Fürstenfeldbruck:Nachwuchs gesucht

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"Fachkräfte müssen ausgebildet werden": Harald Volkwein redet den Meistern ins Gewissen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Zahl der Auszubildenden in mehreren Handwerksberufen sinkt

In Handwerksberufen nimmt die Zahl der Nachwuchskräfte stetig ab. Das Schreinerhandwerk ist den Vertretern der Kreishandwerkerschaft zufolge davon zwar noch nicht maßgeblich betroffen, jedoch ist das schwindende Interesse an einer handwerklichen Ausbildung Grund zur Sorge. Seit dem Jahr 2013 übersteigt die Zahl der Erstsemester an den Universitäten die Zahl derer, die eine Lehre anfangen. Darum wollen Handwerkskammer und Schreinerinnung bei jungen Menschen das Interesse fürs Handwerk wecken.

In der Konkurrenz um die besten Schulabgänger zögen die Handwerksberufe zwar meist den Kürzeren, sagte Kreishandwerksmeister Harald Volkwein auf der Jahreshauptversammlung der Schreinerinnung, und ihm sei auch klar, dass viele der jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung entschieden, oft ein geringeres Maß an Bildung in die Ausbildung mitbrächten.

Doch: "Fachkräfte werden ja schließlich nicht geboren, sondern ausgebildet und am besten von uns", erklärte er entschieden. Allerdings bildet nur noch jeder fünfte Betrieb Lehrlinge aus. Das hält Volkwein für bedenklich. Als Grund dafür werden die Ausbildungskosten und das Risiko genannt, den Facharbeiter nach der Ausbildung an einen Konkurrenten zu verlieren. Um diesen Bedenken die Spitze zu nehmen, plant die Innung, Ausbildungsbetriebe bei den Kosten der Abschlussprüfungen zu unterstützen und so die Aufnahme eines Lehrlings attraktiver zu gestalten. Volkwein möchte auch das Konkurrenzdenken eindämmen.

Das liegt ihm besonders am Herzen, denn nicht auszubilden mit der Begründung, der spätere Facharbeiter werde nach drei Jahren sowieso zu einem der größeren Konzerne gehen, sei einfach zu klein gedacht und nicht im Sinne des Berufsverbands. Es sei jetzt im Wesentlichen wichtiger, couragiert zu handeln. Denn die Zukunft des Handwerks hinge schließlich davon ab. In diesem Jahr erwarten die Innungen etwa 50 neue Handwerksgesellen.

Was, so Franz Höfelsauer, Beauftragter der Kreishandwerkerschaft, ein beträchtlicher Rückgang sei, da der Durchschnitt neuer Gesellen meist bei etwa 65 im Jahr liege. Die Zunft könne sich zwar im Vergleich zu anderen Handwerkern nicht über stark zurückgehende Ausbildungszahlen beklagen, das liege jedoch nicht an der großen Nachfrage, sondern vielmehr an der aktiven, beinahe schon aggressiven Öffentlichkeitsarbeit der Innungen, die ihr Möglichstes daran setzen, das Schreinerhandwerk präsent zu halten. Dies zeigt auch etwa das Engagement der Handwerkskammer, die es den Innungsbetrieben ermöglicht, auf Berufsmessen wie der Vocatium kostenlos ihren Berufsverband vorzustellen.

Selbst der Zustrom der Flüchtlinge reiche noch nicht aus, um die Handwerksbetriebe mit ausreichend Nachwuchs zu versorgen, da bei den wenigsten die Sprachkenntnisse und der Bildungshintergrund reichten, um eine Ausbildung nach deutschen Maßstäben zu beginnen. Jedoch begann vor zwei Jahren ein Modellprojekt an ausgewählten Berufsschulen. In sogenannten Berufsintegrationsklassen sollen junge Asylbewerber über zwei Jahre hinweg Deutsch lernen und einen Einblick in die Berufswelt erhalten. Dabei soll ihnen der spätere Übertritt in eine duale Ausbildung erleichtert werden. Auf diese Weise könnte das Absinken der Zahl der Auszubildenden in den Handwerksberufen ein wenig gebremst werden.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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