Kindertheater:Das Publikum singt den Kater-Song mit

Lesezeit: 3 Min.

Der Herr und sein Kater: Müllerssohn Hannes (Florian Weber; links) und Catty Cool (Vladislavs Pisligins) schließen einen Pakt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Catty Cool ist der moderne gestiefelte Kater. Klar, dass er ein eigenes Lied hat. Die zeitgemäße Märchenversion der Neuen Bühne Bruck kommt bei Alt und Jung gut an.

Von Elisabeth Grossmann, Fürstenfeldbruck

Er trägt ein rotes Sakko, rote Skinny Jeans und rote Stiefel. Fröhlich klimpert er ein Liedchen auf dem Klavier: „Keiner ist so klug und hell, keiner ist wie Catty Cool.“ Es ist der gestiefelte Kater. Nur heißt dieser im Stück der Neuen Bühne Bruck nicht so, wie ihn die Gebrüder Grimm in ihrem Märchen aus dem Jahr 1812 tauften. In der modernen Version von Frank Pinkus trägt der lässige und clevere Kater den Namen „Catty Cool“ und hilft dem Müllerssohn, den Traum vom eigenen Hotel zu verwirklichen.

Weil das Theaterstück für Kinder ab dem vierten Lebensjahr gedacht ist, hat Regisseur Matthias Friedrich Pinkus’ Stück gekürzt und inhaltlich angepasst. Vor allem sein eigens gedichteter Kater-Song kommt beim Publikum der Premiere sehr gut an. Nach 90 Minuten Spielzeit summt fast jeder den heiteren und leicht erinnerbaren Text. „Der gestiefelte Kater“ ist eine zeitgemäße Variante des Märchens, die Kindern Offenheit und Vielfalt vermittelt und sie ermutigt, das Leben in die eigene Hand zunehmen, statt in einer nicht zufriedenstellenden Situation zu verharren. Aber auch Erwachsene werden zum Nachdenken angeregt und kurzweilig unterhalten.

Langeweile am Hof: König Konrad (Georg Habbel) beim Golfen und seine Tochter, Prinzessin Caroline (Tanja Osman). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Prinzessin Caroline, verkörpert von Tanja Osmann, ist gelangweilt von ihrem Leben am Königshof und träumt von einem eigenen Hotel. Ihr biedermeierlicher Vater König Konrad von Konradien, gespielt von Georg Habbel, hingegen genießt die Vorzüge des Adels und beschwert sich andauernd darüber, dass derzeit kein Rebhuhnbraten verfügbar sei. Die beiden halten sich im Schlossgarten auf, als der schwarz gekleidete Homilius Horrifax auftaucht. Dieser sagt, dass er dem König jeden Wunsch erfülle, sollte er ihm die Hand seiner Tochter versprechen. Konrad will das Angebot sofort annehmen, doch Caroline schreitet ein. Sie hat gehört, dass Horrifax, gespielt von Roman Pauli, im schwarzen Schloss im Nachbarland lebt und ein gefährlicher Zauberer ist.

Der Müllerssohn Hannes, gespielt von Florian Weber, ist schusselig, ängstlich und mittellos. Auch er träumt von einem eigenen Hotel. Als Hannes herausfindet, dass sein Kater, gespielt von Vladislavs Pisligins, nicht nur sprechen kann, sondern noch dazu sehr clever ist, schließen die beiden einen Pakt: Hannes besorgt dem Kater, der sich Catty Cool nennt, ein Paar Stiefel und im Gegenzug verhilft dieser ihm zu seinem Glück.

Während der Vorführung spielt der Kater immer wieder seinen Song – mal auf der Gitarre, mal am Klavier. Er handelt davon, dass keiner so clever und aufgeweckt ist wie er. Auch Hannes und Catty Cool begegnen dem unheimlichen Zauberer. Mit Unterstützung des Publikums versteckt sich der Kater und beobachtet Horrifax dabei, wie er versucht Rebhühner für den König herbeizaubern. Daraufhin fängt Catty Cool selbst die Tiere und überreicht diese dem König im Namen des erfundenen „Grafen von Carabas“– ein Trick, um den Müllerssohn Hannes als reichen Adeligen darzustellen.

Der Zauberer fällt auf den Kater herein

Im Finale provoziert Catty Cool den Zauberer: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich in eine Maus verwandeln können.“ Horrifax fällt auf den Trick hinein, verwandelt sich und wird vom Kater verspeist. „Der böse Zauberer ist besiegt“, verkündet Catty Cool feierlich und teilt Hannes mit, dass die Burg nun ihm gehöre. „Jetzt kann ich endlich mein Hotel eröffnen“, jubelt der Müllerssohn. Caroline ruft begeistert: „Ich werde Direktorin.“ Der König ist beeindruckt vom Reichtum des Grafen und gibt Hannes und Caroline den Segen zur Hochzeit. Zum Abschluss stimmen die Schauspieler noch einmal den Kater-Song an. Aus den Reihen schallt es zurück: „Keiner ist wie Catty Cool.“

Der Kater bildet das Gegenstück zu den anderen Figuren. Sie alle tragen Brillen, nur „der Kater ist als einziger nicht kurzsichtig“, sagt Friedrich: „Er schaut über seinen eigenen Tellerrand hinaus.“ Dem Regisseur zufolge verharren Konrad, Caroline und Hannes in ihrem „rosaroten Zuhause“. Das Stück soll die Zuschauer dazu ermutigen, dem Beispiel des Katers zu folgen, aus ihren Strukturen auszubrechen und offen zu sein. Durch die Metapher des Hotels wird diese Botschaft auch für das junge Publikum verständlich.

Damit die Kinder sich mit den Figuren identifizieren können, sind Hannes und Caroline nicht, wie in der Originalversion, Mitte 40, sondern in ihren Zwanzigern. Auch kürzte Friedrich Pinkus die Spielzeit auf 90 Minuten. Trotz dieser Anpassungen ist das Stück auch für Erwachsene sehenswert. Die Botschaft, aus festgefahrenen Strukturen auszubrechen und sich in Weitsicht zu üben, ist schließlich nicht nur für Klein, sondern auch für Groß wichtig.

„Der gestiefelte Kater“, Neue Bühne Bruck, für Kinder ab vier Jahren, Vorstellungen am 30. November sowie am 1., 7., 8., 15., 21., und 22. Dezember

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