolge der Hygienemaßnahmen eingeschränkt, berichtet Julius Echinger. Die alljährliche "Kauf-eins-mehr-Aktion" musste in den Herbst verschoben werden. Dabei bitten Rotaract-Mitglieder die Kunden vor einem Supermarkt, einen oder mehrere Artikel zusätzlich zu kaufen und der Jugendgruppe zu geben, die die Produkte an die Tafeln weiterleitet. Dieses Mal sei aber deutlich weniger gespendet worden, sagt Echinger. Ob das an der Pandemie lag, weil Leute distanzierter reagierten, wenn sie vor dem Laden von Fremden angesprochen wurden, oder an der wirtschaftlichen Ungewissheit oder einfach nur Zufall war, vermag er nicht zu sagen.

Der Wings for Life Run, an dem Rotaract Fürstenfeldbruck seit einigen Jahren teilnimmt, fand nicht wie gewohnt als riesige Veranstaltung im Münchner Olympiastadion statt, sondern jeder Teilnehmer konnte auf einer eigenen Laufstrecke mit interaktiver Tracking-App ohne Infektionsgefahr mitmachen. Der Erlös fließt komplett in die Rückenmarksforschung.

Der Togo-Hilfe in Maisach fehlt "sicher ein fünfstelliger Betrag", weil alle Wohltätigkeitsveranstaltungen ausfallen mussten, so Vorsitzende Margret Kopp. Ebenso wie der Lions Club konnte der Togoverein sein 40-jähriges Bestehen heuer nicht feiern. Er konnte aber alle aktuellen Projekte fortführen, weil sie aus regelmäßigen Spenden finanziert werden und die Geber dem Verein "alle treu geblieben" sind.

Allerdings konnten keine Werbematerialien verteilt und neue Förderer gefunden werden. Und durch den Ausfall der Benefizveranstaltungen fehlen der Togo-Hilfe die Mittel für Notfälle. Dafür hat die Organisation Geld vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bekommen. Damit habe man sowohl Schutzausrüstung für medizinisches Personal und Lebensmittel verteilt als auch neue Brunnen anlegen lassen. Außerdem hat die Hilfsorganisation die Einrichtung von Nähereien für Masken sowie von Produktionsstätten für Seife und Desinfektionsmittel im ganzen Land unterstützt.

© SZ vom 24.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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