Fürstenfeldbruck:Naturschützer behalten sich Klage vor

Geplante Nutzung des ehemaligen Militärfluplatzes verfolgt nach Ansicht des BN kein gravierendes öffentliches Interesse

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Der Bund Naturschutz (BN) will notfalls per Normenkontrollklage die Naturschutzflächen auf dem ehemaligen Militärflugplatz verteidigen. "Falls die Gemeinde Maisach unsere Argumente bei der Abwägung unter den Tisch fallen lassen sollte, werden wir juristische Mittel einlegen", sagte die Kreisvorsitzende des BN, Eugenie Scherb, am Dienstag auf der Mitgliederversammlung und warb um Zustimmung und um finanzielle Unterstützung, wenn es denn soweit kommen sollte. Der Haushalt enthalte zwar 10000 Euro, womöglich müsse man aber die rund 3550 Mitglieder um Spenden bitten.

"Das ist unser derzeit größtes und anspruchsvollstes Projekt", sagte Scherb, die 2013 den Kreisvorsitz übernommen hat. Es könne nicht sein, dass 240 Hektar, die als wertvolle Naturschutzfläche für Magerwiesen kartiert sind, in Industriefläche umgewandelt werden. Dies wäre in dieser Größenordnung nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa beispiellos und würde einen Präzedenzfall schaffen, erklärte die Eichenauerin. "Wenn wir als BN nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, um zu verhindern, dass das bayerische, deutsche und europäische Naturschutzrecht ausgehebelt werden, wer sollte dies dann tun?" fragte sie die knapp 50 Mitglieder im Veranstaltungsforum. Die Rückwidmung eines Naturschutzgebietes sei nur möglich, wenn ein schwerwiegendes öffentliches Interesse vorliege, das könne man bei der Maisacher Planung, die eine Trabrennbahn, ein riesiges "Event-Center" für BMW, eine Polizeiübungsgelände sowie ein Teilstück einer Umgehungsstraße beinhalte, sicher nicht unterstellen. Zudem sei die Prüfung von Alternativen fehlerhaft und die geplante Aufwertung des Mallertshofer Holzes bei Freising durch einen Umbau zu Magerwiesen kein Ausgleich für den Eingriff. Die geplante Ausgleichsfläche sei schon jetzt ein anerkanntes Naturschutzgebiet, "es kommt also kein Quadratmeter hinzu und die 240 Hektar in Bruck wären für immer verloren", kritisierte Scherb. Wie sie verriet, steht man bereits mit Unterstützern in Kontakt, auch mit einer der besten Fachanwältin für Naturrechtsangelegenheiten in Frankfurt. Beratend zur Seite stehe auch die Kreisgruppe Straubing-Bogen. Der war es vor Jahren gelungen, durch einen Bürgerentscheid die Ansiedlung eines BMW-Event-Centers zu verhindern. Auf die Frage, ob man nicht auch einen Bürgerentscheid initiieren sollte, sprach Scherb von "eher geringen Erfolgschancen", stimmte aber zu, mehr in die Öffentlichkeit zu gehen, wenn sich die Fortsetzung der Planung abzeichnen sollte.

Die Kreisgruppe bekommt auch von Landeschef Hubert Weiger volle Rückendeckung. Leider sei seit Abgabe der Stellungnahme zur Planung aus Maisach nichts mehr zu hören gewesen, beklagte Scherb. Sie wisse aber von etlichen behördlichen und privaten Einsprüchen gegen den Plan. Einen Haken hat laut Scherb eine Klage, sie habe nämlich keine aufschiebende Wirkung. Um eine Umsetzung der Planung vor einem Urteil zu verhindern, müsste gegen jede einzelne Maßnahme gerichtlich vorgegangen werden. "Das würde sicher unsere finanziellen Möglichkeiten sprengen", so die Vorsitzende.

Ferner will der Kreisverband für einen gentechnikfreien Landkreis kämpfen. Gudrun Hanuschke - Ende aus Schöngeising wies auf mögliche Gefahren für Kleinbauern und Verbraucher hin, wenn sich die transatlantische Freihandelszone durchsetzen sollte. Gegen die Massentierhaltung engagiert sich Reinhard Gatz aus Puchheim und die "gedrosselte Energiewende" hat Klaus Ehrenberg aus Eichenau im kritischen Blick. Auf Veränderungen in den Lehrplänen der Schulen wollen die Umweltbildnerinnen Brigitte Thema, Holde Tietze-Härtl und Anke Simon mit neuen Themen wie "Wildbiene trifft Honigbiene" und Führungen zum Thema "Wolf" reagieren. "Wir bekommen zunehmend Probleme, im Landkreis noch artenreiche Wiesen oder intakte Hecken zu finden, zu denen wir mit den Kindern gehen können, bedauerte Simon, die auch kritisierte, dass manche Schulen den Umweltbildnerinnen nur einen Stundensatz von acht Euro bezahlen wollen.

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