Fürstenfeldbruck:Nazibauten spalten Ausschuss

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Andreas Ströhle lehnt den umfassenden Erhalt denkmalgeschützter Fliegerhorstgebäude ab, Andreas Lohde widerspricht

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ginge es nach Andreas Ströhle, dann könnte in einigen Jahren mit der Bundeswehr auch ein großer Teil des bislang als historisch bedeutsam eingestuften Gebäudebestands verschwinden. Denn für den BBV-Stadtrat steht die an Krieg und Leid erinnernde, bombastische Blut- und Bodenarchitektur der Nazis einer auf die Bedürfnisse künftiger Bewohner zugeschnittenen Bebauung eher im Weg. Ströhle bezeichnet einen umfassenden Erhalt als fragwürdig und kritisiert den Trend, Gebäude als historisch zu bezeichnen, nur weil sie ausreichend alt sind. Als Beispiel nennt Ströhle den Kilometerbau. Ein etwa 50 Meter langes Teilstück würde seiner Ansicht nach genügen, um späteren Generationen das Wesen dieses Komplexes zu veranschaulichen. Der Erhalt des gesamten Bauwerks sei nicht notwendig.

Über die Frage, welche Gebäude in dem künftigen Stadtteil nach dem Umzug der Offizierschule nach Roth erhalten werden sollen, ist am Mittwoch im Konversionsausschuss des Stadtrats durchaus kontrovers diskutiert worden. Das Meinungsspektrum reicht von Andreas Ströhle bis Andreas Lode - der CSU-Fraktionsvorsitzende würde sogar gerne einige Gebäude, die das zuständige Landesamt gar nicht unter Denkmalschutz stellen will, notfalls auf eigene Faust und Rechnung erhalten. So wie die Sternbauten, die ehemalige Grundschule und die um das Jahr 1950 herum unter Leitung der US-Amerikaner errichtete Kirche. Jene würde auch der Kunsthistoriker und Architekt Matthias Wieser gerne erhalten. Von 2014 bis 2016 hat Wieser den Gebäudebestand des Fliegerhorsts akribisch untersucht sowie bewertet. Am Mittwoch legte er den Stadträten seine Studie erstmals vor und erläuterte sie (bis zum 5. November sind die entsprechenden Schautafeln im Rathausfoyer ausgestellt).

Eine den gesamten Status Quo bewahrende "Käseglocke" über dem Fliegerhorst lehnt zwar auch Lohde ab. Und auch er warnt vor einem allzu umfassend interpretierten Denkmalschutz, der die zivile Nutzung der Offizierschule einschränken könnte.

Viele Brucker Stadträte haben sich noch nicht entschieden und schwanken zwischen Ströhles und Lohdes Position. So meldet Willi Dräxler (BBV) Zweifel an,dass noch genügend Raum für all die vorgesehenen Menschen nebst Betrieben und Einrichtungen bleibt, wenn der Bestand erhalten und darüber hinaus Platz im Sinne des Naturschutzes freigehalten wird. Christian Stangl (Grüne) würde sich für die Siedlung zudem ein Erscheinungsbild "pazifistischer" Ausprägung wünschen. Sie soll also quasi aus dem Schatten der Nazibauten heraustreten.

Stadtbaurat Martin Kornacher versuchte, allzu große Sorgen zu zerstreuen. Er empfiehlt zwar unbeirrt den Erhalt des Ensembles der ehemaligen Luftkriegsschule, hält es aber gleichwohl für möglich, bestehende Altbauten als Wohnungen zu nutzen.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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