Fürstenfeldbruck:Mit großer Leidenschaft

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Brucker Forstamtschef feierlich verabschiedet

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Schöpfung betonen, die Leistung von Land- und Forstwirten hervorheben, das Wissensdefizit der Verbraucher schließen und die Vielfalt und Schönheit der Kulturlandschaft erhalten - diese Ziele hat der neue Leiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Günter Biermayer, bei seiner Amtsübernahme am Dienstag genannt. Im Churfürstensaal von Kloster Fürstenfeld stellte sich Biermayer seinen Mitarbeitern sowie einem Festpublikum vor, das zur gleichzeitigen Verabschiedung des bisherigen Amtsleiters, Hans-Jürgen Gulder gekommen war.

Biermayer machte in seiner kurzen Antrittsrede klar, dass es mit ihm als Behördenleiter kein Zurück zu einer wilden Landschaft geben werde. Über Tausende Jahre hätten Menschen Landschaft und Wälder aufgebaut, gepflegt und genutzt. Forderungen nach einer neuen Wildnis entsprängen einer "Fehleinschätzung" und zeigten, wie der Begriff der Nachhaltigkeit schon verkommen sei. "Wir sollten die Wildnis erhalten, wo es sie gibt", sagte der Nachfolger Gulders und verwies auf die tropischen Regenwälder, die nicht für landwirtschaftliche Flächen geopfert werden dürften. Seine Aufgabe sieht Biermayer darin, darauf hinzuweisen: "Wo ist Schutz notwendig, wo Nutzung möglich." Es gehe darum, mit den Lebensgrundlagen so umzugehen, dass sie erhalten blieben. Der Naturhaushalt müsse funktionieren.

Biermayers Botschaft an die Konsumenten deckte sich mit der Klage des Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Georg Huber aus Puchheim. In seinem ausführlichen Grußwort beschwerte sich Huber über den schwindenden Rückhalt in der Gesellschaft, über eine geringer werdende Akzeptanz in der Bevölkerung und einem wachsenden Unverständnis über das, was Huber als selbstverständliche Grundlagen der Bauern ansieht. "Wir kommen mit der Geschwindigkeit, die die Gesellschaft von uns beim Tierwohl verlangt, nicht mehr nach", sagte Huber und nannte damit nur ein Beispiel.

Der jüngst durch Vergehen gegen das Tierwohl in die Schlagzeilen geratene und deswegen geschlossene Schlachthof in Fürstenfeldbruck muss nach den Worten des BBV-Kreisobmanns auf jeden Fall erhalten und wieder geöffnet werden. Es gehe um Regionalität, die kurzen Wege und die direkte Einflussnahme der Direktvermarkter. Seiner Meinung nach besteht die Gefahr, dass es den Schlachthof nicht länger geben wird: "Ein Irrsinn", so Huber.

Diese Worte "eines jungen Bauernführers, wie man ihn sich wünscht", wie Hans-Jürgen Gulder den BBV-Kreisvorsitzenden nannte, war an die Politiker, Funktionäre und Amtsinhaber im Saal gerichtet. "Wir müssen ehrlicher mit der Bevölkerung sein, wir müssen ihr wieder zeigen, wo das Fleisch herkommt, wo die Lebensmittel herkommen." Das Bild, das oft von der Landwirtschaft gezeichnet werde, sei falsch.

Wie es bei der Bauern und Förstern zugeht, was sie denken und wie sie arbeiten, das hat der am Dienstag verabschiedete Hans-Jürgen Gulder in den vergangenen zehn Jahren tagtäglich erlebt. Obschon Experte für den Wald, habe sich Gulder ebenso stark für die Landwirtschaft interessiert, lobten ihn die Grußredner. Sein größter Verdienst aber sei sein Einsatz für den Umbau des Waldes hin zu einem Forst, der die klimatischen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte aushalten werde und weiter wirtschaftlichen wie ökologischen Nutzen habe.

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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