Während der faschistischen Herrschaft wurden in Fürstenfeldbruck mehr als 100 Menschen zwangsweise sterilisiert und mindestens neun Menschen aus dem Landkreis von Ärzten im Zuge der sogenannten Euthanasie-Aktionen ermordet. Diese Opfer wurden jahrzehntelang totgeschwiegen, auch, weil die Ideologie vom „unwerten Leben“ keine Erfindung der Nationalsozialisten war, sondern lange zuvor in Deutschland aufkam.
Die Stadt Fürstenfeldbruck möchte die Opfer nun aus der Vergessenheit herausholen und ihnen ihre Identität zurückgeben. Zu diesem Zweck recherchiert die Forscherin Magdalena Nagel, sie hat inzwischen zehn Mordopfer identifiziert. Über den Stand ihrer Untersuchung berichtet Nagel am Mittwoch, 4. Dezember, um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Aumühle. Der Bericht ist eine Fortsetzung, Nagel hatte bereits im Oktober 2023 in Fürstenfeldbruck über sogenannte Euthanasie-Morde in Süddeutschland und Österreich gesprochen. Ihre Urgroßtante kam wegen einer Wochenbettdepression in eine Anstalt und wurde ermordet.
Nagel stammt aus Laa an der Thaya im niederösterreichischen Weinviertel. Sie hat dort die Spuren der jüdischen Bürger sichtbar gemacht, obwohl es in Laa angeblich keine jüdischen Bürger gegeben hat. Für diese Arbeit wurde ihr von der israelitischen Kultusgemeinde Wien im Jahr 2010 die Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille verliehen.
Die Stadt Fürstenfeldbruck unterstützt die Recherche und will damit ein Zeichen setzen, dass solches Unrecht nie wieder geschehen darf und ähnlichen Entwicklungen bereits im Ansatz entschieden entgegengetreten werden muss. Die Initiative soll Angehörige motivieren, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen und an der Erstellung der Biografien mitzuwirken.